Die Volleyballerinnen von Allianz MTV Stuttgart verabschieden sich mit ihren Fans von Meister-Trainer Tore Aleksandersen. Foto: Baumann

Die Stuttgarter Volleyballerinnen und ihre Kontrahentinnen vom SSC Schwerin würdigen ihren verstorbenen Ex-Trainer Tore Aleksandersen, danach gewinnen die Gastgeberinnen das Topspiel mit 3:2.

Es kommt nicht oft vor im Volleyball, dass sich die emotionalsten Momente eines Spiels schon vor dem ersten Aufschlag ereignen. Am Dienstagabend in der voll besetzten Scharrena war das anders. Ganz anders.

Die beiden Bundesligisten Allianz MTV Stuttgart und SSC Schwerin erinnerten gemeinsam an ihren Meister-Trainer Tore Aleksandersen, der zwei Wochen zuvor den Kampf gegen den Krebs verloren hatte. Auf der Tribüne wurde ein großes Banner entrollt („Danke, Tore!!!“), auf der Videowand eine Collage mit Bildern des Norwegers gezeigt. Die Spielerinnen standen Arm in Arm links und rechts des Netzes, bei der einen oder anderen flossen die Tränen. Es war, im Beisein der Familie von Tore Aleksandersen, eine bewegende Zeremonie – nach der Hallensprecher Frank Schuhmacher betonte, es sei ganz sicher im Sinne des früheren Coachs, wenn anschließend beide Teams auf dem Feld alles geben. Daran hielten sich die Volleyballerinnen.

Allianz MTV Stuttgart schlägt den Spitzenreiter

In einem nicht immer hochklassigen, dafür aber höchst spannenden Duell gewannen die Stuttgarterinnen mit 3:2 (25:13, 20:25, 25:20, 26:28, 15:12) – und brachten damit dem ungeschlagenen Spitzenreiter (neun Spiele, neun Siege, 26 Punkte, 27:2 Sätze) die erste Niederlage der Saison bei. „Die Energie bei der Mannschaft ist komplett raus, wir müssen jetzt erst einmal ein paar Tage frei machen“, sagte Sportdirektorin Kim Renkema, „das alles geht doch enorm an die Substanz der Mannschaft.“ Das bestätigte Trainer Konstantin Bitter: „Das Team ist durch, körperlich und emotional am Ende. Unserem Spiel haben Dynamik und Spritzigkeit gefehlt – dennoch größten Respekt an alle.“

Die Gastgeberinnen waren zudem personell geschwächt in die Partie gegen den vier Punkte besseren Tabellenführer gegangen, ohne Krystal Rivers (aus familiären Gründen in den USA) und Vera Mulder (Knieprobleme) fehlte der komplette Diagonalangriff. Die Lösung allerdings lag nahe: Alexis Hart, erst in dieser Saison in den Außenangriff gewechselt, kehrte auf ihre angestammte Position zurück – und zeigte nicht nur in einem herausragenden ersten Satz ihr großes Potenzial. Anschließend unterstrich der SSC Schwerin, warum er die Bundesliga dominiert. Das ständige Auf und Ab setzte sich im dritten Durchgang fort, im vierten Satz vergaben die Stuttgarterinnen beim Stand von 24:23 den ersten Matchball. Die Gäste schlugen zurück, nutzten den vierten Satzball zum 28:26. Es ging in den Tie-Break.

Ein in jedem Sinn würdiger Abschied

Erstaunlich, dass den Stuttgarterinnen, bei denen Zuspielerin Britt Bongaerts als stärkste Akteurin ausgezeichnet wurde, in der dritten Partie innerhalb von fünf Tagen nicht die Kraft ausging. Sie setzten sich mit 15:12 durch, feierten den 3:2-Sieg – und durchlebten danach noch einmal Emotionen der völlig anderen Art. Über die Videoleinwand lief am Ende des Abends ein Film mit den schönsten Bildern von Meister-Trainer Aleksandersen („Forever Tore!“) mit seinen Spielerinnen und Fans. Es war, in jeglichem Sinne, ein würdiger Abschied.