Mit viel Initiative und Engagement werden Strukturen für Menschen aus der Ukraine aufgebaut. Von Montag an auch mit einem Begegnungszentrum in Ludwigsburg. Foto: Simon Granville

Für Geflüchtete aus der Ukraine soll sie Austausch- und Ausruhort werden: Die zentral gelegene Ludwigsburger Friedenskirche ist von Montag an ein großes Begegnungszentrum.

Es ist – da sind sich die Organisatoren sicher – genau das, was den Menschen, die dem Krieg in der Ukraine entkommen und nun in Ludwigsburg angelangt sind, fehlt: ein Ort, an dem sie sich zwanglos treffen und über all das austauschen können, was sie bewegt. „Wir erleben eine unglaubliche Empathie, geradezu einen Drang zu helfen“, sagt Martin Strecker, Geschäftsführer der Kreisdiakonie, „und viele Geflüchtete sind privat untergekommen. Aber sie brauchen auch einen Ort der Begegnung, des Austauschs und der Vernetzung.“

Willkommen sind Ukraine-Geflüchtete aus dem ganzen Landkreis

Zu diesem Ort haben evangelische und katholische Kirche jetzt die Friedenskirche erkoren – und weil die Idee schon seit Beginn des Krieges in der Ukraine vage mitschwang, habe man Teile der Vesperkirche erst gar nicht wieder zurückgebaut, berichtet Gisela Vogt, geschäftsführende Pfarrerin der Friedenskirchengemeinde. Denn von Montag an soll das Zentrum „MIR“ – es steht für das Wort Frieden auf Ukrainisch, aber auch als Abkürzung für „Miteinander, Info, Rast“ – ein Willkommens- und Treffpunkt für die Geflüchteten sein, mit großer Kinderecke, kostenlosen Snacks und Getränken, mit Menschen, die übersetzen. Montags bis donnerstags von 9 bis 15 Uhr und freitags bis 12 Uhr werden Helferinnen und Helfer diese Begegnung im Zwei-Schicht-Betrieb ermöglichen. Rund 500 Engagierte aus dem Vesperkirchen-Stamm wurden angeschrieben, andere Ehrenamtliche werden dazukommen, die bei der Diakonie, der Caritas oder anderweitig ihren Einsatz angeboten haben. Dem Gemeindeleben an der Friedenskirche, Gottesdiensten und Veranstaltungen soll das Zentrum indes nicht in die Quere kommen.

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„Wir fangen ein bisschen hemdsärmelig an, weil wir nicht wissen, wie viele Menschen am Anfang kommen werden“, räumt Martin Strecker ein. Man wolle sich auch um Fördergelder bewerben, habe aber bisher noch keine Anträge gestellt und werde zunächst aus den vorhandenen Ressourcen heraus agieren. „Wir packen die Sache nicht naiv an. Wir gehen davon aus, dass das kein kurzfristiges Engagement wird, sondern dass wir mit dem Begegnungszentrum auf längere Zeit einen Fixpunkt für ukrainische Geflüchtete aufbauen.“ Die atmosphärisch ansprechende Friedenskirche mit ihrer räumlichen und sanitären Ausstattung sei geradezu prädestiniert dafür. Willkommen seien Ukrainerinnen und Ukrainer aus dem ganzen Landkreis.

Auf einem langen, noch offenen Weg

Ein solches Angebot auf die Beine zu stellen – und bei Bedarf auch spirituellen Beistand zu gewähren – , sei ureigene Aufgabe der kirchlichen Wohlfahrtsverbände, sagt Hendrik Rook, Chef der Caritas Ludwigsburg-Waiblingen-Enz. „Ihre Geschichte ist ohne 100 Jahre Flucht, Vertreibung und Verheerung nicht zu verstehen.“ Je nach Bedarfslage würden möglicherweise weitere Träger ins Boot genommen. Doch auch die Kirchen selbst verfügten über reichlich Expertise. Der Landkreis ist durch die Unterstützung der von Caritas und Diakonie getragenen ökumenischen Fachstelle Asyl, die sich für die Begleitung, Beratung und Fortbildung der Arbeitskreise in der Flüchtlingshilfe einsetzt, in der Tat gut aufgestellt. „Und allein 20 Beschäftigte haben wir in unserer Flüchtlingssozialarbeit“, so Martin Strecker.

„Ich bin froh, dass sich die Kirche auf diesen langen, noch offenen Weg macht“, kommentiert der evangelische Dekan Michael Werner die Initiative. Oberbürgermeister Matthias Knecht ist schlichtweg „dankbar für das gute Zusammenspiel von Stadt und Kirchen“. Wer sich informieren oder beim Begegnungszentrum helfen will, kann eine Mail an MIR@kdv-lb.de schreiben oder sich unter Telefon 01 76 / 11 95 42 46 melden.