Wenn das Wetter rund um den 27. Juni schön ist, steht uns ein sonniger Juli bevor. Stimmt’s? Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Alljährlich am 27. Juni soll sich entscheiden, wie das Wetter der nächsten sieben Wochen wird. Was hat es mit dem Siebenschläfertag auf sich, und wie akkurat ist die Bauernregel in Baden-Württemberg? Eine Einordnung anhand von Wetterdaten.

„Das Wetter am Siebenschläfertag sieben Wochen bleiben mag“, lautet eine alte Bauernregel. Am 27. Juni soll sich demnach das Wetter der folgenden sieben Wochen entscheiden. Stimmt das wirklich? Wir nähern uns der Antwort an.

Was hat es mit der Regel auf sich?

Offiziell gilt der 27. Juni als Siebenschläfertag – wenn man die zehntägige Verschiebung durch die gregorianische Kalenderreform berücksichtigt. Davor, also bis ins Jahr 1582, fiel der Siebenschläfertag auf den 7. Juli. Auch deshalb ist die Regel nicht ganz wörtlich zu verstehen. Stattdessen betrachten Meteorologen auch die Tage vor und nach dem Siebenschläfertag, um die Vorhersagekraft der Regel zu überprüfen.

Ist an der Regel etwas dran?

Nimmt man auch die Tage um den Siebenschläfertag herum in den Blick, dann habe die Bauernregel eine vergleichsweise hohe Trefferquote, sagt der Meteorologe Sebastian Schappert vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Es handle sich um eine sogenannte meteorologische Singularität. Darunter verstehen Meteorologen bestimmte Wetterlagen, die zur immer gleichen Zeit im Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit auftreten. Dazu zählen unter anderem die Weihnachtswärme, die Eisheiligen und die Schafskälte oder die stabile Schönwetterlage im Altweibersommer Ende September. Und der Siebenschläfer? „Mal sagen die Tage um den 27. Juni nur das Wetter von drei oder vier Wochen voraus, mal tatsächlich für ganze sieben Wochen“, sagt Schappert. DWD-Auswertungen ergaben, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit der Siebenschläferregel zwischen 55 und 70 Prozent beträgt. Im Alpenvorland ist sie höher als in Norddeutschland.

Worauf achten Meteorologen?

Sie betrachten die Großwetterlage. „Im Prinzip schaut man sich an, wo die Schwerpunkte der Hoch- und Tiefdruckgebiete liegen. Anhand dieser Großwetterlage schätzt man dann die Trefferquote ab“, erklärt Sebastian Schappert. Eine Trefferquote von 55 bis 70 Prozent ist relativ gut. Allerdings muss bedacht werden, dass schon Münzenwerfen eine Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent hat. Die Berechnung des DWD zeigt aber, dass das Wetter im Juli und darüber hinaus ziemlich häufig ähnlich ist wie rund um den Siebenschläfertag.

Wie ist es in Baden-Württemberg?

Das Wetter kann von Ort zu Ort variieren. Deshalb gilt die Siebenschläferregel für größere Gebiete und die Großwetterlage. Jedoch sind Temperatur und Niederschlag durchaus wichtig für die Wahrnehmung des Wetters – und die werden lokal an einzelnen Wetterstationen gemessen. Daher haben wir mit den DWD-Daten von der Messstelle am Flughafen Stuttgart experimentell die Vorhersagekraft der Siebenschläferregel in den Jahren seit 1990 errechnet. Von den 32 Jahren wurde mindestens einer der Faktoren Sonnenscheindauer, Temperatur und Regen in 17 bis 22 Jahren von der Siebenschläferwoche korrekt „vorhergesagt“, das entspricht einer Vorhersagekraft von 53 bis 69 Prozent. Dass alle drei Faktoren wochenlang ähnlich waren wie rund um den Siebenschläfertag, kam sechs Mal vor, zuletzt 2021.

Wie haben wir gerechnet?

Wir haben für jedes Jahr seit 1990 überprüft, wie das Wetter in der Siebenschläferwoche sowie in den darauffolgenden Wochen vom 30-Jahre-Mittel abwich. War es in der Siebenschläferwoche wärmer als gewöhnlich und in den Wochen danach ebenfalls, dann gilt die Siebenschläferregel für die Temperatur in unserer experimentellen Betrachtung als erfüllt. Das bedeutet nicht, dass es wochenlang genau gleich warm war wie am Siebenschläfertag – sondern dass verglichen mit der typischen Witterung die Tendenz richtig vorhergesagt wurde.

2021 war es beispielsweise um den 27. Juni etwas kühler als im 30-jährigen Mittel, die Sonne schien gut eine halbe Stunde kürzer und es fiel deutlich mehr Niederschlag als üblich. Auch in den darauffolgenden Wochen war es kühler, wolkiger und etwas feuchter als sonst üblich. 2019 war es dagegen genau andersherum. Beide Male traf die Siebenschläferregel zu.

Welche Rolle spielt der Klimawandel?

Hoch- und Tiefdruckgebiete verweilen infolge des Klimawandels länger am selben Ort. Deshalb dürfte künftig auch die Siebenschläferregel häufiger zutreffen. „Von daher spielt der Klimawandel dieser Bauernregel ein wenig in die Karten“, sagt Sebastian Schappert. Für 2023 möchte er keine Vorhersage treffen, zum Wochenende hin sind Niederschläge angekündigt. „Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne“: Ganz wörtlich sollte man die Bauernregel also nicht nehmen.

Mit dem Tier hat der Siebenschläfertag nichts zu tun

Siebenschläfertag
Der Siebenschläfertag hat keinen Bezug zum gleichnamigen Tier. Stattdessen erinnert er an die sieben Schläfer von Ephesus.

Legende
Die Legende besagt, dass sieben junge Männer, die wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, in einer Höhle nahe Ephesus an der heute türkischen Ägäisküste Schutz suchten. Sie wurden eingemauert und verfielen in einen langen Schlaf. Erst gut zweihundert Jahre später wurde die Mauer entfernt und die sieben Schläfer erwachten.