Düstere Zukunft für das Krankenhaus in Herrenberg? Foto: Stefanie Schlecht

Gegen die beabsichtigte Schließung der Leonberger Gynäkologie und die Herabstufung des Krankenhauses in Herrenberg regt sich auch im Netz Widerstand.

Für den Erhalt der Geburtshilfen in den Krankenhäusern von Leonberg und Herrenberg sind Online-Petitionen im Umlauf, die eine große Resonanz stoßen. Für Herrenberg haben bereits mehr als 23 000 Menschen digital unterschrieben; für einen Fortbestand der kompletten Gynäkologie in Leonberg gibt es bisher rund 7500 Unterschriften. Adressaten sind der Landrat des Kreises Böblingen, Roland Bernhard, als Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikverbundes Südwest und dessen Geschäftsführer Alexander Schmidtke.

Die Petition für die Leonberger Gynäkologie wird vom Kreisverband Leonberg des Sozialverbandes VdK ausdrücklich unterstützt. Deren Frauenvertreterin Rose Koblinger ruft die mehr als 3000 Mitglieder des Kreisverbandes Leonberg auf, bei der Petition mitzumachen.

VdK Leonberg unterstützt Petition

Zuletzt hatte der FDP-Stadtverband Leonberg die in einem Gutachten zur Neustrukturierung des Klinikverbundes empfohlene Schließung der Gynäkologie in Frage gestellt. Dabei hatte Dieter Maurmaier, der Chef der Leonberger Stadtratsfraktion und der Kreistagsfraktion, die „männerdominierte“ Sichtweise, dass Geburten rentabel sein sollen, kritisiert. Geburten seien kein Wirtschaftsfaktor. Bei Verlusten seinen Bund und Land gefordert.

Oliver Zander, der Chef des CDU-Stadtverbandes Leonberg, kündigte unterdessen an, dass sich auch die Christdemokraten zeitnah zur Zukunft der Gynäkologie positionieren wollen. Beide Parteien wollen darüber hinaus den vom Landesinnenministerium beabsichtigten Abzug des Rettungshubschraubers Christoph 41 vom am Krankenhaus Leonberg erneut thematisieren.

Herrenberger OB meldet sich zu Wort

Noch dramatischer ist die Lage in Herrenberg: Hier soll das Krankenhaus seinen Status als Rund-um-die-Uhr-Klinik komplett verlieren. Warum das Krankenhaus herabgestuft werden und viele Leistungen verlieren soll, sei bislang nicht nachvollziehbar erklärt worden, kritisiert der Herrenberger Oberbürgermeister Thomas Sprißler (Freie Wähler), der sich in den Krankenhausdiskussion der vergangenen Jahre eher zurückgehalten hatte. . „Die Bürgerschaft in Herrenberg versteht nicht, weshalb nach jahrelangen Zusicherungen – insbesondere auch von Landrat Roland Bernhard – so plötzlich alles in Frage gestellt wird“, schreibt Sprißler.

Nachdem der OB die Langfassung des Gutachtens der Berater Lohfert & Lohfert gesichtet hat, kündigt er einen Fragenkatalog an und fordert eine weit höhere Transparenz seitens des Klinikverbunds Südwest. „Der Öffentlichkeit muss plausibel erklärt werden, wie ein jährliches Defizit im Klinikverbund von 50 bis 70 Millionen Euro auflaufen kann und welche Maßnahmen ergriffen wurden und werden, um diese dramatische Schieflage abzuwenden“, so Sprißler. „Es entsteht der Eindruck, der Verbund löse seine wirtschaftlichen Probleme allein auf dem Rücken des Klinikstandorts Herrenberg.“

Er verstehe, dass medizinische Leistungen innerhalb des Klinikverbunds weiter gebündelt werden müssten – nicht zuletzt bedingt durch den Mangel an Fachkräften und neue gesetzliche Vorgaben. „Es ist jedoch nicht nachvollziehbar, dass nahezu alle engagiert aufgebauten und höchst erfolgreichen Konzepte im Herrenberger Krankenhaus aus dem Angebots-Portfolio gestrichen werden und in andere Häuser verlagert werden sollen.“ Sprißler pocht darauf, die offenen Fragen in einem umfassenden Dialog zu klären, um die maximale Transparenz herzustellen und gegebenenfalls Alternativen zu den jetzigen Plänen zu entwickeln.

Die Petition für die Gynäkologie in Leonberg ist unter folgenden Link abzurufen https://www.change.org/p/rettung-der-geburtshilfe-gynäkologie-und-gyn-notfallversorgung-in-leonberg – der Link für das Krankenhaus Herrenberg lautet https://www.change.org/p/nein-zur-schließung-der-palliativstation-geburtshilfe-im-herrenberger-krankenhaus