Simon Beck (Mitte) hatte sich schon unmittelbar nach dem ersten Wahlgang verabschiedet, nun gibt auch Melih Göksu (links) auf. Foto: Gottfried Stoppel

Das Duell um das Bürgermeisteramt in Großerlach fällt mehr oder weniger aus. Von den zwei verbliebenen Kandidaten hat einer seinen Wahlkampf für beendet erklärt.

Er hätte die Chance gehabt, als erster Bürgermeister mit türkischen Wurzeln in die Geschichte des Rems-Murr-Kreises eingehen zu können. Doch zweieinhalb Wochen vor dem zweiten und entscheidenden Urnengang um das Schultesamt in Großerlach hat Melih Göksu überraschend bekannt gegeben, weitere Wahlkampf-Bemühungen einstellen zu wollen.

Zu großer Abstand zu Mitbewerber

Als Grund für seinen Rückzug nennt der 33-Jährige auf Nachfrage einen zu großen Abstand zu seinem Mitbewerber. „Nachdem ich alles gegeben habe, bin ich bei rund 34 Prozent gelandet. Diese Zahl ist für mich sehr ernüchternd, und bei allem Optimismus musste ich mich fragen, ob es überhaupt möglich ist, auf Basis dieser Zahl weiter in Richtung Wahlsieg zu arbeiten“, sagt Göksu.

Auch wenn der Verwaltungsangestellte im Waiblinger Landratsamt weiterhin als Kandidat auf dem Wahlzettel stehen wird, weil ein formeller Rückzug zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr möglich ist, dürfte sich am 18. Februar nun wohl alles auf Kevin Dispan fokussieren. Der hätte sich beinahe bereits im ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag durchgesetzt, doch am Ende verpasste er die absolute Mehrheit der Stimmen mit 49,5 Prozent nur knapp.

Plagiatsvorwürfe trüben Ergebnis nicht

Erstaunlich war dies, weil der stellvertretende Kämmerer der Stadt Remseck nicht gerade unumstritten ins Rennen um die Nachfolge des langjährigen Rathauschefs Christoph Jäger gegangen war. So soll Dispan für seine Vorstellungsrunde beim Wahlpodium der „Backnanger Kreiszeitung“ weite Teile von jener Rede abgekupfert haben, mit der sich die später zur Bürgermeisterin in Sulzbach gewählte Veronika Franco Olias nur zwei Monate zuvor präsentiert hatte.

Der 30-Jährige hatte eingeräumt, sich von Olias’ Rede „inspirieren“ gelassen zu haben, und sich deswegen eigenen Angaben zufolge sowohl bei ihr als auch – via Facebook – bei den Bürgern jenes Ortes, in dem er selbst aufgewachsen ist, entschuldigt. Ein Gutteil der Wahlberechtigten hat ihm das Plagiat, das in der Vergangenheit in anderer Form schon manch hochkarätigen Politiker zu Fall gebracht hat, offenkundig verziehen.

Was aber, wenn das am Sonntag in zweieinhalb Wochen nicht mehr gilt und die Großerlacher doch die meisten Kreuze bei Melih Göksu machen? Schließlich ist da alles wieder auf Null gestellt, die Ergebnisse aus dem ersten Wahlgang werden nicht angerechnet, und die Konstellation ist eine andere. Göksu würde sich dem Votum wohl nicht verschließen. „Ich würde das Gespräch mit den Menschen suchen“, sagt er.

Von sechs Kandidaten bleibt einer übrig

Es bleibt also vielleicht doch noch spannend oder turbulent – so wie es von Anfang an gewesen ist: Nachdem es lange so ausgesehen hatte, dass sich außer Melih Göksu niemand für den Posten interessieren würde, hatten kurz vor Frist-Ablauf plötzlich sechs Kandidaten ihre Bewerbung abgegeben. Zwei zogen wieder zurück, und von den vier auf der Liste notierten machten nur drei ernsthaft Wahlkampf. Ein Kandidat bekundete zwar weiter sein Interesse, entschuldigte sich für die Wahlveranstaltungen aber – wegen Urlaubs.