Krisenland Deutschland Der deutsche Patient
INFRASTRUKTUR: Alle reden vom Wetter. Wir nicht“, warb die Deutsche Bahn einst auf einem Plakat, das eine Lokomotive zeigt, die sich durch den Schnee kämpft. Inzwischen heißt es statt „Die Bahn kommt“ eher: „Die Bahn kommt. Vielleicht. Irgendwann.“ Auch sonst ist es mit der einst gefeierten Infrastruktur Deutschlands nicht mehr weit her. Auf den Autobahnen wechseln sich Funk- und Schlaglöcher ab – während die Brücken still und leise zerbröseln. So wies die Autobahn GmbH jüngst darauf hin, dass 3000 Autobahnbrücken sanierungsbedürftig seien. Schnelle Lösungen sind nicht zu erwarten, zumal sich Kreativität und Erfindergeist in Deutschland nicht mehr ganz so wohl fühlen, befindet sich das Land doch auch in Sachen Patentanmeldungen im Sinkflug. Und wenn eine technische Innovation tatsächlich gelingt, kommt eine Bürgerinitiative um die Ecke und äußert Bedenken: Der Transrapid fährt fast 400 Kilometer in der Stunde – allerdings nur in Schanghai. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Großprojekten, deren Kosten in schöner Regelmäßigkeit explodieren – einer Studie zufolge im Schnitt um 73 Prozent –, die dafür aber auch erst Jahre später fertiggestellt werden als geplant. Die Gründe sind zahlreich: Anfangs werden die Kosten kleingerechnet, die Planung übernehmen schwach besetzte Behörden, die Umsetzung kann erst nach einem komplizierten Ausschreibungsverfahren erfolgen. Oder um es kurz zu machen: Die anderen bauen schon – wir planen noch. (Simon Rilling) (Foto: dpa)
Bild von