Dunkle Wolken über dem Frühlingsfest. Die Entscheidung, ob es durchgeführt wird, fällt die Stadt Mitte März. Foto: /Edgar Rehberger

Noch ist keine Entscheidung gefallen, ob das Stuttgarter Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen durchgeführt werden kann. Diese soll Mitte März fallen. Die Schausteller sind flexibel.

Bad Cannstatt - Mark Roschmann, der Vorsitzende des Schaustellerbundes Südwest, setzt auf ein altes Sprichwort: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Denn noch ist keine Entscheidung gefallen, ob das Frühlingsfest in diesem Jahr auf dem Cannstatter Wasen durchgeführt werden kann. Und wenn ja, in welcher Form. „Wir werden Mitte März die rechtliche und die epidemiologische Lage bewerten, um dann eine verantwortbare Entscheidung treffen zu können“, sagt Stadtsprecher Sven Matis im Auftrag von Wasenbürgermeister Thomas Fuhrmann.

Also heißt es für die Schausteller und Marktkaufleute: weiter Warten und Hoffen. Eines ist ihnen aber klar: „Das Frühlingsfest, so wie wir es kennen und bislang gefeiert haben, wird es 2021 nicht geben“, betont Roschmann. Eine Ersatzveranstaltung, auch mit anderer Bezeichnung, unter Corona-Auflagen sei aber denkbar. „Der Ball liegt jetzt bei der Stadt.“ Grundsätzliche Bereitschaft sei da.

Keine Wiesn light

Anders als in München. Da werde es keine „Wiesn light“ geben, hat Roschmann erfahren. Dies würde den Ruf und das Produkt Oktoberfest beschädigen. Das sieht der Schaustellerpräsident anders. Die Ersatzveranstaltung werde anders aussehen, Parameter müssten geändert werden. Die Schausteller haben ihre Flexibilität mehrfach unter Beweis gestellt. „Wenn es sein muss, werden Buden und Betriebe in kurzer Zeit aufgebaut.“ Sollte die Entscheidung für eine Frühjahrsveranstaltung – das Stuttgarter Frühlingsfest steht von 17. April bis 9. Mai im Kalender – fallen, seien wohl 90 Prozent der hiesigen Schausteller dabei.

Mittlerweile haben sich bei der Branche andere Probleme Bahn gebrochen. Die Mitarbeiter haben zum Teil andere Arbeitsstellen gefunden, stünden dann nicht zur Verfügung. „Wir müssten dann mit weniger Personal auskommen.“ Die Fahrgeschäfte, die seit mehr als einem Jahr auf keinem Festplatz aufgebaut wurden, benötigen TÜV. „Da fallen Standschäden an den technischen Anlagen an“, beschreibt Roschmann. In der Hydraulik bildet sich Kondenswasser. Jetzt Termine zum Beheben zu finden, sei enorm schwer. „Die Spezialwerkstätten kommen nicht mehr nach, sind ausgebucht.“

Lieferkette durchbrochen

Bei den Süßwarenständen könne es sein, dass es die bewährten Zulieferer nicht mehr gibt. Sie wissen dann nicht, ob sie überhaupt noch Ware bekommen. Das bislang gut eingespielte Prozedere, das sich über die Jahre bewährt hat, könne ins Stocken geraten sein. Eine weitere unliebsame Folge von Corona.

„Wir werden improvisieren müssen“, sagt Roschmann. „Aber das können wir.“ Dennoch hat die Pandemie Opfer gefordert. „Der Niedergang der Branche läuft schleichend.“ Einige Insolvenzen seien erfolgt, Betriebe zum Teil versteigert worden. „Das ist schon tragisch.“ Zwar gebe es finanzielle Hilfen. „Aber die sind nicht auf die Bedürfnisse einzelner Branchen zugeschnitten.“ Roschmann nimmt an den Videokonferenzen mit Land und Bund teil. Vergangene Woche etwa mit Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums. „Die sind gesprächsbereit und interessiert. Aber dann kommen 50 Fragen von 50 Branchen. Jede hat andere Sorgen.“ Die Anpassung des Hilfsprogrammes dauere zu lange.

CDU fordert Alternativplanung

Die Kommunalpolitiker kennen die Sorgen und Nöte der Schausteller. Die CDU Bad Cannstatt fordert die Stadtverwaltung und die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart daher auf, jetzt eine Planung für eine Schausteller-Frühjahrsveranstaltung auf dem Wasen aufzunehmen, falls es trotz der Aussicht auf genehmigte Impfstoffe und ansteigenden Temperaturen im Frühling, coronabedingt das Stuttgarter Frühlingsfest nicht stattfinden könne. „Das Hygienekonzept dieser Veranstaltung muss dabei die Sicherheit der Besucher und der Angestellten der Fahrgeschäfte, der Unterhaltungs- und Belustigungsbetriebe, der Marktstände sowie der gastronomischen Betriebe inklusive Biergärten berücksichtigen“, heißt es im Antrag.

Stadtsprecher Matis erklärt, dass Verwaltung, in.stuttgart und Schausteller in Szenarien denken und Möglichkeiten ausloten würden. „Allerdings sind tragfähige, konkrete Planungen derzeit schlicht nicht möglich.“