Neues, urbanes Stadtviertel mitten in der Innenstadt: Das Dorotheen-Quartier mit seinem markanten hellblauen Dach schließt sich direkt an das Breuninger-Stammhaus an. Foto: Klaus Rau Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Genau zehn Jahre, nachdem der damalige Breuninger-Chef Willem van Agtmael erstmals die Pläne für die Stammhaus-Erweiterung präsentierte, wird heute das Dorotheen-Quartier im Herzen Stuttgarts eröffnet - ganz im Stillen, ohne roten Teppich und Tamtam.

Der Kaufhauskonzern hat eigenen Angaben zufolge mehr als 200 Millionen Euro in den Gebäudekomplex zwischen Münz-, Sporer-, Dorotheen- und Holzstraße investiert. Die drei Gebäude vereinen Wohnen, Arbeiten und Leben. Von den 28 000 Quadratmetern Bürofläche werden allein rund 20 000 Quadratmeter von Landesministerien genutzt. Hinzu kommen weltweit agierende Beratungsfirmen und ein Notariat. In den Obergeschossen sind 20 Luxuswohnungen entstanden. Der Mietpreis für die bis zu 200 Quadratmeter großen Einheiten soll bei 30 Euro pro Quadratmeter liegen.

Bei Handels- und Gastronomieflächen habe man viel Wert auf einen breiten Mietermix gelegt, heißt es bei Breuninger. Vor allem sollen Markenshops zahlungskräftige Kundschaft anlocken. Mit dabei sind beispielsweise die französische Modemarke American Vintage, das Luxuslabel Louis Vuitton, die Bekleidungsfirmen Zadig & Voltaire, Woolrich, Hallhuber, Gant, IKKS, Diesel und Peak Performance, die dänische Designermöbel-Kette Bo- Concept, der Buchhändler Hugendubel, der Spielzeughersteller Steiff sowie die Accessoires-Geschäfte Marcolis und Riviera Maison. Der 3000 Quadratmeter große Hit-Lebensmittelmarkt wird einer der größten in der City sein. Zudem wird der amerikanische Elektroauto-Hersteller Tesla im Dorotheen-Quartier seine Niederlassung eröffnen. Das Gastronomieangebot bereichern Enso Sushi & Grill, das italienische Restaurant OhJulia, die Bar Eduards sowie das eigens für das Quartier konzipierte Lokal Nesenbach.

Das vom Stuttgarter Büro Behnisch Architekten anstelle des alten Innenministeriums am Karlsplatz geplante Ensemble umfasst insgesamt 38 000 Quadratmeter oberirdische Geschossfläche - und ist damit deutlich kleiner geworden, als es die Planung 2007 noch vorsah. 55 000 Quadratmeter Nutzfläche in zwei Gebäuden - Platz für Ministerienbüros, Läden, Gastronomie und ein Luxushotel - sah das damals noch unter der Bezeichnung „Da Vinci“ stehende Vorhaben vor, aus dem sich das Land später als Mit-Bauherr zurückzog. Doch die Pläne waren von Anfang an umstritten. Zuerst ging es um die Größe des Neubaus - auf Drängen der Stadt musste nicht nur die Fläche mehrfach reduziert, sondern auch die Dachlandschaft gefälliger und begrünter werden. Dann beschäftigte die Frage eines „angemessenen Gedenkens“ die Gemüter: Als schließlich nach zähem Ringen beschlossen wurde, das „Hotel Silber“ in der Dorotheenstraße 10 doch zu erhalten, war die Neuplanung erforderlich - fortan unter dem Namen Dorotheen-Quartier. Diese Bezeichnung soll an den ehemaligen Dorotheenplatz erinnern, den es einst zwischen Altem Schloss, Rathaus und Markthalle gab.

Mit dem Dorotheen-Quartier setzt sich der Trend im Einzelhandel hin zu großen Shoppingzentren fort. Die Verkaufsfläche in der Stuttgarter Innenstadt wächst damit auf 432 000 Quadratmeter an - das sind rund 70 Prozent mehr als 1993. Breuninger will mit dem Projekt langfristig seine Position stärken und den beiden 2014 entstandenen Malls am Stadtrand, dem Milaneo und dem Gerber, trotzen. Man sieht sich selbst nicht als Konkurrenz für den örtlichen Einzelhandel, sondern als Frequenzbringer für die Innenstadt. Willy Oergel, der Vorsitzende der Breuninger-Unternehmensleitung, ist überzeugt: „Mit dem Dorotheen-Quartier schaffen wir ein wunderbares neues Stadtviertel mit hoher Erlebnisqualität. Der Dreiklang aus Markthalle, Breuninger Flagship-Store und dem Dorotheen-Quartier ist einzigartig und wird die Stuttgarter und die Besucher unserer Stadt begeistern.“ Dennoch wird heute nicht groß gefeiert. Man habe sich für eine „stille Eröffnung“ entschieden, teilt ein Firmensprecher mit. Erst im Sommer werde es ein Quartiersfest und einen Festakt mit dem Ministerpräsidenten und Stuttgarts Oberbürgermeister geben.

Zur Eröffnung gibt es ein langes Shopping-Wochenende. Am Freitag, 2. Juni, und Samstag, 3. Juni, haben sowohl das Breuninger-Stammhaus als auch das Dorotheen-Quartier bis 22 Uhr geöffnet.