In der Stadtkirche wird die Kleiderspende sortiert und verpackt. Foto: /Edgar Rehberger

In der Stadtkirche wurden fabrikneue, fair gefertigte Kleider sortiert und verpackt. Sie gehen nach Athen und Lesbos. Der Cannstatter Weltladen und der Verein just human sind der Stadtkirchengemeinde für die spontane Unterstützung dankbar.

Bad Cannstatt - Margret Eder vom Cannstatter Weltladen, der sich seit März 2019 für gerechten Handel einsetzt, bringt es auf den Punkt. „Man muss vernetzt sein, um etwas zu erreichen.“ Das war auch in diesem Fall von großem Vorteil. Die Fairhandelorganisation Weltpartner aus Ravensburg nimmt seine Textilien, fabrikneue, fair gefertigte Kleidern für Männer, Frauen und Kinder aus dem Sortiment. Die Kleider sollen an Menschen gehen, die diese dringend benötigen, war der Wunsch des Spenders, der auch als Pate der Weltläden in der Landeshauptstadt fungiert. „Was tun mit den insgesamt 30 vollgepackten Kartons?“ fragte sich Helge Gumpert, Teamleiter des Weltladens, und lagerte diese im Keller des Ladens am Cannstatter Marktplatz, der damit rappelvoll war.

Hilfreiche Vernetzung

Margret Eder stellte den Kontakt mit der Organisation just human aus Stuttgart-Rohr her. Der Verein hat seine Wurzeln in einer Hilfsaktion für eine Familie aus Syrien, die 2015 bei ihrer Ankunft in der Region Stuttgart unterstützt wurde. Heute engagiert sich just human für Geflüchtete weltweit. Mit dieser Aktion werden Geflüchtete auf der Insel Lesbos unterstützt. Just human wiederum wandte sich an den Cannstatter Klaus Wagner. Der Journalist engagiert sich in seiner Freizeit seit vielen Jahren für tschernobylgeschädigte Menschen. Er rief Dekan Eckart Schultz-Berg an und bat um Unterstützung. „Da machen wir gerne mit. Die Stadtkirche hat unter der Woche eine große Fläche, die genutzt werden kann.“

18 Helfer beim Sortieren

Gestern wurden die Kleiderkartons auf Paletten verladen und vom Weltladen per Hubwagen in die Stadtkirche gekarrt. Dort warteten bereits 18 Personen, die von allen zusammengetrommelt wurden, um die T-Shirts, Poloshirts und Sweatshirts zu sortieren, in Transportkartons zu verpacken und genau zu beschriften. „Das muss ja alles in Griechenland durch den Zoll“, begründet Wagner, der mit derlei Transporten Erfahrung hat. Am frühen Nachmittag waren 60 Kartons mit 2800 Kleiderstücken gefüllt. Diese werden jetzt gelagert und dann nach Österreich gebracht. Dort reihen sie sich in den „Konvoi der Menschlichkeit“ ein, der Hilfsgüter nach Athen und Lesbos bringt, wo die Organisation Starfish Foundation die Verteilung übernimmt.

Konvoi der Menschlichkeit

„In der ersten Oktoberhälfte wird der Konvoi unterwegs sein“, berichtet Elka Edelkott von just human. Der Verein ist schon länger auf Lesbos aktiv. „Wir haben viele Notrufe erhalten. Die Flüchtlinge, die zum Teil schon auf dem Festland sind, haben ja alles verloren.“ Die Kleiderspende sei ein großes Glück, zumal die „Neuwaren ja von toller Qualität sind“, ergänzt ihre Mitstreiterin, die Diplom-Psychologin Katja Walterscheid. Die Flüchtlinge würden sich schon auf die Kleider freuen, sei aus begeisternden Posts auf Facebook zu vernehmen.

Dekan begeistert

Dekan Schultz-Berg, der persönlich vorbeikam, ist vom Aspekt angetan, der hinter der Aktion steht. „Die Sache geht über die örtlichen Ereignisse hinaus. Der Impuls von Bad Cannstatt nach außen gefällt mir. Die Aktion ist toll.“ Die Verknüpfung der eigenen Lebenssituation mit den von anderen sei lobenswert. Margret Eder und Helge Gumpert vom Cannstatter Weltladen sind froh, dass alles reibungslos über die Bühne ging, und dankbar für die Unterstützung der Stadtkirchengemeinde. Eder gibt noch mit auf den Weg, dass der Weltladen in Bad Cannstatt keine Kleiderspende von Privatpersonen annimmt.