Serhou Guirassy kehrt beim Spiel des VfB Stuttgart gegen den 1. FC Köln am Samstag an seine alte Wirkungsstätte zurück. Wie es für den Stürmer bei seiner ersten Bundesliga-Station in Köln lief.
Beim VfB Stuttgart trifft Serhou Guirassy aktuell wie am Fließband. Nach fünf Spieltagen steht er bereits bei zehn Saisontoren. Dass der Guineer beim VfB so durchstarten würde, damit hatten die Wenigsten gerechnet. Denn Guirassy spielte schon vor seinem Wechsel nach Stuttgart zwei Jahre in der Bundesliga. Beim 1. FC Köln lief es jedoch alles andere als gut für ihn.
Die Bundesliga-Zeit des Serhou Guirassy begann im Sommer 2016. Nach einer starken Rückrunde auf Leihbasis für die AJ Auxerre in der Ligue 2 (acht Tore in 16 Spielen) wollte der 1. FC Köln den Stürmer verpflichten. Köln hatte sich mit Guirassys Arbeitgeber, dem OSC Lille, bereits auf einen Wechsel verständigt, doch dann fiel der Stürmer durch den Medizincheck. Nach ein paar Tagen Hin und Her kam der Transfer schließlich doch zustande. Köln überwies für den Angreifer 3,8 Millionen Euro nach Lille.
Kaum Spielzeit in erster Bundesliga-Saison
Den Saisonstart bei Köln verpasste Guirassy mit einem Meniskusschaden. Auf sein Bundesliga-Debüt musste er bis zum 5. Spieltag warten. Beim 1:1 gegen RB Leipzig wurde er fünf Minuten vor Schluss eingewechselt. Im weiteren Saisonverlauf kam Guirassy nicht über Kurzeinsätze hinaus. Sein längster Einsatz betrug 28 Minuten. Anthony Modeste war unter Trainer Peter Stöger im Sturmzentrum gesetzt.
In der Rückrunde bestritt Guirassy wegen muskulärer Problemen nur eine Partie. Die ernüchternde Bilanz am Ende seiner ersten Bundesliga-Saison lautete: 79 Minuten Spielzeit, verteilt auf sechs Einsätze.
Spott und Häme für Fehlschuss
Im Sommer 2017 wechselte Anthony Modeste nach China. Doch statt auf Guirassy zu setzen, verpflichtete Köln gleich drei Stürmer: Jhon Cordoba (mit einer Ablöse von 17 Millionen Euro bis heute Rekordtransfer der Kölner), Simon Terodde und Claudio Pizarro.
Obwohl Trainer Peter Stöger in der neuen Saison mit zwei Stürmern spielen ließ, musste Guirassy bis zum 9. Spieltag auf seinen ersten Startelfeinsatz warten. Beim 0:0 gegen Werder Bremen hatte Guirassy die Riesenchance zum 1:0, doch der Stürmer setzte den Ball aus zwei Metern links am leeren Tor vorbei – und erntete für die Aktion jede Menge Spott und Häme.
Guirassys Knoten platzt
Dennoch durfte Guirassy auch im nächsten Spiel von Beginn an ran. Der Stürmer zahlte das Vertrauen des Trainers in ihn zurück und erzielte bei der 1:2-Niederlage gegen Bayer Leverkusen sein erstes Bundesligator. In der Woche darauf traf er in der Europa League beim 5:3-Sieg gegen Bate Borisov. Der Knoten schien nun endgültig geplatzt zu sein.
Ein paar Wochen später machte Guirassy vom Elfmeterpunkt das Siegtor beim 1:0 in der Europa League gegen den FC Arsenal. Zwei Wochen später erzielte er gegen Schalke 04 seinen ersten Doppelpack im Trikot der Kölner und am Spieltag danach netzte er erneut.
Verletzungen bremsen Guirassy aus
Im Dezember kehrte das Verletzungspech zurück. Der Stürmer verletzte sich am Zeh und verpasste die letzten beiden Spiele der Hinrunde. Im neuen Jahr hatte er mit Sprunggelenksproblemen zu kämpfen. Im März musste er sich dann am Knöchel operieren lassen und verpasste folglich einen Großteil der Rückrunde. Von der Tribüne aus musste er mit ansehen, wie Köln als Tabellenletzter in die Zweite Liga abstieg.
In der Zweiten Liga kam Guirassy unter dem neuen Trainer Markus Anfang meist als Linksaußen zum Einsatz. Zwar machte er in der Hinrunde 16 Spiele (zwei Tore), stand jedoch nur fünfmal von Beginn an auf dem Platz.
Erfolgreiche Leihe in Frankreich
Um Spielpraxis zu sammeln, wurde Guirassy im Januar 2019 an den französischen Erstligisten SC Amiens verliehen. In der Ligue 1 erzielte er in 13 Spielen drei Tore und gab eine Vorlage. Daraufhin verpflichteten die Nordfranzosen den Stürmer im Sommer für sechs Millionen Euro fest.
In seiner ersten vollen Saison für Amiens kratzte Guirassy an der Zehn-Tore-Marke (neun Tore), konnte den Abstieg seines Clubs jedoch nicht verhindern. Nach dem Abstieg wechselte er im Sommer 2020 für 15 Millionen Euro zu Stades Rennes. Für das Team aus der Bretagne erzielte Guirassy in insgesamt 65 Ligue-1-Spielen 19 Tore.
Leistungsexplosion nach Wechsel zum VfB Stuttgart
Im Sommer 2022 gab Rennes 48 Millionen Euro für zwei neue Stürmer aus. Guirassy drohte die Ersatzbank. Der Stürmer sah sich nach Spielzeit um und schloss sich auf Leihbasis dem VfB Stuttgart an, der nach einem Ersatz für den abgewanderte Sasa Kalajdzic suchte.
In seiner ersten Saison für die Weiß-Roten erzielte Guirassy in 22 Bundesliga-Spielen elf Tore – mehr als in seinen 2,5 Jahren beim 1. FC Köln – und hatte damit großen Anteil am Klassenverbleib des VfB. Im Sommer verpflichtete der VfB Guirassy für neun Millionen Euro fest.
Nach einem bärenstarken Start in die Saison 2023/24 hat der Stürmer am Samstag (15:30 Uhr) beim Spiel gegen seinen Ex-Club Köln die Chance, mit einem Tor seine Bundesliga-Bestmarke von elf Toren zu egalisieren. Und gleichzeitig die Möglichkeit, den Köln-Fans einmal mehr zu zeigen, was er wirklich drauf hat.