Isaak reist für Deutschland zum ESC nach Malmö. Foto: dpa/Christoph Soeder

Beim deutschen ESC-Vorentscheid trafen große Stimmen und ungelenke Inszenierungen auf Trotzigkeit. Und gewonnen hat ein Song, der die ESC-Dramaturgie perfekt beherrscht.

Der 28-Jährige Isaak vertritt mit seinem Song „Always on the Run“ Deutschland beim Eurovision Song Contest (ESC), der in diesem Jahr am 11. Mai im schwedischen Malmö stattfindet. Der Ostwestfale landete sowohl beim Publikumsvoting als auch bei dem Voting der internationalen Jury mit einem Song der mit stampfenden Beat, großer Dramatik und einem Mitsingrefrain auf Platz eins – gefolgt von Max Mutzke, der schon vor 20 Jahren Deutschland beim ESC in Istanbul vertreten hatte.

Jubel für jeden der neun Songs

Endlich mal ein ESC-Wettbewerb, bei dem Deutschland gewinnt! So hatte die Prognose Barbara Schönebergers, die am Freitagabend den deutschen Vorentscheid des europäischen Popwettbewerbs moderierte, gelautet. Und mit einer unbeirrbaren Trotzigkeit feierten sie und Gästen wie Mary Roos oder Florian Silbereisen und das Publikum im Berliner Studio selbst die schwächsten der neun Titel des Abends.

Denn obwohl der Entertainer Riccardo Simonetti, der auch auf Schönebergers Couch saß, recht hatte, dass der Vorentscheid ein Festival großer Stimmen war, ahnte man bei einigen Nummern, dass sie in Malmö kaum besser abgeschnitten hätten als 2023 Lord of the Lost in Liverpool, die mit „Blood & Glitter“ auf dem letzten Platz landeten.

Balladen und Neue Deutsche Welle

Der opulente Synthiepop-Song „Oh Boy“ von Ryk wirkte überambitioniert. Die Balladen von Leona („Undream You“) oder von Floryan („Scars“), der die Show „Ich will zum ESC!“ gewonnen hatte, aber auch von Max Mutzke („Forever Strong“) kamen trotz aller Stimmgewalt etwas nichtssagend daher. Auch der Indiepop von Ninetynine („Love on a Budget“) blieb trotz funky Groove farblos, und das Elektropop-Duo- Galant („Katze“) bediente sich etwas zu unverschämt an der Ästhetik der Neuen Deutschen Welle.

Als wirklich guter ESC-Song erwies sich neben Isaaks „Always on the Run“ und Marie Reims Schlager „Naiv“ nur Bodine Monets folkloristisch-bombastisches „Tears Like Rain“. Wenn sie den Vorentscheid gewonnen hätte, wäre die deutsche ESC-Misere nur noch größer geworden: Monet ist Niederländerin.