Nach dem Skandalvideo von Gärtringen Wie tierfreundliches Schlachten funktioniert
Die Initiative, die sich Anfang der 1990er Jahre in Überlingen gegründet hat, mag manchen naiv vorgekommen sein – tatsächlich hat sie sich als sehr vorausschauend erwiesen: Denn nur dank des Engagements der Schlachthof-Initiative Überlingen gibt es in der Stadt am Bodensee noch immer einen kleinen, aber sehr feinen Schlachthof. Dort werden nur Tiere aus artgerechter Haltung geschlachtet – und das so schonend wie möglich. „Es geht ums Tierwohl“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer Mathias Schultz, bei dem diese Vokabel keine Phrase ist. Das fängt mit der Menge an: Es gibt nur drei Schlachttage pro Woche. Und an denen kommen insgesamt 40 Rinder und rund 110 Schweine unters Messer. Und es geht mit der Atmosphäre weiter: Die Tiere, die kurze Anreisewege haben, werden am Abend zuvor gebracht und können sich in einem Stall an die neue Umgebung gewöhnen. Am nächsten Tag werden sie, eins nach dem anderen, in die Schlachtbox geführt. Mit Bolzenschuss (Rind) oder Elektrozange (Schwein) werden die Tiere betäubt, und schließlich durch einen gezielten Stich ausgeblutet. „Alles ist ganz friedlich“, sagt Mathias Schultz. Vier Mitarbeiter in Teilzeit beschäftigt der Überlinger Schlachthof, alle vier sind Metzger, die mindestens einmal im Jahr zum Thema tierschonende Schlachtung geschult werden, und die die Tiere im angrenzenden Zerlegebetrieb selbst weiterverarbeiten. Wenn man die entsprechende Philosophie und die passenden Mitarbeiter habe, könne jeder Schlachthof so arbeiten, meint Mathias Schultz – wohlwissend, dass die Philosophie überwiegend dem Geld anhängt. Pro 100 Gramm schlagen die Überlinger 30 Cent auf Wurst und Fleisch auf. Das will nicht jeder bezahlen. (Foto: privat)
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