Die Jazz Open bespielen ihre Hauptbühne (hier beim Sound- und Lichtcheck) im Ehrenhof des Neuen Schlosses bis zum kommenden Sonntag. Foto: /ubo

Was macht den besonderen Reiz der Jazz Open aus? „Stuttgart ist anders“, sagt Jamie Cullum, Stammgast und Publikumsliebling des Festivals. Die Hauptbühne zieht am Dienstag vom Alten Schloss, dem schönsten Rotlichtviertel der Stadt, zum Neuen Schloss.

Der US-Musiker Al Di Meola, einer der besten Jazzgitarristen der Welt, ist schon Tage vor seinem Auftritt nach Stuttgart gereist. Im Weißen Saal des Neuen Schlosses probt er mit dem Stuttgarter Kammerorchester, unter anderem neu arrangierte Beatles-Titel – also wenige Schritte von der Hauptbühne entfernt. Am Dienstagabend eröffnen die Jazz Open mit einer „Magic Jazznight“ den Konzertreigen im Ehrenhof vor einem fast 7000-köpfigen Publikum – mit einem Line-up, das es noch nie gab und wohl nie mehr geben wird (außer Al Di Meola dabei: David Sanborn und Gregory Porter). Für Kurzentschlossene: Es gibt noch Karten an den Abendkassen.

Das Konzert seines alten Freundes Stanley Clarke im Alten Schloss hat sich Al Di Meola davor nicht entgehen lassen. Begeistert hat er verfolgt, wie der 71-jährige US-Bassist und Grammy-Preisträger mit vier jungen Musikern um die 20 Jahre das Publikum schwindelig spielte. Backstage gab’s ein Wiedersehen von Al Di Meola und Stanley Clarke. Sie lagen sich in den Armen. 20 Jahre lang haben sie sich nicht mehr gesehen. Die Jazz Open haben sie zusammengeführt. Stuttgart ist für elf spannende Tage die Kapitale der internationalen Jazzwelt.

Aushilfen sollten sich rasch bewerben

Alle, die bei den Jazz Open arbeiten, ob auf der Bühne, dahinter oder in der Gastronomie, müssen jeden Morgen backstage zum PCR-Test antreten, den das Festival organisiert. Wer positiv ist, wird sofort ausgeschlossen. „Das tut uns leid“, sagt Jürgen Schlensog, der Promoter der Jazz Open, „aber die Sicherheit steht bei uns an erster Stelle.“ Die Sommerwelle der Coronakrise bleibt nicht ohne Folge. Weil es mehr Ausfälle im Team gibt, als verkraftet werden können, werden nun dringend Aushilfen gesucht. Bewerbungen können ganz kurzfristig an die Veranstalter (unter: elisa.prestandrea@opus.live) geschickt werden. „Wir brauchen sogenannte Runner, die vielfältig und je nach Bedarf an den verschiedenen Orten eingesetzt werden“, sagt Schlensog. „Ordentlich Englisch“ sollten sie können, „fleißig und teamfähig sein.“

„Unser Mut wurde belohnt“

Die Atmosphäre bei den Festivalorten ist ganz besonders, manche sagen, sie sei magisch. Im Alten Schloss, mal blau oder rot illuminiert, ist das Publikum bereits zusammengewachsen. Vor allem unter den Businessgästen sieht man immer dieselben Gesichter, eingefleischte Jazzfans, die froh sind, dass ein Festival wieder ohne Beschränkungen (das Motto lautet: „We are back“) möglich ist. Im September 2021 haben die Jazz Open als einziges deutsches Festival eine Sonderausgabe mit strengen Auflagen und ohne Clubs veranstaltet. „Unser Zeichen kam an“, sagt Schlensog, „unser Mut wurde belohnt.“ Doch etliche Stars waren nicht greifbar. Dass viele Besucherinnen und Besucher ihre Karten über zwei oder drei Jahre behalten haben, etwa für Sting, der 2019 auftreten wollte, dann aber erkrankt ist (noch vor der Pandemie), freut den Promoter sehr: „Dies zeigt die tiefe Verbindung vieler Menschen zu unserem Festival.“ Doch Corona ist nicht vorbei, auch wenn man dies im Jubel des Publikums leicht vergisst und die Sehnsucht groß ist, das schöne Leben wieder zu genießen. Die Stimmung bei den Jazz Open könnte kaum besser sein – doch zugleich bleibt Covid bei den Gesprächen ein Thema.

Es gibt immer Leute unter den Gästen, die von ihrer Erkrankung berichten, die sie gerade hinter sich haben, manche waren bereits zum zweiten Mal trotz Impfungen infiziert. Bei den einen war Corona nicht so schlimm, andere hat es hart mit hohem Fieber und hartnäckigem Husten getroffen.

Es gibt noch Karten für Jamie Cullum

Die Jazz Open sind zurück und bescheren schöne Momente. Vom Alten Schloss, in dem 1000 Zuhörerinnen und Zuhörer Platz haben, geht es nun vors Neue Schloss, wo 7000 kommen können. Die Tribüne ist mit einer zweiten Logenebene größer geworden.

Noch einige Karten gibt es für Publikumsliebling Jamie Cullum an diesem Mittwoch. Das Energiebündel verkörpert die Festivalidee perfekt, sagt Promoter Schlensog: „Jamie verbindet den Jazz mit einer Leichtigkeit mit anderen musikalischen Genres wie kaum ein anderer.“ Und auch der Brite liebt das Publikum hier: „Stuttgart ist anders!“