Zerstörte Sonnenschirme der Königsbau-Gastronomen. Foto: Stzn

In der dritten Nacht, in der die Freitreppe am Kleinen Schlossplatz gesperrt wurde, blieb es in der City friedlich. Etwa 200 junge Leute suchten Schutz im Königsbau. Wirte beklagen Vandalismus auf dem Schlossplatz.

Stuttgart - Lange sah alles am Samstag nach einer eher ruhigen Nacht für die Stuttgarter Polizei aus. Die Absperrung der Freitreppe zwischen Königsbau und Kunstmuseum ging kurz nach 20 Uhr geräuschlos über die Bühne. Angesprochen von den Anti-Konflikt-Teams der Polizei standen die Menschen ohne Widerstand auf. „Ich hätte mir das spektakulärer vorgestellt“, sagt eine Passantin und beobachtete, wie die weißen Planen an Metallgittern über und unter der Treppe zwischen Königsbau und Kunstmuseum befestigt wurden.

Laut Polizei blieb es in der dritten Nacht mit gesperrter Freitreppe am Kleinen Schlossplatz überwiegend friedlich, aber die Wirte des Königsbaus haben am Sonntag gegenüber unserer Zeitung starken Vandalismus beklagt. Sonnenschirme und Tische, die auf der Königstraße standen, seien mutwillig zerstört worden. „Der Sachschaden ist erheblich“, teilt Daniel Schmidt von der City Gaststätten Betriebs GmbH mit.

Die Sperrung gehört zum Sicherheitskonzept der Polizei und ist eine Reaktion auf die Auseinandersetzungen, die sich in der Samstagnacht vom 29. Mai 2021 zwischen der Polizei und jungen Menschen ereignet haben. Zwei junge Frauen aus dem Rems-Murr-Kreis zeigen einerseits Verständnis für dieses Sitzverbot, finden es andererseits nicht richtig, dass die Mehrheit für die Verfehlungen Einzelner mitbestraft wird, und sie jetzt den schönen Blick auf den Schlossplatz nicht mehr genießen können.

Bei Regen flüchten die jungen Leute in den Königsbau

An diesem Samstag wäre die Treppe auch ohne Absperrung wohl frei geblieben, denn gegen 20.30 Uhr setzte ein heftiger Platzregen ein, und es wurde überhaupt nicht mehr trocken in dieser Nacht. Statt des erhofften weiteren lauen Abends mit Chillen auf den Grünflächen in der Innenstadt und rund um den Eckensee wurde die Stadt schlagartig leer.

Rund 200 Menschen suchten Schutz in den Arkaden des Königsbaus. Eine Gruppe junger Männer und Frauen bildete in einem der großen Durchgänge einen Kreis und begleitete lautstark den Auftritt besonders begabter Tänzer und Freestyler in der Mitte. Weil die Menge aber sehr eng stand und keine Masken getragen wurden, suchten die Präventionsbeamten das Gespräch mit der Gruppe, die sich dann nach und nach auflöste. Nach 22 Uhr waren die sieben Anti-Konflikt-Teams dann auch noch gefragt, darauf zu achten, dass Alkoholverbot in der Öffentlichkeit eingehalten wurde. Auch das verlief ohne größere Konflikte.

Der dritte Abend, an dem die Freitreppe gesperrt wird

Es war nach Mittwoch und Freitag der dritte Abend, an dem die Freitreppe nicht genutzt werden durfte. Polizeisprecher Stefan Keilbach geht in einer vorsichtigen Einschätzung davon aus, dass das Konzept der Polizei bislang aufgegangen ist und die Sperrung auch am kommenden Wochenende noch einmal in Kraft tritt. Es sei vor allem auch darum gegangen, die Bühnensituation auf der Freitreppe aufzuheben und damit Provokationen zu verhindern, die nicht von der Masse aber immer wieder von einigen Wenigen ausgegangen war.

22-Jähriger lebensgefährlich durch Messerstiche verletzt

Die positive Bilanz trübte dann aber doch ein Vorfall im Stadtgarten, als es gegen 3.30 Uhr zu einer Auseinandersetzung zweier Gruppen gekommen war. Dabei erlitt ein 19-Jähriger schwere Verletzungen, ein 22-Jähriger sogar lebensgefährliche Verletzungen durch Messerstiche, heißt es seitens der Polizei. Es ist noch unklar, ob das Ereignis im Kontext zur Feierszene gesehen werden muss. Die Kriminalpolizei ermittelt derzeit, um die Hintergründe aufzudecken und sucht Zeugen, die Videos oder Bilder der Tat gemacht haben. Sie werden gebeten, sich unter der Rufnummer 0711/8990 5778 zu melden.