Der Post der Polizei auf Facebook war ein großer Erfolg. Foto: Polizei Thüringen

Sind Glückwünsche für ein Fellbacher Paar wirklich 400 Kilometer per Luftballon gereist und dann in Thüringen gelandet? Die Braut hat sich bei uns gemeldet und erklärt, wie es dazu kommen konnte.

Wenn zwei Menschen sich das Jawort geben, trudeln normalerweise Glückwünsche von Verwandten, Freunden und Arbeitskollegen ein. Dass die Polizei eines anderen Bundeslands gratuliert, ist nicht gerade selbstverständlich. Vor allem nicht, wenn zwischen dem Wohnort des Paares und dem Standort der Gratulanten rund 400 Kilometer liegen. Einem Paar aus Fellbach im Rems-Murr-Kreis ist aber genau dies passiert – und tausende Menschen haben an dem Glückwunsch Anteil genommen.

Alles begann am 3. Juni. Eine Streife der Thüringer Bereitschaftspolizei war bei Mellingen im Weimarer Land unterwegs und entdeckte dabei ein rotes Objekt in einem Rapsfeld. Es handelte sich um einen Ballon, der dort festzuhängen schien. Einer der Beamten kämpfte sich durch das gelbe Blütenmeer, um den Ballon in Augenschein zu nehmen. Dabei entdeckte er, dass unten am Ballon eine Glückwunschkarte hing – und die Adresse eines Brautpaars aus Fellbach. „Der Ballon war also gute 400 Kilometer weit geflogen“, folgern die Polizisten, die dem Brautpaar nicht nur einen Brief geschrieben, sondern zu dem Fund auch einen Facebook-Post veröffentlicht haben.

Für die Thüringer Polizei wurde der Fund zum PR-Coup. Die Reaktionen auf die Posts ihrer Facebookseite liegen normalerweise im zwei-, manchmal dreistelligen Bereich. Die Beschreibung des Kartenfunds sprach dann außergewöhnlich viele Menschen an: Mehr als 2200 Nutzer bedachten die Meldung nebst Fotos mit „Like“ oder „Umarmungs“-Emoticon. Manche fühlen sich angesichts des roten Luftballons allerdings auch an Stephen Kings „Es“ erinnert, wo der mordlüsterne Clown Pennywise einen Ballon als Köder für Kinder einsetzt. Die allermeisten freuen sich jedoch: „Sehr schöne Aktion“, schreibt eine Nutzerin. „Ich bin gespannt, wie das Paar reagieren wird“, äußert sich jemand anderes.

So ist die Karte am Luftballon nach Thüringen gelangt

Das Brautpaar hat sich bei unserer Redaktion gemeldet. Luisa und Felix Schönfelder aus Fellbach haben am 3. Juni geheiratet – allerdings nicht zu Hause am Kappelberg, sondern südlich von Leipzig. Ganz so weit, wie von den Ordnungshütern vermutet, war der Flug des Ballons daher doch nicht. Aber immerhin: Von der Location der Hochzeitsfeier bis zum Fundort sind es Luftlinie gute 80 Kilometer. „Die roten Herzluftballons waren eine Überraschung von unseren Gästen, die darauf ihre Glückwünsche geschrieben haben“, erzählt die 33-jährige Luisa Schönfelder. Die beiden Orte für die Trauung beziehungsweise die Feier hätten sie ausgewählt, weil ihr Mann ursprünglich von dort stammt – und, weil ihnen die dortigen Locations so gut gefallen hätten.

Ende Juni lag ein Brief bei den beiden im Briefkasten – handgeschrieben, aus Thüringen. „Ich habe mir gedacht, das wird doch kein Strafzettel sein, denn dort waren wir ja eigentlich gar nicht“, sagt Schönfelder. Tatsächlich waren es die Glückwünsche der Streifenbesatzung. „Das war ein richtig schöner Brief“, freut sich die Frischvermählte. In dem Brief schildern die Polizisten, wie sie den Ballon mit der Karte gefunden haben. „Es handelte sich um die Glückwunschkarte, die die Großeltern meines Mannes geschrieben hatten“, erzählt Luisa Schönfelder. Der Brief der Polizisten endet mit den Worten: „Liebe hält die Zeit an und lässt die Ewigkeit beginnen. Liebste Grüße aus Thüringen.“

Und so haben von der Aktion alle etwas: Die Großeltern von Felix Schönfelder, dass ihre Glückwünsche das Brautpaar erreicht haben. Die Thüringer Polizei, die vom Werbeeffekt profitiert – und natürlich das Brautpaar, das die Ballon-Postkarte und den Brief der Polizisten natürlich gut aufbewahrt hat – in einer Kiste, zusammen mit anderen Erinnerungen an den hoffentlich schönsten Tag in ihrem Leben. Die Karte war übrigens eine von nur zwei Stück, die den Weg zum Brautpaar zurückgefunden hat.

Ballons, Schaumherzen oder Seifenblasen sind bei Hochzeiten beliebt

Das Fliegenlassen von Luftballons ist eine der bei Hochzeiten verbreiteten Traditionen. Dabei füllen die Gäste Postkarten aus, auf die sie ihre Wünsche für das Brautpaar schreiben – verbunden mit der Bitte, die Karte an die frischgebackenen Eheleute zu schicken, falls sie gefunden werden sollte. Dann werden die Karten an mit Helium gefüllte Ballons gebunden, die in den Himmel steigen. Da nicht immer eine Streifenwagenbesatzung zur Stelle ist, um den gelandeten Ballon nebst Schnur und Karte aus der Umwelt zu bergen, greifen manche Brautpaare und Hochzeitsplaner auch auf Alternativen zurück. Manche Brautpaare zelebrieren zum Beispiel das Verbrennen von Wünschen, das Vergraben einer Zeitkapsel oder das Fliegenlassen von Seifenblasen. Ein neuer Trend sind auch fliegende Schaumherzen – diese zersetzen sich zwar schneller, tragen allerdings auch keine Postkarten.