Die neue, 345 Meter lange Neckarbrücke Foto: Visualisierung: Agentur plan b - Visualisierung: Agentur plan b

Die neue Neckarbrücke beim Rosensteinpark ist sichtbar gewachsen. Den Angaben der Bauleitung zufolge befinden sich die Bauarbeiten im Zeit- und Kostenplan – und jetzt in der Halbzeit.

Bad Cannstatt Halbzeit beim Rohbau für die neue Eisenbahnbrücke über den Neckar. „Wir liegen im Kosten- und Zeitplan“, sagte Christoph Lienhart am Mittwoch im Kleinen Kursaal im Rahmen eines Infoabend, zu dem Alice Kaiser, städtische Bürgerbeauftragte für das Projekt Stuttgart 21, eingeladen hatte. Der Österreicher ist Gesamtabschnittsleiter für den Teil des Milliardenprojektes, der zwischen dem Hauptbahnhof, Feuerbach und Bad Cannstatt liegt. Dazu gehören nicht nur etliche Kilometer Tunnel, sondern auch die 35 Millionen Euro teure Neckarbrücke.

Das laut Deutscher Bahn „spektakuläre und stadtbildprägende Bauwerk“ wird an nahezu der Stelle gebaut, an der einst der altehrwürdige Holzsteg Passanten und Radfahrer über den Fluss geführt hat. Der bereits 1998 prämierte Entwurf des Stuttgarter Ingenieurbüros Schlaich, Bergermann und Partner sieht eine 345 Meter lange Stahlsegelbrücke vor. „Die seitlichen Stahlsegel sollen dabei nicht nur als Teil des Brückentragwerks dienen, sondern auch als Schallschutz“, erklärte Christoph Lienhart. Vier Gleise werden über die Brücke führen – je zwei für den S-Bahn-Verkehr sowie für Fern- und Regionalzüge. Unter der Konstruktion wird ein separater Steg für Fußgänger und Radfahrer hängen, um die alte Verbindung zwischen beiden Ufern wiederherzustellen.

Sechs der zwölf Stahlsegmente, die über den Fluss im Taktschiebeverfahren, gepresst werden, liegen bereits an Ort und Stelle. „Nächste Woche beginnen wir mit Nummer sieben“, sagte Projektleiter Sebastian Heer. Beim letzten Takt, der alle Elemente umfasst, müssen die Pressen fast 3000 Tonnen in Richtung Ostufer bewegen. Die restlichen drei Takte auch über den Seilerwasen hinweg werden vor Ort eingebaut. „In der Schönestraße wird wie in der Neckartalstraße ein Stahlgerüst in diesem Jahr aufgebaut – allerdings ohne eine Montagehalle“, sagte Heer, der sich insgesamt optimistisch zeigte, dass der gesamte Rohbau Ende 2019 fertig sein wird. „Danach folgt die Ausrüstung der Brücke mit der erforderlichen Bahntechnik“, so der Projektleiter.

Bisher läuft alles nach Plan, wobei die Arbeiten eng mit der Stadt abgestimmt werde, die direkt nebenan den neuen Rosensteintunnel für die B 10 baut. „Die Neckarbrücke ist ein Großprojekt für sich“, sagt Lienhart angesichts der komplexen Aufgabe zwischen Schnellstraße, Stadtbahnstrecke, Fluss und vielen Leitungen. Besonderes Augenmerk muss auch auf den Mineralwasservorkommen liegen. „Wir befinden uns im Heilquellen-Schutzgebiet. Wir konnten aber alle 200 Bohrpfähle sicher herstellen, sodass kein Mineralwasser ausgetreten ist“, so Lienhart.

Angesichts der Thematik „Stuttgart 21“, wo in der Vergangenheit schon verbal die Fetzen flogen, blieb es am Mittwochabend sehr ruhig im Kleinen Kursaal. Die meisten Fragen gab es bezüglich des neuen Rad- und Fußwegs über den Neckar und wann der fertig sein wird. „Er ist 4,5 Meter breit und mehr als nur ein Ersatz für den holprigen Holzsteg“, so Lienhart. Er soll bereits 2019 in der zweiten Jahreshälfte in Betrieb gehen. Zuvor müsse jedoch das Tiefbauamt den Abschnitt über die Neckartalstraße (Ersatz für den Elefantensteg) bauen, denn dafür sei die Bahn nicht zuständig. Wie die neue Flussquerung von Radlern und Passanten genützt werden dürfe, müsse ebenfalls von der Stadt geregelt werden.

Wichtig war den Besuchern auch die Portalarbeiten im Rosensteinpark, die im März mit den ersten Maßnahmen starten sollen. „Die Zufahrt zur Baustelle erfolgt über die Cannstatter Straße“, sagte Projektleiter Heer. Zudem werde der Zanthweg unterbrochen und um die künftigen Portale herumgeleitet. Das Thema Lärm – immerhin rücken die neuen Gleise um einige Meter näher an die Gebäude in der Schönestraße heran – wurde dagegen nur gestreift. Allerdings hatte nicht nur Alice Kaiser den Bewohner des Seilerviertels zuvor schon bei einem Infoabend umfassend Rede und Antwort gestanden, die Bahn lässt auch eine 70 Meter lange und drei Meter hohe Lärmschutzwand errichten. Und ein Gutachten hat gezeigt, dass zumindest zwei Gebäudebesitzer mit einem Zuschuss für schalldichte Fenster rechnen dürfen.