Stand heute würde ein Neubau anstelle des Wohnheims (Gebäude im Vordergrund) samt Sanierung des Sportklinik-Bestandes knapp 50 Millionen Euro kosten. Foto: Nagel Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Obwohl der Gemeinderat vor einem Jahr grünes Licht gegeben hatte, verzögert sich das fast 50 Millionen Euro teure Neubau- und Modernisierungsvorhaben der Sportklinik. Selbst bei einem beschleunigten Bebauungsplanverfahren könnte das Gesamtprojekt frühestens 2025 fertig sein. So lange können die Klinikverantwortlichen nicht warten und wollen mit einer Teilsanierung früher starten.

Zwei Großprojekte in der Taubenheimstraße sind Thema im Kursaal-Viertel: die Modernisierung der Sportklinik und der Neubau der benachbarten Olgakrippe. Während die Bauarbeiten für die neue Kindertagesstätte - die Kosten liegen bei rund 6,8 Millionen Euro - schon fortgeschritten sind, treten die Verantwortlichen der Sportklinik zwar nicht auf der Stelle, allerdings gehen die Planungen für Neubau und Bestandsmodernisierung doch schleppender voran, als vermutet.

Zur Erinnerung: Vor einem Jahr gab der Ausschuss für Umwelt und Technik grünes Licht für das Gesamtvorhaben am Standort Taubenheimstraße; und fünf Monate später auch für die Planungsänderungen. Der Grund: Das Schwesternwohnheim an der Taubenheim-/Martin-Luther-Straße soll abgerissen werden und einem Neubau Platz machen.

Da es jedoch an dessen geplanter Höhe Kritik gab, wurden die Pläne nochmals überarbeitet. Lüftungsanlagen wurden umgeplant. Die Anlagen sind nicht mehr in der wirtschaftlichsten Lösung übereinander aufgestellt, sondern nebeneinander. Als Kompensationsmaßnahmen müssen zusätzlich Technikflächen auf dem Dach des Bestandsgebäudes geschaffen werden. Dazu muss unter anderem das Tragwerk ertüchtigt werden. Die Mehrkosten: gut 750 000 Euro. Dennoch war das laut Klinik-Verantwortlichen „ein gangbarer Kompromiss“.

Allerdings wird es noch gut vier Jahre dauern, bis die ersten Bagger in der Taubenheim- und Martin-Luther-Straße vorfahren werden. Denn auch das von der Stadt zugesagte vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren samt Fassadenwettbewerb dauert nun einmal, selbst bei positivem Verlauf. „Der Wettbewerb wird gerade zusammen mit der Stadtverwaltung geplant“, sagt Geschäftsführer Jürgen Zimmermann. Mit einer Entscheidung sei deshalb nicht vor Anfang 2018 zu rechnen. Er rechnet selbst für das verkürzte Bebauungsplanverfahren mit zwei Jahren Dauer. Erst dann kann der Bauantrag gestellt werden.

„Baubeginn wird folglich nicht vor 2021 sein“, bestätigt Aufsichtsratsvorsitzender Volker Munk den Zeitplan. Zwei Jahren für den Neubau, die gleiche Zeit nochmals für die Modernisierung - sowohl Zimmermannn wie auch Munk schätzen, dass die Eröffnungsfeier der neuen Sportklinik nicht vor 2025 stattfinden wird. Das Problem: Binnen acht Jahren wird das Projekt nicht günstiger. Volker Munk schätzt mit einer Kostensteigerung zwischen 15 und 20 Prozent.

Angesichts der doch unbefriedigenden Perspektiven haben Geschäftsführung und Aufsichtsrat reagiert und quasi einen Plan B aus der Schublade gezogen. „Wir werden den kompletten dritten Stock vorziehen und bereits in absehbarer Zeit sanieren“, sagt Munk. Das heißt, dass unter anderem die heute dort arbeitende Physiotherapie einen Stock höher in die leer stehende, alte Küche der Sportklinik ziehen wird.

Zu dieser „Stückelung“ des Gesamtprojekts sieht sich die Klinik-Leitung gezwungen, da sie - um überhaupt wettbewerbsfähig zu bleiben - nicht noch länger warten kann. Denn obwohl die anerkannte Fachklinik für ihre medizinische Betreuung nur Lob erhält, so wird das veraltete Ambiente sowie die Tatsache, dass Patienten in der Taubenheimstraße heute noch in 3-Bett-Zimmern untergebracht werden und mit Etagenduschen vorlieb nehmen müssen, doch kritisiert. „Da können wir im Wettbewerb auf Dauer nicht bestehen“, sieht Zimmermann den Status quo realistisch. Mit 35 Quadratmetern seien die OP-Säle zudem äußerst knapp bemessen.

Nach Modernisierung und Neubau sind die OP-Säle im Erdgeschoss untergebracht und haben zehn Quadratmeter mehr Platz. „Auch die Ambulanzen bekommen mehr Fläche, was betriebliche Vorteile bringt.“ Die Planzahl von 75 Betten werde dann eingehalten. Derzeit sind 89 Betten aufgestellt. Doch bis 2025 kann die Sportklinik natürlich nicht warten, wobei die allgemeine Kostensteigerung in der Baubranche eine noch gänzlich unbekannte Variable ist. „Fakt ist jedoch, dass wir Zuschüsse erst nach Erhalt der Baugenehmigung einreichen können“, so Jürgen Zimmermann. Er hoffe, dass hierbei natürlich die Mehrkosten berücksichtigt werden.