Stolpersteine vor der Berliner Humboldt-Universität: Dort verhinderten radikale propalästinensische Studierende eine Podiumsdiskussion mit einer israelischen Richterin. Foto: Joerg Carstensen/dpa

Der Antisemitismus von links erlebt im Zuge des Gaza-Kriegs eine verstörende Belebung. Dabei kommen Stereotype zum Einsatz, die man eher im rechtsextremen Milieu verorten würde. Wie konnte es dazu kommen?

Im Herbst 2019 lud die britische Labour-Party nach Brighton zu ihrer jährlichen Konferenz ein. Neben vielen anderen Delegierten, die eine Rede hielten, sprach auch Dawn Butler zu den Teilnehmern. Als designierte Ministerin für Frauen und Gleichberechtigung ergriff sie das Wort und bekundete den Opfern von Diskriminierung ihre Solidarität: „Wenn Sie in einer Sozialwohnung leben, wenn Sie LGBT+ sind, wenn Sie hetero sind, wenn Sie Sinti und Roma sind, wenn Sie einen Hidschab, einen Turban oder ein Kreuz tragen, wenn Sie schwarz, wenn Sie weiß, wenn Sie asiatischer Herkunft sind, wenn Sie gebrechlich sind, wenn Sie nicht in Oxford oder Cambridge studiert haben, wenn Sie zur Arbeiterklasse gehören, wenn Sie unter achtzehn sind, wenn Sie um gesellschaftlichen Aufstieg bemüht sind […] – dann haben Sie eine Zukunft und verdienen Gleichbehandlung, Würde und Respekt.“