Der Montag war mal wieder ein Chaostag – mit Folgen für die Pendler bis in die Abendstunden. Foto: IMAGO//Michael Weber

Wenn man denkt, es kann nicht schlimmer kommen – dann bleibt auf der S-Bahn-Stammstrecke ein Zug liegen. Dabei hatte sich die Bahn schon am Mittag entschuldigt. Protokoll eines Chaostags.

Mit dem Hashtag #SorryTweet hatte die S-Bahn Stuttgart am späten Dienstagvormittag ihre Entschuldigung auf X (vormals Twitter) überschrieben. „Wir hatten heute morgen in kurzer Zeit viele verschiedene Störungen. Angefangen mit einer Stellwerkstörung, zwei Weichenstörungen und einer Signalstörung. Wir können euren Ärger sehr gut nachempfinden. Sorry für den unangenehmen Vormittag“, hieß es auf dem S-Bahn-Account.

Dass es am Abend noch schlimmer werden würde, ahnten außer einem User („Es ist erst Dienstagmittag“) vielleicht noch einige andere. Das S-Bahn-Chaos ist im Herbst endemisch geworden und führt längst zu viel Sarkasmus unter Fahrgästen wie Lokführern.

Der Dienstag wurde so zum 21. „Chaostag“ im laufenden Jahr, es ist der 14. seit Ende der Sommerferien und der achte im November. An solchen Tagen ist mindestens jeder fünfte Zug mit sechs Minuten oder mehr Verspätung unterwegs. Heuer wurden damit bereits mehr als doppelt so viele „Chaostage“ gezählt wie im ganzen Jahr 2022. Die Auswertung basiert auf Daten des Portals „S-Bahn-Chaos“.

Dass der Dienstag sich einreiht, ist die Folge eines liegen gebliebenen Zugs an der Haltestelle Schwabstraße in Fahrtrichtung Hauptbahnhof. „Heute übertrefft Ihr Euch wirklich selbst“, schrieb einer auf Twitter. Für die Fahrgäste war das am Abend alles andere als lustig.

Am Nachmittag sah es noch gut aus

Noch am frühen Nachmittag sah es so aus, als würde sich bei der S-Bahn wieder alles einrenken. Zwischenzeitlich waren fast alle Züge pünktlich oder mit maximal drei Minuten Verspätung unterwegs. Am Nachmittag sackten die Pünktlichkeitswerte wieder ab und die S-Bahn blieb an der Schwabstraße liegen. Gut zwei Drittel aller Züge fuhren am Abend mit sechs Minuten Verspätung oder mehr – ein wirklicher „Chaostag“, der von technischen Defekten geprägt war.

Kurz vor 21 Uhr meldete die S-Bahn, der defekte Zug habe die Strecke räumen können. Es werde aber noch dauern, „bis dass der entstandene Rückstau sich wieder aufgelöst hat“.

Der Betrieb am Dienstag sei „während der Hauptverkehrszeit nahezu gleichzeitig von einer außergewöhnlich hohen Anzahl an Störungen betroffen, die die Verfügbarkeit der Infrastruktur massiv eingeschränkt haben“, schrieb ein Bahnsprecher am Dienstagmittag per E-Mail an unsere Redaktion: „Wir bitten die Bahnkund:innen für die entstandenen Unannehmlichkeiten um Entschuldigung.“ Am Abend war das immer noch – oder schon wieder – angebracht.