(erg) - Das Familienweingut Klopfer hat vor drei Jahren seinen Weinanbau umgestellt, ausschließlich ökologisch lautet seither die Devise. Auf dem Weindorf haben sie nun einem ersten Publikum das Produkt einer neuen pilzwiderstandsfähigen Rebsorte vorgestellt. Die Besonderheit: Sie haben den Bio-Anbau auf der schwer zu bewirtschaftenden Cannstatter Steillage ausprobiert.

Wolfgang Klopfer teilt sich die Aufgaben des Weinguts mit Frau Dagma und dem 26-jährigen Sohn Christoph. „Eigentlich sind wir aus dem Remstal. Die 20 Hektar große Steillage auf dem Zuckerle stammt aus der Familie meiner Frau“, sagt Klopfer. Sie haben die Terrassenlage als Versuchsfläche ihrer neuen Rebsorte „Mauerpfeffer“ benutzt. „Die Stuttgarter Steillagen können die besten Rotweine hervorbringen“, sagte er. „Die Umstellung ist, dass die Fläche 2000 Stunden pro Hektar an Arbeitsaufwand benötigt und eine normale Fläche nur 500 Stunden pro Hektar.“

Der provisorische Name „Mauerpfeffer“ stammt von einer heimischen Pflanze, die auf dem Wengert wächst. Offiziell ist die Sorte jedoch so neu, dass sie nur durch eine Nummer gekennzeichnet ist. Der Vorteil der Sorte ist, dass kaum Pestizide gegen Pilzbefall benutzt werden müssen. Etwa 70 Prozent weniger als bei normalem Anbau.„Heimische Pflanzen und Nützlinge können auf diese Weise besser gedeihen“, sagt Christoph Klopfer.

Die Steillagen des Cannstatter Zuckerle sind schwer zugänglich, daher kann ein Großteil der Arbeit nur in Handarbeit erledigt werden. Die Bodenbedingungen sind sehr günstig, um qualitativ hochwertigen Wein herzustellen. Beim „Mauerpfeffer“ konnten sie sich jedoch Arbeit sparen. „Die pilzwiderstandsfähigen Rebsorten sind weniger aufwendig, weil sie zum Überleben kaum Pestizide benötigen“, sagt Christoph Klopfer.

„Die Rebsorte stammt vom Schweizer Züchter Valentin Blattner“, sagt Andreas Stutz, Vorsitzender von Ecovin Baden-Württemberg. Der 1985 gegründete Verein ist ein Zusammenschluss ökologischer Weinbauern in Deutschland. Laut Stutz bauen bisher lediglich 400 Betriebe in Deutschland ihren Wein ökologisch an. „Es geht nicht nur darum, die Umwelt vor schädlichen Pestiziden zu schützen“, sagt er, „es ist auch wichtig den Traktoreneinsatz zu verringern“. Bei den pilzwiderstandsfähigen Rebsorten ist weniger Maschineneinsatz nötig. Daher setzt er sich für diese ein. „Biologischer Anbau bedeutet dabei nicht, dass wir gar keine Pestizide einsetzen, sondern nur Biologische“, sagt Christoph Klopfer.

Das Thema ökologischer Anbau ist mittlerweile auch im Stuttgarter Rathaus angekommen und beschäftigt die Gemeinderatsfraktion der Grünen. „Im diesjährigen Statusbericht des Weinguts der Landeshauptstadt wurde ausgeführt, dass nur langfristig angelegte Sortimentsanpassungen die ökologische Weiterentwicklung voranbringen“, heißt es in einem Antrag. In den Mauerterrassen in der Mönchhalde und im Hasenberg sei im vergangenen Jahr begonnen worden, mit einem dreimaligen Blumenwiesenschnitt auf chemische Unkrautbekämpfungsmittel zu verzichten. Das werde, so die Grünen, bereits in der Karlshöhe seit mehr als einem Jahrzehnt erfolgreich praktiziert. „Wir halten es jedoch für wichtig, dass mögliche Wege zu einer ökologische Weiterentwicklung und einer damit verbundenen Umstellung des Sortiments genauer aufgezeigt werden, damit die zukünftige Ausrichtung des städtischen Weinguts deutlicher wird“, so die Meinung der Antragssteller. Die Grünen fordern deshalb, dass der neue Leiter des städtischen Weinguts Timo Saier seine Vorstellungen über die künftige Gesamtausrichtung des Weinguts dem Gemeinderat berichten soll. Auch im Besonderen im Hinblick auf eine ökologische Weiterentwicklung und konkret mehr biologische Erzeugung und mehr biologischen Anbau.