Vorne die Arbeitgeber – drüben die Gewerkschaft: Bei den Bahn-Tarifverhandlungen prallen die Fronten sichtbar aufeinander. Foto: dpa/Fabian Sommer

Die Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn sind zwar noch immer nicht befriedet. Doch senden sowohl die Arbeitgeber als auch die Gewerkschaft Signale aus, dass eine Lösung kurz bevorsteht.

Im Bahn-Tarifkonflikt ist bisher kein Durchbruch gelungen – doch weitere Warnstreiks wird es zunächst auch nicht geben, denn eine Lösung kommt immer mehr in Sicht: Nach fünf Verhandlungstagen haben sich Deutsche Bahn (DB) sowie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) einvernehmlich auf nächste Woche vertagt. „Wir haben intensiv verhandelt und zu vielen Themen eine Verständigung erreicht“, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Freitagabend in Berlin.

Zunächst war die Verhandlungsrunde nur bis zu diesem Freitag angesetzt. Nun wollen beide Parteien den jetzigen Stand der Verhandlungen intern beraten und bald zu weiteren Gesprächen zusammenkommen. „Das Ziel ist in Sicht“, betonte Seiler zuversichtlich.

„Mühsam einen Kompromiss ausgearbeitet“

Die EVG teilte mit, dass man die Gewerkschaftsgremien Anfang kommender Woche über den aktuellen Stand informieren und den weiteren Fortgang beschließen werde. „Wir haben – Stand heute – mühsam einen Kompromiss ausgearbeitet und unser Ziel vorangetrieben, dass in der Tarifrunde soziale Benachteiligungen verhindert werden“, hieß es. Insgesamt sei eine Vielzahl an Forderungen besprochen worden. Diskutiert worden seien unter anderem der Bereich Busse und die Dienstleistungen.

„Wir haben in den vergangenen Tagen zahlreiche Kompromisslinien erarbeitet und wollen diese nun mit den zuständigen Entscheidergremien ausführlich diskutieren“, äußerte sich EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch. Zuletzt dürften vor allem mögliche Entgelterhöhungen und die Laufzeit des Tarifvertrags im Mittelpunkt gestanden haben – die verbliebenen großen Knackpunkte des Konflikts.

Die EVG hat bisher zweimal den Bahnverkehr mit Warnstreiks weitgehend lahmgelegt. Ein geplanter 50-Stunden-Ausstand im Mai wurde nach einer juristischen Auseinandersetzung vor dem Arbeitsgericht in Frankfurt kurzfristig abgesagt. Die Gewerkschaft fordert für gut 180 000 Beschäftigte (DB) eine Lohnerhöhung von mindestens 650 Euro pro Monat oder zwölf Prozent mehr.

Zwölf Prozent mehr reichen noch nicht

Die Bahn hatte zuletzt bei einer Laufzeit von 24 Monaten zwölf Prozent mehr bei den unteren Lohngruppen angeboten. Insgesamt zehn Prozent mehr sollen die mittleren Gruppen bekommen und acht Prozent die oberen. Die jeweils erste Lohnerhöhungsstufe soll demnach noch dieses Jahr erfolgen. Hinzu kommt eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von insgesamt 2850 Euro.

Am Mittwoch hatten beide Seiten mitgeteilt, dass zu Wochenbeginn ausführlich über die Busgesellschaften der Deutschen Bahn, die Güterverkehrstochter DB Cargo und die internen Dienstleister des staatseigenen Konzerns gesprochen worden sei. Die EVG will zum Beispiel für die Beschäftigten der 18 Busgesellschaften die regional unterschiedliche Bezahlung abschaffen.