Oberbürgermeister Frank Nopper vor der illuminierten Rathausfassade. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Deutschlandweit ist am Donnerstag das 75-Jahr-Jubiläum des Grundgesetzes gefeiert worden. In der Landeshauptstadt Stuttgart setzte man auf einen visuellen Effekt.

Die Stadt bekennt Farbe – Nationalfarbe: Anlässlich des Inkrafttretens des Grundgesetzes vor 75 Jahren erstrahlte am späten Donnerstagabend die Fassade des Stuttgarter Rathauses in den Farben Schwarz-Rot-Gold. Mit der rund 200 Quadratmeter großen Projektion setze man ein Zeichen „mit Strahlkraft für Grundgesetz, Demokratie und Menschenrechte“, teilte die Stadt vorab mit. Dies geschehe auf ausdrücklichen Wunsch von Oberbürgermeister Frank Nopper und des Ersten Bürgermeisters Fabian Mayer. Die animierte Projektion auf der „Fassade der kommunalen Demokratie“ sei als „Leuchtturm für das friedliche Zusammenleben in einem freien und sozialen Gemeinwesen“ zu verstehen.

Am 3. Oktober soll in Stuttgart richtig gefeiert werden

Zu sehen waren die Nationalfarben von 22 Uhr an auf dem rechten Rathausflügel. Der OB persönlich nahm das Ergebnis in Augenschein – und fand nach kritischer Prüfung, dass die Illumination doch „etwas blass“ ausfiel, bedingt auch durch die vielen Lichtquellen rund um den Platz. Den Gedanken eines Bürgerfestes anlässlich des 75. Geburtstags der Bundesrepublik findet Nopper reizvoll, wie er sagte. Die Umsetzung muss jedoch noch warten – bis zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober. Dann, so Nopper, solle in Stuttgart gebührend gefeiert werden. Auch das Grundgesetzjubiläum und damit die Gründung der Bundesrepublik.

In einer Ecke des fast menschenleeren Marktplatzes erwies eine kleine Gruppe um die SPD-Stadträtin Jasmin Meergans dem Verfassungstag Ehre – am Ende eines langen Wahlkampftages. Auch Meergans blickte skeptisch in Richtung der schwarz-rot-gold schimmernden Rathausfassade mit der Aufschrift „Deutschland feiert 75 Jahre Grundgesetz“. Ein Bürgerfest wäre ihr lieber gewesen, wie sie sagte. Doch irgendwie ist es nicht dazu gekommen. Dafür zu einem Festvortrag im Rathaus am Abend zuvor mit dem Juristen und Autoren Alessandro Bellardita. Neben dem Bürgerprojekt und der Stiftung Geißstraße hatten rund 50 zivilgesellschaftliche Initiativen dazu eingeladen.

Menschenkette in Karlsruhe

Auch in Karlsruhe bemühte sich ein großes zivilgesellschaftliche Projekt um eine angemessene Würdigung des Jubiläumstages. Dort versammelten sich am Donnerstag mehrere Hundert Menschen zu einer Menschenkette um das Bundesverfassungsgericht; sie wollten die Verfassung damit symbolisch vor Bedrohungen zu schützen. Dazu aufgerufen hatte ein im April gegründetes überparteiliches „Bündnis für Demokratie und Menschenrechte Karlsruhe“, dem mehr als 40 Gruppierungen angehören. Ihr Ziel ist das Eintreten für die freiheitlich-demokratische Grundordnung.