Eng auf der Straße oder eng im Bus? Der SVE tauscht jetzt jedenfalls den Mini-109er in der Hauptverkehrszeit gegen ein größeres Exemplar aus. Foto: Roberto Bulgrin

Eine Kundin moniert überfüllte Minibusse auf der Linie 109 von Sulzgries und Rüdern über Uhlbach nach Obertürkheim. Der SVE steuert jetzt nach und setzt in der Hauptverkehrszeit jetzt wieder einen größeren Bus ein.

Uhlbach - Wer die Strecken kennt, der weiß, dass es spätestens in der Tiroler Straße in Uhlbach extrem eng zugeht. Deshalb und auch wegen der coronabedingt abgeschwächten Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr hatte der Städtische Verkehrsbetrieb Esslingen (SVE) auf der vorübergehend eingerichteten Linienführung des 109er-Busses zwischen Sulzgries, Rüdern, Uhlbach und Obertürkheim in den vergangenen Wochen nur noch Kleinbusse eingesetzt. Gerade wegen der Pandemie geht das aber gar nicht, findet die Kundin Susanne S. (Name geändert). Sie hatte beim SVE eine viel zu hohe Auslastung der kleinen Fahrzeuge beklagt. Der Verkehrsbetrieb steuert jetzt nach und setzt in der Hauptverkehrszeit größere Busse ein.

Zunächst hatte man beim SVE die Beschwerde nicht nachvollziehen können. „Unsere Fahrer haben die Anweisung, uns überfüllte Busse zu melden“, betonte Andreas Clemens, kaufmännischer Werkleiter des SVE noch vor ein paar Tagen. Das sei bislang jedoch nicht passiert. Er wollte der Sache aber auf den Grund gehen. Laut Susanne S. lassen sich in diesen Kleinbussen mit ihren drei bis fünf Sitzreihen in den Stoßzeiten an die 20 Fahrgäste zählen. „Man sitzt und steht wie in einer Sardellenschachtel. Abstand halten ist gar nicht möglich.“

Am Donnerstag vor einer Woche zum Beispiel habe der Busfahrer wegen Überfüllung sogar Leute stehen lassen müssen, berichtete Clemens. Dabei sei so ein Gedränge gar nicht nötig, denn auf der Linie seien auch schon größere Fahrzeuge zum Einsatz gekommen. „Es ist kaum zu fassen, dass die Regierung eine Entzerrung im öffentlichen Nahverkehr fordert und trotzdem weiterhin alle mit diesem kleinen Bus fahren müssen. Die automatische Durchsage fordert immer auf, den Abstand von 1,5 Meter beizubehalten, aber das funktioniert so nicht“, berichtet die verärgerte Kundin. Sie halte sich stets an alle Regeln, sei außer zum Einkaufen und zum Arbeiten nur noch zuhause. Aber im Bus „kann ich nichts machen außer zu hoffen, dass keiner Corona hat“.

SVE muss zurückrudern

Der SVE-Werkleiter Clemens verweist darauf, dass die Fahrzeuggröße für die Interimslinie 109 von Rüdern über Uhlbach nach Obertürkheim seit ihrer Einführung immer mal wieder im Fokus stehe. Für die einen seien die Standardbusse zu groß, zu wenig ausgelastet und eine Gefahrenquelle in den engen Straßenzügen. „Andere wünschen sich gerade diese Fahrzeuggröße, um nach ihrem Gefühl und ihrer Wahrnehmung ausreichend Platz in den Bussen zu haben.“ Die seitherigen Fahrgastzählungen hätten jedenfalls ergeben, dass während der Weihnachtsferien und des zweiten Lockdowns „die Kleinbusse auch unter den in der Corona-Verordnung festgelegten Abstands- und Hygieneregelungen ausreichend Fahrgastkapazität bieten“. Zum Wohle der Anwohner in der Tiroler Straße habe der SVE deshalb auf die größeren Solofahrzeuge verzichtet.

In den vergangenen Tagen hätten SVE-Mitarbeiter die Fahrgastzahlen in der Hauptverkehrszeit aber noch einmal überprüft und auch schriftlich dokumentiert. Dabei habe sich herausgestellt, dass „es tatsächlich eine Fahrt mit bis zu 15 Personen Besetzung gibt“. Das sei für die Kleinbusse unter Einhaltung der Abstandsregelungen „leicht grenzwertig“, obwohl die Fahrgäste mit einer entsprechenden Maske „hier durchaus noch zumutbar geschützt wären“, so Clemens. Aber man werde von nun an in der Hauptverkehrszeit den Kleinbus wieder gegen einen Solobus tauschen.

Und offenbar ist die Beschwerde von Susanne S. auch kein Einzelfall, wie der SVE anfangs vermeldete. Denn man reagiere jetzt auch, „da sich in den letzten Tagen entsprechende Rückmeldungen unserer Fahrgäste gehäuft haben und deren Anliegen sich mit unserer Wahrnehmung beziehungsweise Prüfung decken“, räumt Clemens ein. Und das, „obwohl die aktuellen Entwicklungen zur Schul- und Kitaöffnung dem eigentlich entgegenstehen.“