Die Delegation von Stiftung und Fachschule für Sozialpädagogik mit Vertretern einer Kindertagesstätte in Istanbul, wo ein Praktikumsplatz für zwei angehende Erzieherinnen gesucht wurde. Quelle: Unbekannt

Von Iris Frey

Das Amtsgericht Bad Cannstatt hat einen neuen Direktor. Nachdem im Januar Hannes Breucker ans Landgericht Hechingen gewechselt ist, ist die Personallücke wieder geschlossen: Andreas Holzwarth ist seit dieser Woche im Amt.

Der 46-Jährige freut sich auf die neue Herausforderung. Vom Feinstaubalarm hat er auch gehört und will nach Bad Cannstatt mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen. Er wohnt in Schorndorf und war zuletzt am Oberlandesgericht Stuttgart tätig. Letztes Jahr war er bei einem deutsch-chinesischen Richteraustausch und hatte Glück: „In Peking war zu dem Zeitpunkt kein Smog und auch kein Verkehrsstau.“ Doch hier beschäftigt ihn der Feinstaubalarm schon und will er gerne seinen Beitrag leisten.

Holzwarth war eineinhalb Jahre in Thüringen als Staatsanwalt tätig, dann in der baden-württembergischen Justiz. Seine Assesorenzeit hat er in Schorndorf verbracht. Er war beim Amtsgericht Schorndorf tätig, beim Landgericht Stuttgart, bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart, wo er zum Staatsanwalt auf Lebenszeit ernannt worden ist und sich um Insolvenzstrafrecht gekümmert hat. Dann ist er wieder ans Amtsgericht Schorndorf gewechselt, wo er von 2004 bis 2005 für Familienrecht zuständig war. Von 2005 bis 2009 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Bundesgerichtshof. Von 2009 bis 2010 war er am Oberlandesgericht Stuttgart tätig, am Landgericht in einer Zivilkammer. Und seit 20011 am Oberlandesgericht Stuttgart im Familiensenat zur Hälfte und zur anderen Hälfte Ausbildungsleiter der Rechtsreferendare.

Nun ist der 46-Jährige, der in Tübingen Jura studiert und in dem Fach im Arzthaftungsrecht promoviert hat, in Bad Cannstatt. Die Referendarzeit hat er in Tübingen verbracht. Ans Amtsgericht Bad Cannstatt hat er sich beworben, „weil mir immer die Nähe zu den Parteien gefallen hat“. Bad Cannstatt sei ein tolles, gut aufgestelltes Gericht. Die Chance durch den Weggang von Breucker habe er gerne genutzt. Ihm gefällt, dass hier alles unter einem Dach ist, so sei der Zusammenhalt größer und die Wege kürzer.

Er ist Chef von rund 90 Mitarbeitern und wird hier als Zivilrichter tätig sein sowie Betreuungs- und Unterbringungssachen machen. „Das ist schön, weil ich da direkten Kontakt zu den Betroffenen habe“, sagt Holzwarth. In den nächsten Jahren wird das Amtsgericht auf die elektronische Akte vorbereitet. Das bedeutet dann, dass Anwälte ihre Schriftsätze nur noch elektronisch einreichen. Bürger ohne Anwalt seien davon nicht betroffen. Es betreffe zunächst nur das Zivilrecht. Strafprozesse seien viel formaler und da sei es rechtlich schwieriger, so Holzwarth.

Auch Baustellen gibt es im Amtsgericht: Nächsten Monat muss er aus seinem Zimmer vorübergehend umziehen, denn die Etage wird saniert. Das ganze Amtsgericht wird derzeit von innen saniert. Durch den Wegzug der Referendare, die sich jetzt im Justizausbildungszentrum in der Neckarstraße befinden, sind zwei Stockwerke frei geworden. Bei der Sanierung wird der öffentliche und der nichtöffentliche Bereich getrennt. In den Sitzungssälen werde auf Fluchttüren geachtet, so Holzwarth. „Eine absolute Sicherheit wird es nicht geben.“Er sei noch nie bedroht worden, aber erlebe bei Familiensachen verbale Angriffe.

Vom Arbeitsanfall sei das Amtsgericht stark belastet, es sei aber gut aufgestellt. „Ich habe alles in bestem Zustand vorgefunden und bin hochzufrieden.“ Auch, dass im Haus die Kunst ist mit der Galerie Kunsthöfle, freut ihn. Der in Aalen geborene kommt aus Schwäbisch Gmünd und zählt zu seinen Hobbys, am Kommentar im Familienrecht zu schreiben. Außerdem hat er Zwillinge, zwei elfjährige Töchter. Mit der Familie wandert er gerne und fährt Mountainbike. Der Jakobsweg ist für ihn eine Herausforderung. „Von Neresheim bis Göppingen haben wir es schon geschafft“, sagt er. Weitere Touren werden geplant.