Die Theodor-Heuss-Kaserne an der Nürnberger Straße hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. In den 100 Jahren hat sich einiges auf dem 135 000 Quadratmeter großen Areal getan. Foto: THK/Manfred Storck Quelle: Unbekannt

(red/ede) - 100 Jahre alt ist die Theodor-Heuss-Kaserne in Bad Cannstatt. Älteren Stuttgartern ist sie besser bekannt als die „Funker-Kaserne“. In der Liegenschaft herrscht seit 100 Jahren bildlich gesprochen stets ein reges Kommen und Gehen.

Die wechselvolle Geschichte der Kaserne begann 1917, als sie nach dreijähriger Bauzeit eingeweiht und Heimat der 1. Abteilung des Feldartillerieregiments 13 „König Karl“ wurde. Bis 1920 wurde eine Nachrichtenabteilung in der Kaserne stationiert, die dann nach dem Erwerb weiterer Flächen um ein Feldlazarett erweitert wurde. In den folgenden Jahren fand der Bau von Lehrgebäuden, Lehrwerkstätten, Laboren und Unterrichtsräumen statt, so dass die Liegenschaft als Reichsfachschule genutzt werden konnte. Nach weiteren Umbauten wurde die Kaserne bis 1945 für Ersatzverbände der Nachrichtentruppe genutzt. Daher auch der Name „Funker-Kaserne“. Vom Ende des 2. Weltkriegs bis zum Jahr 1950 wurden in der Liegenschaft sogenannte „Displaced Persons“ untergebracht. Bis zu 3000 Armenier und 150 Ukrainer lebten hier in Selbstverwaltung, sanierten die Gebäude und bauten ein Theater mit 400 Plätzen.

Mit Aufstellung der Bundeswehr erlebte die Kaserne einen weiteren Umbau. Neben einer Wehrbereichsbibliothek mit 7000 Bänden, die 1957 eingerichtet wurde, waren in der Funkerkaserne eine Annahmestelle des Heeres, das Wehrbereichskommando V, das Heeresmusikkorps V A, die Chemische Untersuchungsstelle V, die Medizinische Untersuchungsstelle V und die MAD Gruppe V stationiert. Ein Jahr später kamen der Territoriale Verteidigungsstab V (später VBK 51) und die 1. Kompanie des Feldjägerbataillons 750 hinzu. 1962 wurde eine große Vortragshalle, die sogenannte Baumann-Halle, errichtet, die auch heute noch unter anderem für Wintervorträge und Konzerte genutzt wird. Im Jahr 1973 erfolgte die Umbenennung der Funker-Kaserne in Theodor-Heus-Kaserne. Von 1993 bis zur Auflösung 2008 war auch die Sportfördergruppe Stuttgart in der Kaserne stationiert. 1994 wurde das Wehrbereichskommando V nach Sigmaringen verlegt und mit der zehnten Panzerdivision fusioniert. Die Abteilung Militär-Geografischer Dienst und der evangelische Wehrbereichs-Dekan verblieben in der Theodor-Heuss-Kaserne. Das VBK 51 wurde wieder von Ludwigsburg, wo es seit 1973 untergebracht war, wieder nach Stuttgart geholt.

Heute befinden sich in der Theodor-Heuss-Kaserne das Landeskommando Baden-Württemberg, Teile des Bundessprachenamts, Teile des Infrastrukturstabes sowie Teile der ehemaligen Wehrbereichsverwaltung Süd, eine Dienststelle BWI-Informationstechnik GmbH, weitere Kleindienststellen der Bundeswehr und Teile der Generalzolldirektion Stuttgart.

Immer wieder wird der Ruf nach einer Umnutzung der Kaserne laut, in der irrigen Meinung, viele Räume stünden leer. So auch Anfang des Jahres, als die Grünen im Rathaus die Stadt dazu aufforderten, Teile des Geländes zu erwerben und für Wohnungsbau zu nutzen. Der Sprecher des des Landeskommandos Baden-Württemberg winkte ab. „Wir sind voll belegt.“