Ab Herbst 2017 muss man sich in Cannstatt an solche Schilder gewöhnen. Quelle: Unbekannt

Von Uli Nagel

Ab 1. November 2017 gilt auch in Bad Cannstatt das Parkraummanagement. Dann wird es im Veielbrunnen, Seelberg, Kursaalviertel und in der Altstadt keinen kostenlosen Parkplatz mehr geben.

Als 2011 im Stuttgarter Westen ein flächendeckendes Parkraummanagement installiert wurde, war der Aufschrei zunächst groß. Anwohner sprachen von Abzocke, denn für 30,70 Euro, die der Parkausweis kostet, gab es natürlich keine Stellplatzgarantie. Die Gebühr galt nur als Berechtigung. Auf diese Weise sollten insbesondere Pendler ferngehalten werden, die in den vergangenen Jahren verstärkt in den Randgebieten der City ihr Auto zum Nulltarif abgestellt hatten, um anschließend mit dem ÖPNV zur Arbeit zu fahren.

Doch die Kritik verstummte schnell, denn das Parkraummanagement war ein Erfolg. Tagsüber gab es gut 60 Prozent weniger Falschparker im Westen, nachts wurde immerhin ein Rückgang von 30 Prozent registriert.

Aus diesen Gründen hat sich die Stadt entschlossen, das Parkraummanagement auf die übrigen vier Innenstadtbezirke sowie Bad Cannstatt zu erweitern. Denn in Stuttgarts größtem Stadtbezirk herrscht in vielen Wohngebieten ebenfalls ein enormer Parkdruck. Die Kosten für die fünf Bezirke belaufen sich auf rund 10,8 Millionen Euro, allein für Bad Cannstatt gut 1,7 Millionen Euro. Insgesamt muss die Stadt hier 180 Parkscheinautomaten aufstellen und personell mächtig aufstocken. Insgesamt 100 neue Stellen sollen für das stadtweite Parkraummanagement geschaffen werden; unter anderem zum Leeren und Warten der Automaten und natürlich auch zur Überwachung.

Eingeführt wurde das Parkraummanagement im Bezirk Mitte und Nord 2015, für Stuttgart-Süd war Startschuss am 1. Juni 2016. „Als nächstes steht Bad Cannstatt auf der Agenda“, sagte Stadtplaner Stephan Oehler im Technikausschuss. Die Planungen, wo die Automaten und die entsprechende Beschilderung für die vier Zonen aufgestellt werden, sind abgeschlossen. Endlich, denn mit der ersten Grenzziehung quer durch den Seelberg war der Bezirksbeirat Bad Cannstatt zu Jahresbeginn nicht einverstanden, sodass die Stadtplaner noch einmal ran mussten. „Wir haben uns dabei an Durchfahrtsstraßen und an den Bahngleisen orientiert“, sagte Oehler. Während der Seelberg jetzt nur noch eine Zone ist, wurde das Bahnhofsviertel der Altstadt zugeschlagen. Die dritte Zone bleibt das Kursaalviertel bis hin zum Neckar. Die vierte ist das Veielbrunnengebiet. Die Bürgerinformationen, wo und ab wann die Ausweise beantragt werden können, erfolgen wohl in der ersten Jahreshälfte, das Aufstellen der Parkscheinautomaten soll Mitte 2017 beginnen.

Der Technikausschuss zeigte sich insgesamt zufrieden mit der weiteren Einführung, allerdings sehen Philipp Hill (CDU) und Jürgen Zeeb (Freie Wähler) sowohl den Seelberg als auch das Kursaalviertel nicht unbedingt einem hohen Parkdruck ausgesetzt. Dem widersprachen die Grünen vehement. „Der wird sich sogar noch vergrößern, da das Parkhaus des Landeskriminalamtes mit rund 200 Parkplätzen in den kommenden zwei Jahren wegen Sanierungsarbeiten nicht zur Verfügung stehen wird“, so Björn Peterhoff.

Obwohl das Parkraummanagement insgesamt eine Erfolgsgeschichte zu werden scheint - mittlerweile gibt es Interesse aus Möhringen, Vaihingen, Zuffenhausen, Degerloch und aus der Neckarvorstadt - eine Schwäche hat es: „Sobald weniger kontrolliert wird, nimmt die Zahl der Falschparker zu“, sagte Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Diese Erfahrung machte die Stadtverwaltung im Stuttgarter Westen, wo vier Mitarbeiter aus Kostengründen abgezogen worden waren. Die Folge: Die Zahl der Falschparker nahm daraufhin wieder zu. Für Schairer steht deshalb außer Frage, dass die Verwaltung gerade bei der Überwachung nicht nachlassen dürfe und deshalb für den nächsten Haushalt entsprechende Stellen beantragen muss.