Foto: picture alliance/dpa/Andreas Rosar

Nach dem Brandanschlag auf die Lastwagen der Firma V.T.S. in der Augsburger Straße ermittelt der Staatsschutz. Die V.T.S.-Macher Jürgen und Renée Heyl kämpfen um die Weiterexistenz ihrer Firma.

Untertürkheim - Aufgeben gilt für Jürgen und Renée Heyl nicht. Seit 1986 behauptet sich deren Firma V.T.S. Veranstaltungstechnik Stuttgart auf einem schwierigen Markt. Die Untertürkheimer, die ihren Firmensitz in der Augsburger Straße haben, sorgen bei Veranstaltungen, Umzügen und anderen Event für den perfekten Ton, schönstes Licht und mitreißende Stimmung. Ihr Club-Truck und vor allem ihr Black Pearl, ein von einem Oldtimer-Traktor gezogener überdimensionierter Ghettoblaster mit bis zu 12 000 Watt Leistung, waren die Schmuckstücke auf vielen Straßenfesten, beim Stuttgarter Faschingsumzug, auf CSD-Streetparaden oder auf kleinen Open-Air-Konzerten. Jetzt sind der Truck, eine Zugmaschine mit Auflieger und der Lautsprecherwagen verkohlt. Sie wurden in der Nacht von Freitag auf Samstag gegen 2.35 Uhr Opfer eines Brandanschlags. „Die Fahrzeuge sind total zerstört“, sagt Jürgen Heyl. Er schätzt den materiellen Schaden auf mehr als 200 000 Euro. „Sowohl der Traktor als auch der Lastwagen waren Oldtimer. Sie sind unersetzbare Unikate.“

Mit Freunden und Mitarbeitern hat er sich gestern daran gemacht, die teilweise verschmorten, nicht mehr fahrtüchtigen Mehrtonner zu demontieren und sich nach dem ersten Schock, um den Wiederaufbau seines landesweit renommierten Betriebes zu kümmern. „In der Nacht von Freitag auf Samstag habe Freunde und ich noch eine Lichtsignalanlage im Club-Truck installiert. Kurz nach zwei Uhr haben wir das Rolltor verschlossen und sind noch in unseren Firmenstudio zusammengesessen“, erzählt er. Zehn Minuten später hörten sie einen Knall, rannten auf den Hof und sahen die Fahrzeuge im Vollbrand stehen. Die Feuerwehr konnte den Brand zwar löschen und ein Übergreifen auf das Gebäude verhindern, die Fahrzeuge waren jedoch nicht mehr zu retten. „Nachbarn hatten mehrere vermummte Personen gesehen, die flüchteten. Daraufhin haben wir eine Großfahndung eingeleitet, bei der auch ein Hubschrauber eingesetzt wurde“, erzählt Polizeipressesprecher Stephan Widmann. Die Suche blieb jedoch bislang erfolglos. „Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen“, sagt Widmann. Denn die Polizei geht von einem linksextremistischen Hintergrund aus. Die Täter haben offensichtlich vermutet, dass die Transporter-Fahrzeuge bei der Corona-Demonstration auf dem Cannstatter Wasen eingesetzt werden sollten. „Ein Irrtum. Die Veranstaltung wurde von einer anderen Firma ausgerichtet“, sagt Heyl, der sich auch dagegen wehrt in eine rechte Ecke gesteckt zu werden. Was ja auch die Mitwirkung am CSD und anderen „bunten“ Veranstaltungen beweise.

Das Ehepaar Heyl steht vor einem Neuanfang. Die Fahrzeuge waren nicht auf Brandschaden versichert. „Wir müssen schauen, dass wir wieder einen ausgedienten Lastwagen erwerben können“, sagt Jürgen Heyl. Durch die Corona-Krise und die Absage von etlichen Veranstaltungen wie auch den FeierabendMärkten in Untertürkheim und Bad Cannstatt seien ihm bereits Aufträge in Höhe von 135 000 Euro Umsatz verloren gegangen. „Jetzt noch der Brandschaden. Unsere Existenz ist bedroht“, sagt der Untertürkheimer. Mit Freude registriert er, dass Freunde eine Spendenaktion gestartet haben. „Wir müssen die kommenden drei Monate nutzen, in denen keine Großveranstaltungen stattfinden dürfen, um uns wieder aufzustellen“, verspricht er.