Die Vier vom Jugendrat: Louis Tardieu, Francesco Blandini, Felix Schulz und Paul Behringer (von links) haben zusammen mit anderen das „Demokratiefest West“ auf die Beine gestellt. Foto: Jan Sellner

Politikunterricht mal anders: Stuttgarter Jugendräte haben im Bürgerzentrum West ein Fest für die Demokratie veranstaltet – als Alternative zum Frontalunterricht. Das Ergebnis ist ermutigend.

„Die Demokratie muss man mehr feiern!“ Das ist die Meinung von Felix Schulz. Damit steht der 19-Jährige im Jugendrat West nicht alleine. Francesco Blandini, Felix Schulz, Paul Behringer und andere gewählte Jugendräte, die sich für Belange Stuttgarter Jugendliche einsetzen, sehen das genauso – zumal die meisten von ihnen am 9. Juni zum ersten Mal überhaupt wählen dürfen. Im Gespräch mit Bezirksvorsteher Bernhard Mellert entstand deshalb die Idee, ein „Demokratiefest“ zu organisieren – als fröhliche Alternative zum Frontalunterricht an der Schule, bei dem viele Schülerinnen und Schüler das Gefühl hätten, es würde ihnen etwas „aufgebürdet“, wie Francesco Blandini, 17-jähriger Schüler des Königin-Katharina-Stifts, meint. Demokratie sei aber keine Bürde, sagt er, „sondern das Fantastischste, was wir haben!“

Die Wünsche der Jugendlichen

Aus der Idee wurde Wirklichkeit. Am Freitag, dem letzten Tag vor den Pfingstferien, machten die Francesco, Felix und die anderen im großen Saal des Bürgerzentrums West Party für die Demokratie mit DJ, Gratissnacks, Workshops und Tischtennis, unterstützt vom Bezirksvorsteher und dem Bezirksbeirat. Auch die Jugendhausgesellschaft, die Landeszentrale für politische Bildung und der Verein Team Tomorrow halfen mit. Aus den angeschriebenen Schulen im Westen kamen rund 120 Schülerinnen und Schüler; der Saal war ordentlich gefüllt.

Einen ganzen Vormittag lang ging’s hier um die Demokratie, ums Wahlrecht, um Wahlmodalitäten und die Wünsche, die Jugendliche an die Politik haben: „mehr Sportplätze“, „mehr Grillplätze“, überhaupt „mehr Raum für Jugendliche und ruhige Orte zum Entspannen“, „mehr Grün in der Stadt“ und „mehr Jugendcafés“, war auf einer Pinwand zu lesen. Außerdem wurde – altersgemäß – fleißig digital abgestimmt. Ein Ergebnis: Die Jugendlichen wünschen sich von der Politik, „mehr gehört zu werden“.

Das war auch das Stichwort für eine Podiumsdiskussion mit Landtagspräsidentin Muhterem Aras, Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann, den Bezirksvorstehern Bernhard Mellert (West) und Marcel Wolf (Vaihingen) und Alice Bergmann von den Jungen Europäischen Föderalisten. Gemeinsam ermunterten sie die Schüler, ihre Anliegen vorzutragen und auch „laut zu sein“. Und natürlich „wählen zu gehen und den 9. Juni ebenfalls zu einem Fest für die Demokratie zu machen“, wie Aras eindringlich bat.

Sußmann: Wir brauchen eine bessere Kommunikation mit den Jungen

Für die Sozialbürgermeisterin war die Runde auch aus einem anderen Grund wichtig: „Wir wissen viel zu wenig, was Jugendliche brauchen“, räumte sie auf dem Podium selbstkritisch ein. Die Politik, auch die Kommunalpolitik, sei oft zu weit weg. Als Beispiel nannte sie die Homepage der Stadt Stuttgart: „Wir schaffen es nicht, in guter Kommunikation mit den Jungen zu sein. Da müssen wir besser werden.“ Die Schüler hörten es gern. Die letzte Abstimmung ging zu der Frage: Was muss sich ändern, um mehr Gehör zu finden. Eine Antwort lautete: „Mehr Veranstaltungen wie diese.“