Sehen sich (fast) zum Verwechseln ähnlich: Afrikanischer Löwe und Europäisches Wildschwein. Foto: Roger De La Harpe/Asilia Afrika/dpa/picture alliance / Lino Mirgeler/dpa

War die entlaufene Löwin nur ein Wildschwein? Ganz egal, ob es sich um Löwin-Löwen oder Bache/Keiler-Bache handelt – die Safari in Berlins Wäldern hat auch ihr Gutes: Handel und Haltung von Raubtieren in Deutschland sind in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Und genau da gehören sie hin.

In Berlin ist der Löwe los. Oder doch nicht? Inzwischen hat die brandenburgische Polizei die Gefährdungslage aufgehoben. Die vermeintliche Raubkatze, die durch die Gegend streifen soll, könnte sich als Wildschwein herausstellen.

War es doch nur ein Wildschwein?

Kleinmachnows Bürgermeister Michael Gruber erklärt unter Berufung auf zwei Tierexperten: Es handle sich bei dem gesichteten Tier nicht um eine Löwin! Es sei wahrscheinlicher, dass es ein Wildschwein sei! Es gebe keine akute Gefährdungslage!

„Ich kann das guten Gewissens sagen“, sagt Grubert. Die Polizei werde die Situation noch beobachten. Ab dem Nachmittag werde man jedoch zum Normalbetrieb zurückkehren. Und: „Der bisherige Einsatz ist gerechtfertigt.“

Die Safari in den Berliner Wäldern hat auch ihr Gutes

Doch ganz egal, ob es sich um Löwin-Löwen oder Bache-Keiler handelt – die Safari in den südlichen Wäldern Berlins hat auch ihr Gutes:

Der Handel und die Haltung von Raubtieren in Deutschland sind in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Und genau da gehören sie hin!

Wie ist der Handel mit Raubkatzen in Deutschland geregelt?

Der Handel mit Großkatzen wie Löwen und Tigern in der Europäischen Union erlaubt, solange die Tiere keine illegalen Wildfänge sind, sondern aus einer Zucht stammen. Doch oft ist nicht eindeutig zu klären, woher die Tiere tatsächlich stammen.

In der „Zootier-Liste“ werden aktuell „28 Haltungen“ von Löwen in Deutschland aufgeführt:

Zoos: 14

• Tierparks: 12

Zirkusse: 2

Privatpersonen aus Deutschland können im europäischen Ausland Wildtiere erwerben. So werden beispielsweise in Polen, Tschechien und Rumänien Raubtiere gehandelt.

Wie hoch ist die Dunkelziffer der privat gehaltenen Großkatzen?

Nach Angaben der Tierschutzorganisation Peta ist die Dunkelziffer bei privat gehaltenen Tieren, die unter Artenschutz stehen, hoch. Auch wenn es sich bei Großkatzen vermutlich eher um Einzelfälle handle, weil große Tiere wie Tiger und Löwen schlecht versteckt werden könnten.

Laut Florian Eiserlo, Leiter der Wildtierauffangstation der Tierschutzorganisation Vier Pfoten im niedersächsischen Rastede, gibt es „mindestens 15 Großkatzen in Privathaltung, dazu kommen Pumas, Leoparden und Gepards.“ Die Halter von Klein- oder Großkatzen, die nicht so auffällig wie Löwen oder Tiger seien – zum Beispiel Leoparden, Puma, Geparden - meldeten ihre Tiere oft nicht an. „Der Handel und der Transport sind wesentlich einfacher“, erklärt Eiserlo.

Wie viele Löwen derzeit in den 16 Bundesländern offiziell erfasst sind, sehen Sie auf unsere Karte:

Steckbrief: Löwe (Panthera leo)

Größe: Nach dem Sibirischen Tiger ist der Afrikanische Löwe die die zweitgrößte Raubkatze

Schulterhöhe: 160 bis 190 Zentimeter

Schwanzlänge: 70 bis 105 Zentimeter

Körperhöhe: bis zu 115 Zentimeter

Gewicht: 120 bis 250 Kilogramm – Weibchen sind kleiner und leichter als Männchen

Geschwindigkeit: 55 bis 60 Kilometer pro Stunde auf kurzen Strecken

Alter: in freier Wildbahn 8 bis 15 Jahre

Mähne: Männchen haben eine Mähne am Kopf, Weibchen nicht. Die Farbe der Mähne ist Hellbraun, Rotbraun oder Schwarz.

Gemeinschaft: Löwen sind die einzigen Raubkatzen, die in Rudeln leben. Ein Rudel besteht aus bis zu 20 Tieren, vor allem Weibchen und ihre Nachkommen.

Jagd: Löwen jagen in der Regel nachts. Dann ist es nicht mehr so heiß und sie können sich unbemerkt an ihre Beutetiere anschleichen.Nahrung: Löwen fressen 5 bis 7 Kilogramm Fleisch pro Tag. In einer einzigen Mahlzeit können sie 20 bis 40 Kilogramm verschlingen.

Bestand: In Westafrika gibt es noch rund 500 Löwen, auf dem afrikanischen Kontinent nicht mehr als 20 000 Tiere.

Kosten: Eine junge Löwin kostet Florian Eiselo zufolge 5000 bis 10 000 Euro.

Gehege: Die Kosten für den Bau eines einigermaßen artgerechten Geheges schätzt der Biologe Eiserlo 500 000 bis eine Million Euro.