Das kleine Känguru im Beutel seiner Mutter. Foto: Wilhelma Stuttgart - Wilhelma Stuttgart

Der Nachwuchs der Roten Riesenkängurus war eine große Überraschung, denn seit März hat sich das Jungtier versteckt gehalten. Mittlerweile ist das noch namenlose Känguru im Beutel seiner Mutter zu sehen.

Über Monate hat er sich versteckt gehalten: Erst seit kurzem lugt der junge Hüpfer aus dem Beutel seiner Mutter. Das kleine Känguru kam in der Wilhelma in Stuttgart bereits Anfang März zur Welt – aber das zunächst fast unbemerkt, wie es bei den Roten Riesenkängurus aus Australien üblich ist.
Bei seiner Geburt ist ein Känguru nur so groß wie ein Daumennagel und wiegt gerade einmal ein Gramm. Den Weg in den mütterlichen Beutel muss der nackte, unterentwickelte Winzling aus eigener Kraft bewältigen. Dort sucht das Neugeborene instinktiv nach einer Zitze, von der es für etwa 70 Tage zunächst nicht wieder ablässt und alle Energie in sein Wachstum steckt. Bei Känguru-Dame Svenja im Zoologisch-Botanischen Garten waren die ersten äußerlichen Anzeichen der Mutterschaft im Mai zu sehen. „Ihr Beutel wurde langsam größer und hing verdächtig tief“, berichtet Tierpflegerin Verena Leinemann. „Da hatten wir schon die Hoffnung, dass ein Jungtier drin sein könnte. Sicher waren wir aber erst, als das Kleine anfing, sich zu bewegen.“ Die Freude darüber war ebenso groß wie die Überraschung. Denn den letzten Nachwuchs gab es in der Wilhelma 2014, darunter auch der jetzige Zuchtmann Pedro. Er hatte in den vergangenen Jahren allerdings keinen bleibenden Eindruck bei seinen beiden Partnerinnen hinterlassen können. „Die Kängurumänner sind normalerweise sehr muskulös und zum Teil auch aggressiv, weil sie ihr Revier und ihre Weibchen verteidigen wollen“, erklärt die Tierpflegerin. „Unser Pedro ist aber eher uninteressiert und dazu relativ klein.“ Ein ausgewachsener Kängurubock kann immerhin bis zu zwei Meter hoch werden und stattliche 120 Kilogramm auf die Waage bringen. Damit sind die Roten Riesenkängurus die größten Vertreter der Beuteltiere, zu denen beispielsweise auch die Koalas, Wombats und Opossums zählen. Bei dieser Känguruart zeigt sich die namensgebende rostrote Färbung bei den Männern, während die Weibchen meist ein blaugraues Fell haben. Der rötliche Schimmer im Haarkleid von Svenja und ihrer Artgenossin beweist aber, dass sich der sanftmütige Pedro durchaus um seine Damen bemüht. „Die rote Farbe kommt von einem Sekret, dass der Mann in Hautdrüsen im Brustbereich bildet“, erklärt Leinemann. „Pedro verteilt es nicht nur in seinem Fell, sondern auch bei seinen Partnerinnen. Bei Svenja ist der Rot-Ton intensiver. Daran erkennt man, dass sie sein Lieblingsweibchen ist.“
Der gemeinsame Nachwuchs des Kängurupaars trägt allerdings noch ein unscheinbares Grau. Welches Geschlecht das Jungtier hat, wird sich erst zeigen, wenn es den mütterlichen Beutel verlässt. Dieser Tag rückt nun immer näher, denn mit etwa acht Monaten unternehmen Kängurukinder ihre ersten Ausflüge und beginnen, ihre Sprungkraft auf die Probe zu stellen. Bis zu neun Meter überwindet ein ausgewachsenes Riesenkänguru immerhin mit einem Satz. Im Alter von einem Jahr muss sich das Jungtier dann endgültig von der Zitze seiner Mutter lösen und lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Mit etwas Glück wächst im Beutel dann auch schon die nächste Generation heran.