Förster beim Abtransport von Bärin JJ4 in einen Tierpark Foto: dpa-Bildfunk

Nach der Tötung eines Joggers haben Förster in der Nacht auf Dienstag das Raubtier eingefangen. Im Trentino herrschen große Betroffenheit und Wut über den Tod des jungen Mannes.

Sie war gejagt worden, als wäre sie Italiens Staatsfeindin Nummer 1: Vierzig Jäger und Forstpolizisten hatten die Bärin JJ4 zwei Wochen lang mit Spürhunden Tag und Nacht verfolgt und im Val del Sole, wo sie einen 26-jährigen Jogger aus Caldes angegriffen und getötet hatte, mehrere Fallen aufgestellt. Eine davon, 1400 Meter über dem Meer gelegen und wenige Kilometer vom Tatort entfernt, ist JJ4 in der Nacht auf Dienstag zum Verhängnis geworden.

Zwei ihrer Jungen tappten ebenfalls in die Falle, ein drittes saß davor. Die 17-jährige Bärenmutter ist in das Freigehege von Casteller oberhalb der Provinzhauptstadt Trient gebracht worden, die beiden Jungen wurden wieder ausgesetzt. Sie seien abgestillt und groß genug, um in den Bergen auch ohne ihre Mutter klarzukommen, hieß es von Seiten der Behörden.

Hätte man JJ4 erschossen, würde der Mann noch leben

„Wir haben JJ4 mit einer sogenannten Röhrenfalle gefangen“, erklärte am Dienstagmorgen der Präsident der Provinz Trentino, Maurizio Fugatti. Er fügte an, dass er diese Mitteilung lieber schon vor drei Jahren gemacht hätte, nachdem die gleiche Bärin schon einmal zwei Menschen angegriffen und verletzt hatte. Bereits damals hatte Fugatti das Tier zum Abschuss freigegeben, wurde dann aber vom nationalen Naturschutzamt und den Gerichten gestoppt.

„Heute herrscht deshalb eine gewisse Bitterkeit über das, was in der Zwischenzeit passiert ist“, betonte Fugatti, Mitglied der rechtsradikalen Lega von Matteo Salvini. Oder anders gesagt: Hätte man JJ4 bereits vor drei Jahren abgeschossen, würde der 26-jährige Mann heute noch leben.

Große Betroffenheit in der Bevölkerung

Fugatti hatte nach der tödlichen Attacke umgehend einen neuen Abschussbefehl erlassen. Dieser ist vom Verwaltungsgericht Trient nach einem Rekurs von Tierschützern zwar ebenfalls wieder aufgehoben worden, aber nur aus formalen Gründen: Das Gericht wollte zunächst die Stellungnahme des Umweltamts abwarten. Dieses hat inzwischen grünes Licht für die Tötung gegeben.

Außerdem wollte das Gericht abklären, ob es auch andere Möglichkeiten gebe, um die Gefahr, die von JJ4 für den Menschen ausgehe, abzuwenden – etwa durch die Auswilderung in einem weniger dicht besiedelten und touristisch weniger genutzten Gebiet oder durch die Verbringung in einen Zoo. Sehr realistisch scheint beides nicht.

Der Tod des Joggers hat im Trentino große Betroffenheit und auch Wut ausgelöst. Zur Trauerfeier in der kleinen Kirche von Caldes waren über 2000 Menschen geströmt. Insgesamt fordern Fugatti und die Lokalbehörden, dass mindestens die Hälfte der etwa 120 im Trentino lebenden Bären aus der autonomen Provinz verschwinden.

Hitzige Debatte im Trentino

Töten
 In Italien ist eine hitzige Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch entbrannt. Im Trentino leben rund 100 Bären. Regionalpräsident Fugatti will, dass die Bärenanzahl halbiert wird sowie gefährliche Tiere getötet werden.

Schützen
Tierschützer kritisieren diese Pläne und plädieren für die Einrichtung von Wildtierkorridoren oder die Sensibilisierung der Bevölkerung im Umgang mit wilden Tieren. Die Bären seien Teil der Alpen.