Von Cordula Dieckmann

Esslingen - Ein Besuch in der alten Heimat ist nett für ein paar Tage, aber dann reicht es wieder. So denkt auch Stefan. Als sein Vater stirbt, reist der Theaterschauspieler überstürzt von München nach Bochum. Sein Elternhaus, die Kumpels aus Schulzeiten, Omma Änne aus dem Kiosk - alles wie gehabt. Doch dann taucht seine Jugendliebe Charlie auf und bringt Stefans Zukunftspläne völlig durcheinander. „Sommerfest“ ist die neue Komödie von Sönke Wortmann, entstanden nach dem Roman von Frank Goosen - eine Hommage an die gemeinsame Heimat der beiden, das Ruhrgebiet. Leicht schräg, liebenswert, nostalgisch und randvoll mit trockenen Ruhrpottsprüchen und Klischees, die allerdings mitunter etwas dick aufgetragen sind.

Fußball, Bier und Currywurst - das ist des Ruhrgebietlers Paradies. Dazu markige Sprüche und die Fähigkeit, die Härten des Lebens mit Humor zu nehmen. „Woanders ist auch scheiße“, weiß Stefans Kumpel Toto (Nicholas Bodeux). Vor allem in München, der Wahlheimat des Schauspielers. „Wenn ich die nur reden höre, fang’ ich schon am kotzen“, erklärt Diggo (Markus John). Dass Stefan dort Schauspieler am Theater ist, interessiert hier nur mäßig. „Muss man dich kennen?“, wird er ständig gefragt. Kein Wunder, dass Stefan so schnell wie möglich das Häuschen seines Vaters verkaufen und zurück nach Bayern will. Nur mit dem Widerstand seiner Freunde hat er nicht gerechnet: „Du hast hier gesoffen, gewichst und gevögelt - das ist ein Denkmal deines Lebens.“

Wortmann erzählt diese Geschichte vom Wiederankommen in der Heimat und einer alten Jugendliebe mit viel Wärme und präziser Beobachtungsgabe. Leise Wehmut durchzieht den Film, vor allem wennStefan (Lucas Gregorowicz) im Haus seiner Kindheit die letzten Spuren seines Vaters betrachtet. Da tut die ehrliche Herzlichkeit seiner Freunde wohl, von denen er sich durch seinen Beruf und seinen Umzug nach München entfremdet hat. Ebenso wie von seiner Jugendliebe Charlie (Anne Bederke), von der alle zunächst nur reden. Als sie tatsächlich auftaucht, verändert sich etwas in Stefan und er merkt, wie mächtig Erinnerungen sein können. Seine Erkenntnis: „Woanders weiß man selber, wer man ist, hier wissen es die Anderen. Das ist Heimat.“ Gängige Ruhrpott-Klischees wollte Wortmann vermeiden - „die putzigen Leute, die Pommes rot-weiß essen“. Trotzdem kam er um manche Dinge nicht herum: „Der Dialekt, die Herzlichkeit, auch diese permanenten Beleidigungen, die ja eigentlich nett gemeint sind“.

Ein guter Job in einer großen Stadt. Eine Freundin. Ein aufregendes Leben. Da ist die Heimat der Kindheit weit weg. Doch was tun, wenn einen alte Erinnerungen wieder einholen? Die Antwort gibt Sönke Wortmanns neue Ruhrpott-Komödie „Sommerfest“.