Der große Narrenumzug 2020 war sehr gut besucht. Foto: /Julian Rettig

Das Große Narrentreffen 2020 in Bad Cannstatt war die letzte Großveranstaltung vor Corona. Für eine Cannstatterin bleibt der Umzug in schmerzhafter Erinnerung. Eine Hexe brachte sie versehentlich zu Fall.

Bad Cannstatt - Das große Narrentreffen vom 17. bis 19. Januar 2020, organisiert vom Kübelesmarkt Bad Cannstatt, war zweifellos das Highlight in der Sauerwasserstadt im vergangenen Jahr. Drei Tage lang herrschte Ausnahmezustand. Es war auch die letzte Großveranstaltung, bevor Corona alles lahmlegte. 12 000 Teilnehmer boten 50 000 Besuchern an der Umzugsstrecke beim großen Narrensprung am Sonntag ein buntes Treiben.

Einer Zuschauerin wird dieses Ereignis allerdings in schmerzlicher Erinnerung bleiben. Karin Müller (Name geändert) schaute sich den Umzug von der Wilhelmstraße 25 aus an. Sie stand mit ihrem Mann und der Schwiegermutter vor dem Handarbeitsgeschäft Ruckh. Da sie acht Wochen zuvor eine Operation an der linken Schulter – bei einem Arbeitsunfall waren die Sehnen gerissen – hinter sich gebracht hatte, konnte sie nicht den ganzen Umzug verfolgen und wollte sich gegen 16.40 Uhr auf den Heimweg machen. „Da sich immer wieder große Lücken bildeten, wollte ich eine davon zum Überqueren der Straße nutzen“, beschreibt die Cannstatterin.

Just in dem Moment machte sich eine Vertreterin der Hexenzunft Obernheim, Nummer 57 der 71 teilnehmenden Gruppen, auf, zu ihrer Zunft aufzuschließen. Die Hexe hatte in der Hocke Kindern am Straßenrand Süßigkeiten überreicht. Ihre Zunft war bereits weitergezogen. Die Hexe rannte los und übersah aufgrund des eingeschränkten Blickwinkels ihrer Maske die Frau, die gerade die Straße überqueren wollte. Es kam zum Zusammenstoß, wobei die Cannstatterin auf ihre frisch operierte Schulter fiel.

Ein Ordner kam gleich zur Hilfe, Sanitäter halfen der benommenen Frau auf und brachten sie ins Erste-Hilfe-Zelt auf den Marktplatz. Die erschrockene Hexe nahm die Maske ab und gab dem Ordner den Personalausweis zum Abfotografieren. „Ich hatte höllische Schmerzen, die Wunde ging wieder auf“, so die Cannstatterin. Besserung ist seitdem nicht viel eingetreten, trotz erneuter OP und zwei Mal wöchentlich Physiotherapie. „Ich bin seitdem massiv bewegungseingeschränkt, was sehr zermürbend ist.“ Zudem gibt es Probleme mit den Versicherungen.

Zeugen gesucht

Um den Vorfall vollends zu klären und zu einem guten Ende zu bringen, sucht sie weitere Zeugen des Vorfalls und vor allem den Ordner. „Bei ihm möchte ich mich auch bedanken. Er hat ganz toll reagiert.“ Der Ordner stammt nicht aus den Reihen des Kübelesmarktes Bad Cannstatt. „Wir hatten bei diesem Großereignis viele befreundete Zünfte als Helfer“, beschreibt Oberkübler Steffen Kauderer. Vermutlich komme der Ordner von einer Zunft aus Kornwestheim. Kauderer hofft, dass sich der Sachverhalt im Sinne der Geschädigten klärt.

Der Ordner und Beobachter des Vorfalles können sich per E-Mail an kilian.stgt@web.de melden.