Nach dem Abstieg hat Alexandru Maxim beim VfB endlich die Führungsrolle, nach der er sich so lange gesehnt hat. Foto: Archivbild dpa - Archivbild dpa

Von Sigor Paesler

Grassau – Fußball ist ein hartes Geschäft. Manchmal ist es aber gut, sich von seinem Gefühl leiten zu lassen. So lautet ein englischsprachiger Ausdruck, den Alexandru Maxim gerne verwendet: „Good vibes“. Nun ist bei dem rumänischen Mittelfeldspieler des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart keine Nähe zur Esoterik erkennbar und es wird auch nicht von ihm berichtet, dass er gerne Reggae-Musik hört. Aber die richtigen Schwingungen für seinen Beruf und den Verein, bei dem er ihn ausübt, sind dem 26-Jährigen wichtig.
„Good vibes“ hat Maxim, was die kommende Saison und die Chance auf den direkten Wiederaufstieg in die Bundesliga betrifft. Und „good vibes“ hatte er auch, als er sich nach dem Abstieg fragte, ob er beim VfB bleiben oder wie andere auf einen Wechsel drängen soll. Trotz Vertrages bis 2019. „Es wird von uns erwartet, dass wir in einem Jahr wieder in der Bundesliga spielen. Dabei will ich helfen“, sagt Maxim und betont, dass jetzt die Zeit für ihn kommt, etwas zurückzugeben. Stadt, Verein und Fans sind ihm ans Herz gewachsen. „Man hat mir eine Chance geben, als ich von Rumänien hierhergekommen bin“, sagt er. Und: „Ich hatte hier einige nicht so gute Momente. Die Menschen haben aber immer zu mir gehalten und mir ein gutes Feedback gegeben. Sie lieben mich.“ Da muss der sonst eher zurückhaltende Blondschopf lachen.

Gerne hätte er das mit dem Zurückgeben bereits viel ausgiebiger getan. Doch die vergangenen dreieinhalb Jahre in Stuttgart waren für Maxim ein Wechselbad der Gefühle. Viele Trainer, wenig Spielzeit. Zuletzt hatte er auf der Spielmacherposition Daniel Didavi vor sich. In der vergangenen Saison kam Maxim auf 26 Bundesliga-Einsätze, aber nur sieben davon über 90 Minuten. „Es ist Zeit für mich, mehr Spiele und mehr Minuten zu bekommen“, sagt er kämpferisch. „Ich will nicht mein Geld bekommen und auf der Bank sitzen.“

Maxim spielte in der Vergangenheit immer wieder mit dem Gedanken an einen Wechsel. Jetzt will er bleiben. Und das hat Gründe, die auch einer kühlen Abwägung standhalten: Der VfB spielt zwar nur noch in der 2. Bundesliga. Aber Didavi ist nach Wolfsburg abgewandert, andere Spieler sind ebenfalls gegangen – und Maxim ist neben Christian Gentner, Kevin Großkreutz und wenigen anderen nun ein Führungsspieler. Er ist der unangefochtene Spielmacher. Der, der im kämpfbetonten Unterhaus den spielerischen Unterschied machen soll. „Ich musste lachen, als ich aus dem Urlaub zurückkam und gemerkt habe, dass ich plötzlich einer der Alten bin“, sagt er. Ein Urlaub, den er übrigens auch dringend brauchte, um die Enttäuschung der Nicht-Berücksichtigung für das rumänische EM-Aufgebot zu verdauen.

Jetzt schaut Maxim nach vorne. Und kennt seine Verantwortung. „Ich muss in jedem Spiel da sein“, weiß er. Und freut sich drauf. „Damit kann ich umgehen. Ich kann besser spielen, wenn ich Druck habe.“ Endlich Druck. Wenn sich der Erfolg einstellt, kommen die good vibrations von ganz alleine.