Sprung ins Ungewisse: Spielende Kinder am Meer von Sansibar. Von hier verschlägt es den Protagonisten des Romans nach England. Foto: IMAGO/robertharding/IMAGO

Im neuen Roman des Literaturnobelpreisträgers Abdulrazak Gurnah sucht ein junger Mann seinen Platz zwischen den Welten. Es verbirgt sich darin ein großes Drama von enttäuschter Liebe, Verlust und Schuld – und das darf man wörtlich nehmen.

Im Leben des jungen Salim klafft eine gewaltige Leerstelle. Sie ist entstanden, als sich sein Vater plötzlich aus für den Siebenjährigen unerfindlichen Gründen aus der Familie zurückgezogen hat. „Mein Vater wollte mich nicht“ – mit diesem traurigen Satz beginnt der neue Roman des Literaturnobelpreisträgers Abdulrazak Gurnah „Das versteinerte Herz“. Irgendetwas musste passiert sein, offenbar war es nicht immer so. Nur was? Diese Ungewissheit begleitet Salim durch seine Jugend. „Sehr lange hatte ich keine Ahnung, was schiefgelaufen war, und nach einer Weile fragte ich nicht mehr nach.“ Man gewöhnt sich an alles, auch wenn der eigene Vater teilnahmslos in der Nachbarschaft vor sich hindämmert und ihm die Dinge zusehends zu entgleiten scheinen. Nur ein paar Bücherkisten von ihm sind zurückgeblieben.