Anwohner Stefan Betsch Foto: Iris Frey - Iris Frey

Im Schafhaus-Gebiet in Mühlhausen scheiden sich die Geister: Die Stadt will dort Wohnungsbau ermöglichen. Bürger kritisieren den Verkehr und fordern eine Umfahrung. Die Bürgerbeteiligung soll eine Lösung finden.

MühlhausenSeit Jahrzehnten gibt es in Mühlhausen die Pläne, dass im Schafhaus-Gebiet beim Weidenbrunnen Wohnungen gebaut werden sollen. Bauwillige hoffen, dass es dort bald losgeht. Auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der dort neuen Wohnungen bauen will, gemeinsam mit Baubürgermeister Peter Pätzold.

In den letzten Jahrzehnten gab es auch Anwohner, die auf die schwierige Verkehrslage im Weidenbrunnen aufmerksam gemacht haben und auf den zunehmenden Schleichverkehr insbesondere durch Alt-Mühlhausen, die Veitstraße entlang der Veitskapelle. Große Lastwagen beschädigten dort die Kirchenmauer, die wieder repariert werden musste. Neben den Bauwilligen und Grundstücksbesitzern, die gerne ihr Anwesen verkaufen wollen, gibt es in Mühlausen Anwohner, die die Schafhaus-Bebauung ablehnen, weil sie noch mehr Verkehr im Weidenbrunnen und Schleichverkehr in Alt-Mühlhausen befürchten und die mangelnde Verkehrsanbindung kritisieren.

Stefan Betsch, wohnhaft im Weidenbrunnen, kümmert sich seit Jahren um die Situation und hat dort immer wieder auf die Probleme aufmerksam gemacht. Erfolgreich hat er bei der Stadt durchgesetzt, dass durch neue Halteverbots- und Parkregelungen der Gehweg für Passanten sicherer wurde, auch für Kinder. Zuletzt hat er den Verkehr gezählt und die Ergebnisse der Verwaltung zukommen lassen. Betsch sagt, er habe Verständnis für alle, die zum Arbeitsplatz mit dem Auto fahren müssen, denn heute werde Mobilität erwartet, wie er aus eigener beruflicher Praxis weiß, der mit Reintegration von Arbeitslosen zu tun hat. Man könne nicht immer dem Arbeitsplatz hinterher ziehen. An das Schafhaus-Projekt hat er die Forderung, dass der Zuzug von Anwohnern nicht die Verkehrssituation in Mühlhausen verschlimmere, auch nicht im Ortskern von Alt-Mühlhausen. Es sei jetzt schon schwierig, insbesondere auch mit Rückstau an Ampeln an der Kreuzung Mönchfeld-/Aldinger Straße und Alte Aldinger Straße.

Konstruktiver Workshop

Der Workshop der Stadt mit Bürgerbeteiligung zum Verkehrsstrukturplan, bei dem er kürzlich teilgenommen hat, sei sehr konstruktiv gewesen, sagt er. Dabei sei aufgezeigt worden, dass beispielsweise auch Ampelregelungen an der Kreuzung optimiert werden könnten. Für ein künftiges Wohngebiet Schafhaus gab es Vorschläge wie Pförtnerampeln im Bereich Heidenburgstraße oben ins Schafhaus-Gebiet und unten, wenn eine Umfahrung auf der L1100 einmündet. So bestünde die Möglichkeit, den Verkehr von Remseck neu vor dem Schafhaus zu steuern. Der Weidenbrunnen solle vom Durchgangsverkehr abgekoppelt werden, so das Ziel, auch durch eine Pförtnerampel im oberen Bereich, hoffen Anwohner. In der Straße Hanfäcker wird ein Kreisverkehr vorgeschlagen, bevor es zum Sonnenhof geht. Auch hier solle der Verkehr besser geregelt werden. Dabei betont Betsch, dass die Firma Klemm weiter erreichbar sein müsse. Betsch bedauerte, dass aus Fellbach und Kornwestheim niemand beim Workshop war, denn mit den Anliegergemeinden gebe es ja genug Konflikte. Auf die Verkehrszählung von Betsch hin, der den Schleichverkehr durch die Veitstraße und Richtung Sonnenhof festgstellt hat, habe es verstärkt Polizeikontrollen über eine Woche gegeben. Weitere Kontrollen seien erwünscht.

Zum Wohnbau sind noch Fragen offen: beispielsweise ob ein Busverkehr eingerichtet wird. In Richtung Kronwestheim über die Heidenburgstraße würde Betsch einen Bus als öffentliche Verkehrsanbindung sehr begrüßen. Auch erfordere ein neues Wohngebiet Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Er hat die Erfahrung gemacht, wegen des Kita-Platz-Mangels seine Kinder nach Bad Cannstatt mit dem Auto bringen zu müssen. „Kita-Plätze vor Ort helfen, den Verkehr zu reduzieren.“ Auch ein neuer Stadtbahn-Halt an der L1100 beim Klärwerk ist eine der Optionen mit Park-and-Ride-Parkplätzen, die diskussionswürdig seien.