Die Oscars suchen ein neues Zuhause: Am 10. März werden die Academy Awards verliehen. Foto: dpa/Nicolas Armer

Am 10. März werden in Los Angeles die Academy Awards verliehen. Der Oscar-Nacht geht ein kompliziertes Auswahlverfahren voraus. Hier erklären wir, wie abgestimmt wird.

Es ist die Nacht der Nächte in Hollywood, Abschluss und Höhepunkt der „Award Season“ – die Academy Awards, besser bekannt unter ihrem Spitznamen: Oscars. Am 10. März heißt es zum 96. Mal im Dolby Theater in Los Angeles: „And the Oscar goes to...“ Aber wer entscheidet eigentlich, wer einen der begehrten Goldmänner bekommt?

Wer gehört zur Academy?

Die Academy Of Motion Picture Arts And Sciences in Los Angeles ist ein illustrer Zirkel. Mitglied kann man nur werden, wenn zwei bereits aufgenommene Academy-Mitglieder die Bewerbung unterstützen. Oscar-Gewinner und Oscar-Nominierte kommen allerdings automatisch als stimmberechtigte Academy-Mitglieder in Betracht. Über die Bewerbungen entscheidet der Verwaltungsrat der Academy einmal im Jahr.

Die Academy veröffentlicht die Liste ihrer Mitglieder nicht. Ein paar Namen kennen wir aber doch: Zuletzt wurde zum Beispiel die Sängerin Taylor Swift oder der Schauspieler Austin Butler aufgenommen. Aus Deutschland gehören unter anderem der Schwäbisch Haller Special-Effects-Macher Gerd Nefzer, die Regisseurin Margarethe von Trotta oder die Schauspielerin Diane Kruger zur Academy.

Wer darf abstimmen?

Die Academy hat über 10.000 Mitglieder, etwa 9500 sind stimmberechtigt. Sie werden in 18 Kategorien unterteilt: Regisseurinnen, Schauspieler, Produzenten, Kostümbildnerinnen und viele mehr. Die mit Abstand größte Gruppe bilden die Schauspielerinnen und Schauspieler.

2016 wurde das bislang lebenslange Stimmrecht auf zehn Jahre beschränkt. Es kann verlängert werden, wenn das Mitglied danach immer noch in der Filmbranche tätig ist. Nach drei zehnjährigen Amtszeiten als stimmberechtigtes Academy-Mitglied wird dieser Status auf Lebenszeit gewährt.

Wie wird über die Oscar-Nominierungen entschieden?

Die Mitglieder aus den 18 Academy-Sparten wählen die Nominierten in ihrem jeweiligen Fachgebiet aus. Regisseurinnen und Regisseure bestimmen also über die beste Regie, Schauspielerinnen und Schauspieler über die Darsteller-Kategorien, Komponisten und Komponistinnen über die beste Filmmusik...

Über die Nominierungen in der Königskategorie „Bester Film“ und „Bester fremdsprachiger Film“ entscheiden alle stimmberechtigten Mitglieder gemeinsam.

Wie werden die Gewinner ausgewählt?

In fast allen 23 Kategorien bekommt den Oscar, wer am meisten Stimmen erhalten hat. Jedes Mitglied hat eine Stimme – und darf in jeder Kategorie abstimmen. Es wird aber erwartet, dass man die Filme, über die man abstimmt, auch gesehen hat.

Bei der Kür des besten Films ist es etwas komplizierter: Seit ein paar Jahren erstellen die Academy-Mitglieder jeweils ihre persönliche Rangliste der nominierten Filme – in diesem Jahr zehn an der Zahl.

Wenn ein Film von mehr als 50 Prozent der Teilnehmer auf Rang eins gesetzt wurde, hat er den Oscar sicher. Anderenfalls wertet die Beratungsfirma PriceWaterhouseCoopers die Ranglisten aus und ermittelt den Film, der unter dem Strich die höchste Zustimmungsrate hat.

Was passiert, wenn die Abstimmung geschlossen wurde?

Bis zur Trophäen-Gala, die üblicherweise immer an einem Sonntag stattfindet, zählen die Mitarbeiter der Prüfgesellschaft PricewaterhouseCoopers die Stimmen in den 23 Preiskategorien aus, um die Gewinner zu ermitteln. Das Ergebnis wird in verschlossenen Umschlägen direkt zur Oscar-Verleihung gebracht.

Ist das Verfahren gerecht?

Nach heftiger Kritik im Jahr 2015 – wir erinnern uns an den Hashtag #OscarsSoWhite – hat die Academy ihre Zusammensetzung stark verändert. Bewusst wurde versucht, mehr Frauen und „People of Color“ in die Academy zu holen. Außerdem wurde die Mitgliederzahl stark erhöht – von 6000 auf inzwischen über 10.000.

Seit 2022 hat die Academy auch eine neue Präsidentin: Die Filmproduzentin Janet Yang, die sich seither für mehr Diversität, Gleichstellung und Inklusion stark macht. Yang ist die erste Academy-Präsidentin mit asiatischen Wurzeln.

Von den 2023 neu dazugekommenen Mitgliedern seien 40 Prozent Frauen, die Hälfte stammt nicht aus den USA, teilte die Academy vergangenes Jahr mit. Was für ein Unterschied zum Jahr 2012: Damals waren 94 Prozent der Stimmberechtigten weiß, 77 Prozent männlich und das Durchschnittsalter lag bei 62 Jahren.