Der Lack bröckelt an weiten Teilen der Brücke schon ab und bedarf daher einer gründlichen Bearbeitung. Fotos: Gökalp Quelle: Unbekannt

Die Wilhelmsbrücke ist in keinem ansehnlichen Zustand. An vielen Stellen bröckelt der Lack ab und Rost kommt zum Vorschein. Die Bezirksbeiratsfraktion der Grünen beantragt daher, dass die Brücke noch in diesem Jahr von Rost befreit und gestrichen werden soll. Laut Tiefbauamt stehen die Chancen auf eine Sanierung jedoch schlecht. Da die Mängel rein optischer Natur sind, haben Projekte wie die Sanierung der Aubrücke Vorrang.

Von Erdem Gökalp

„Einst war die Wilhelmsbrücke der einzige Neckarüberweg in Stuttgart“, sagt Matthias Busch von Pro Alt-Cannstatt. Und die hat eine bewegte Geschichte. Seit der Erbauung im Jahr 1838 wurde das Bauwerk drei Mal zerstört und wieder neu errichtet. „Zuletzt sprengten sie deutsche Truppen während des Zweiten Weltkriegs selbst.“ Dadurch wollten sie die feindlichen französischen Truppen davon abhalten, den Neckar zu überqueren.

Glücklicherweise droht der Wilhelmsbrücke heute keine Zerstörung mehr, jedoch ist sie dafür einem ganz neuen Feind ausgesetzt, der Witterung. Und die hat fraglos in den vergangenen Jahren ganze Arbeit geleistet. Die Stahlkonstruktion ist übersät mit Rost und in großen Teilen bröckelt der Lack ab. Auch sorgen Schmierereien für einen unansehnlichen Anblick. Da die 70 Meter lange Brücke immer noch als wichtigster Überweg zwischen Altstadt und Neckarvorstadt dient, fordert die Bezirksbeiratsfraktion der Grünen, dass sie noch in diesem Jahr optisch wieder in einen ordentlichen Zustand gebracht wird. Bereits in den Jahren 2013 und 2015 haben sie im Bezirksbeirat ähnliche Anträge gestellt, jedoch bisher ohne Erfolg.

Laut Claus-Dieter Hauck vom Tiefbauamt, das für die Brücken zuständig ist, stehen die Aussichten auf eine Sanierung der Wilhelmsbrücke für dieses Jahr schlecht. Die 1,6 Millionen Euro, die dem Amt im Jahr 2017 insgesamt für Sanierungen und Reparaturen zur Verfügung stehen, sei schon durch andere Großprojekte verplant. So werden in den Sommerferien die Aubrücke in Münster und die Brücke In den Stegwiesen in Obertürkheim saniert. „Dort ist der Bedarf groß, weil die Brückenkonstruktionen in schlechtem Zustand sind, an der Wilhelmsbrücke sind die Mängel dagegen rein optischer Natur“, sagt Hauck.

Zudem wäre die Renovierung der Wilhelmsbrücke teurer, als es zunächst erscheint. So müssten zunächst die gesamte Stahlkonstruktion mit einem Strahler von Lack und Rost befreit werden. Das ist aufwendig, weil keine Verunreinigungen in den Neckar gelangen dürfen. Außerdem müssen nicht nur die verrosteten Stellen, sondern die kompletten Stahlflächen bearbeitet werden. „Das würde insgesamt gut 50 000 Euro kosten“, sagt Hauck. Kleinigkeiten, wie etwa Schmierereien zu entfernen, könnten dagegen erledigt werden.

Der Lack an der Stahlkonstruktion wurde zuletzt 1982 frisch aufgetragen. Acht Jahre später wurden dann gründlichere Sanierungen an der Wilhelmsbrücke ausgeführt, bei der der Fahrbahnbelag und die Abdichtungen erneuert wurden. Daher ist die Konstruktion in einem grundlegend guten Zustand. „Wir wollen jedoch mehr Geldmittel für die Instandhaltung unserer Brücken beantragen“, sagt Hauck. Eine optische Verschönerung der Wilhelmsbrücke sei frühestens 2018 realisierbar.

Das Aussehen ist nicht der einzige Grund, warum die Neckarquerung Gesprächsstoff liefert. Denn im Rahmen der Baumaßnahmen für den Rosensteintunnel gab es inzwischen den Vorschlag, die historische Brücke vollständig für den Autoverkehr zu sperren. Denn mit der Tunneleröffnung 2020 oder 2021 gibt es definitiv weniger Autoverkehr auf der Rosensteinbrücke. Dadurch werden Kapazitäten frei, um die Wilhelmsbrücke nur für Fahrräder und Fußgänger zuzulassen. Jedoch löste die Idee bereits eine kontroverse Diskussion aus, da sich insbesondere Einzelhändler der Altstadt von dieser Maßnahme benachteiligt fühlen. Denn ihrer Meinung nach wird dadurch der Hallschlag „abgehängt“.