Die türkischen Erzieherinnen Hikmet Dolun Binzinger (links) und Gamze Ünsal schnuppern in eine deutsch Kita und nehmen ihre Erfahrungen mit in ihr Heimatland. Foto: Gökalp Quelle: Unbekannt

(erg) - Vergangenes Jahr sind zwei Erzieherinnen aus Stuttgart mit Unterstützung eines Stipendiums der Bernstein Köllner Stiftung und in Kooperation mit der Evangelischen Fachschule für Sozialpädagogik für ein Praktikum in Istanbuler Kindergärten gereist (wir berichteten). Nun haben auch zwei Erzieherinnen aus türkischen Kitas im Kinder- und Familienzentrum Francesca vorbeigeschaut, um den deutsch-türkischen Austausch auch weiterhin zu fördern.

Bisher ist das Programm erfolgreich abgelaufen. Im September vergangenen Jahres sind die Erzieherinnen Gloria Schmid und Ana Maria Brinkmann zum Ende ihrer Ausbildung für zwei Monate nach Istanbul gereist. Nun haben sich die türkischen Erzieherinnen Hikmet Dolun Binzinger und Gamze Ünsel im Kinder- und Familienzentrum Francesca eingefunden, um das deutsche Kita-System näher unter die Lupe zu nehmen und eine persönliche Bilanz aus den bisherigen Erfahrungen zu ziehen.

Erzieherin Dolun Binzinger hat bereits 1998 in Deutschland gearbeitet und ist mit der Mentalität und der Sprache vertraut: „Ich hatte damals das Gefühl, dass es wenig Kontakt zwischen Deutschen und Türken gegeben hat“, sagt sie. Im Kinder- und Familienzentrum sind insgesamt 38 Nationalitäten vertreten, die türkischen Kinder sind mit knapp 20 Prozent die größte ausländische Gruppe. Die Erzieherinnen haben tagtäglich mit den Herausforderungen der Multikulturalität zu tun. Das Austauschprogramm verfolgte als Ziel, kulturelles Verständnis für türkische Kinder und ihre Familien zu fördern.

Doch zunächst geht es darum, das Programm, das noch in den Anfängen steht, auch weiterhin voranzutreiben. „Ich finde es wichtig, das Gespräch auch nach dem Praktikum fortzuführen“, sagt Erzieherin Dolun Binzinger. Aus diesem Grund sollen durch Workshops und Praktika auch weiterhin Erfahrungen gesammelt werden. Die zwei Monate seien nicht besonders lang gewesen und obwohl die Teilnehmerinnen an Sprachkursen teilgenommen haben, sei es kaum genug Zeit, um die Sprache tatsächlich zu lernen.

Inzwischen haben acht Kitas aus der Türkei Interesse gezeigt, sich an dem Austauschprogramm zu beteiligen. „In überschaubarem Maße können wir es in Form eines Praktikums realisieren“, sagt Projektleiterin Roswitha Wenzl. Zumindest aus Deutschland werden dieses Jahr im September wieder zwei Erzieherinnen zu den türkischen Kitas reisen. Die politische Situation in der Türkei sei jedoch bisher nicht sehr durchschaubar. Es sei daher ungewiss, wie auch das Schulsystem sich weiterentwickeln werde.