Charakteristisch für die Tigermücke sind der auffällig schwarz-weiß gestreifte Körper und die Beine. Das Insekt ist aggressiv und tagaktiv.Foto: dpa/James Gathany Foto:  

Die Asiatische Tigermücke macht sich langsam in Deutschland breit. Auch in Stuttgart wurde sie bereits beobachtet – bislang nur in Möhringen und am Vogelsang. Im Prinzip aber kann die invasive Insektenart überall gedeihen.

Untertürkheim - D ie Asiatische Tigermücke macht sich mittlerweile in Deutschland breit. Auch in Stuttgart wurde sie bereits gesichtet: Im Sommer vergangenen Jahres sind im Gebiet des Möhringer Friedhofs sowie im Stuttgarter Vogelsang erstmals Exemplare der Aedes albopictus, so ihre lateinische Bezeichnung, nachgewiesen worden.

Bislang ist unklar, wie stark verbreitet das gefährliche Insekt, das als Überträger des Dengue-, Chikungunya- und Zika-Virus gilt, in Stuttgart schon ist. „Wir können noch nicht abschätzen ob es sich bei den 2019 eingesendeten Asiatischen Tigermücken um einzelne Individuen oder um Teile einer bereits etablierten Population handelt“, räumt Xenia Augsten vom „Tiger Projekt“ ein. Die internationale Initiative koordiniert europaweit die Überwachung invasiver Stechmücken, um die Ausbreitung frühzeitig zu erkennen. Auch Baden-Württemberg steht dabei im Fokus: Die Asiatische Tigermücke wurde inzwischen schon in zehn Stadt- und Landkreisen beobachtet. Nach Angaben des Umweltministeriums erfolgte hierzulande im Jahr 2007 der Erstnachweis der Asiatischen Tigermücke im Rahmen eines Forschungsprojektes entlang der A 5 – die viel befahrene Autobahn hat sich als wesentlicher Einschleppungsweg durch Fahrzeuge aus dem Ausland herausgestellt. Weit verbreitet ist das exotische Insekt zum Beispiel bereits in Italien.

Künstliche Brutstätten bevorzugt

Im Prinzip kann sie überall auftreten: Die Asiatische Tigermücke brütet am liebsten dort, wo es feucht ist. Vogeltränken, Gießkannen, Regenwassertonnen – sie bevorzugt künstliche Wasserbehältnisse als Brutstätte, weshalb ihnen vor allem Friedhöfe und Kleingartenanlagen einen idealen Nährboden zur Vermehrung bieten. Um herauszufinden, ob diese Stechenmückenart auch in diesem Jahr wieder in Stuttgart vorzufinden ist, hat das „Tiger Projekt“ in Zusammenarbeit mit dem Landesgesundheitsamt und der Stadt an beiden Standorten Eiablagefallen aufgestellt. Sie bestehen aus schwarzen Kunststoffbehältnissen, sind 15 Zentimeter hoch und haben einen Durchmesser von ebenfalls 15 Zentimetern. Im Friedhof Möhringen gibt es elf davon, im Stadtteil Vogelsang wurden 14 aufgestellt. Bis September werden die diese regelmäßig kontrolliert. „Sollte es sich bei den Funden tatsächlich um Bestandteile einer Population handeln und nicht um einzelne Einschleppungen, so befindet sich diese noch in einem sehr frühen Stadium“, meint Xenia Augsten. Eine große Population wäre sicher schon aufgefallen – durch eine hohe Stichbelästigung.

Relativ anspruchsvolle Mückenart

Die Tigermücke ist zu erkennen an ihren auffällig schwarz-weiß gestreiften Beinen sowie weißen Streifen auf Kopf und Rücken. Die Blutsauger sind nicht mehr als zehn Millimeter groß – aber sehr lästig, weil sie tagaktiv sind und obendrein als aggressiv gelten. Ursprünglich stammt die Art aus der tropischen Klimazone, breitet sich jedoch inzwischen europaweit aus. „Sie gilt als relativ anspruchslose Stechmücke, die sich den Gegebenheiten vor Ort anpasst“, erläutert Xenia Augsten. „Der ausschlaggebende Faktor dafür, ob sich die Tigermücke etablieren kann, hängt neben der Verfügbarkeit günstiger Brutstätten größtenteils mit den klimatischen Bedingungen zusammen.“

Die Entwicklung der Mücke werde durch die Klimaextreme begünstigt – etwa durch hohe Temperaturen. „Besonders heiße Sommermonate mit tropischen Nächten kurbeln die Vermehrung an und stärken die Population vor Winterbeginn.“ Ein kurzer Frost im Winter und Frühjahr reiche nicht aus, um den Eiern zu schaden.

Übertragungswege

Die Asiatische Tigermücke ist nicht nur ein Plagegeist. Sie ist auch ein potenzieller Überträger von Krankheitserregern, etwa des Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Virus. Eine Ansteckung über die Tigermücke hierzulande hängt aber von vielen Bedingungen ab, wie Susanne Glasmacher vom Robert Koch-Institut erläutert. Erst müsste ein Reisender den Erreger mitbringen und von einem Blutsauger gestochen werden. In diesem müsste sich dann der Erreger bei hohen Temperatur vermehren, sodass er beim Stich eines anderen Menschen übertragen wird. „Das ist nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich.“

Bislang seien dem Landesgesundheitsamt nur Fälle gemeldet worden, bei denen sich Reisende im Ausland mit Viren infizierten, teilt das zuständige Regierungspräsidium Stuttgart mit. Im Jahr 2019 seien insgesamt 247 sogenannte Arbovirosen (219 Dengue- , 23 Chikungunya-, drei Zika- und zwei andere Infektionen) übermittelt worden. Zu den häufigsten Infektionsländern gehörten Thailand und andere Länder in Südostasien.

Wasseransammlungen meiden

Hierzulande sei der wirksamste Schutz gegen die Tigermücke das Vermeiden von Brutstätten, sagt Xenia Augsten. „Je weniger wassergefüllte Gefäße im Garten angeflogen werden können, umso weniger Larven entwickeln sich zum Insekt.“ Wer sich sicher sei, von einer solchen Mücke gestochen worden zu sein, sollte unbedingt das städtische Gesundheitsamt verständigen. Wichtig: „Die Stechmücken sollten gefangen und übergeben oder als Fotografie per E-Mail versendet werden“, rät sie. Denn es gebe diverse einheimische Stechmückenarten, die man mit der Asiatischen Tigermücke verwechseln könne. Die Mithilfe der Bevölkerung sei „sehr wichtig und definitiv erwünscht“: Viele der bisher entdeckten Tigermückenpopulationen seien von aufmerksame Anwohner gemeldet worden.

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