Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Esslingen - Was es hieß, in der DDR zu leben, wissen viele hierzulande nur vom Hörensagen. Wer im Fundus des Ost-Fernsehens stöbert, kann erhellende Einblicke in den Alltag jenseits der Mauer gewinnen. In seinem DDR-TV-Archiv bringt Studio Hamburg interessante Fernsehproduktionen wieder auf den Bildschirm.

Da ist der Zweiteiler „Alchimisten“, den Wolfgang Luderer 1968 nach einem Roman von Eduard Klein realisiert hat und der zeigen sollte, wie altes Denken und neue gesellschaftliche Ideale aufeinanderprallten - und wie am Ende das Gute siegte: Der Parteisekretär Herbell (Hannjo Hasse) wird in einen Großbetrieb geschickt, weil es dort immer häufiger Probleme gibt. Er merkt rasch, dass die Schwierigkeiten tiefer sitzen. Der alte Betriebsleiter Franke (Harry Hindemith) ist ein treuer, jedoch überforderter Genosse. Viele Mitarbeiter wollen lieber eine ruhige Kugel schieben, manche boykottieren die Arbeit. Herbell packt die Probleme an, stößt auf viele Widerstände, doch er findet Kollegen wie die junge Chemikerin Jutta (Angelica Domröse), mit der ihn nicht nur Berufliches verbindet. Viele Themen, die die Menschen damals in der DDR beschäftigten, werden angesprochen - Republikflucht, Versorgungsengpässe, fehlende Loyalität und die Folgen blinder Linientreue. Dass all diese Fragen im Sinne der herrschenden Ideologie beantwortet werden, kann nicht überraschen. Trotzdem vermitteln die „Alchimisten“ authentische Einblicke in das, was die DDR damals ausgemacht hat - und welches Bild sie gerne von sich selbst gezeichnet hat.

Der Dienst in der Nationalen Volksarmee war in der DDR nicht sonderlich beliebt. Um den Nachwuchs für die NVA zu gewinnen, hat die Kinderredaktion des DDR-Fernsehens Filme realisiert, in deren Mittelpunkt Soldaten der Nationalen Volksarmee stehen - und die zeigen, wie sie Schwierigkeiten meistern und am Ende an den Herausforderungen wachsen. Einer dieser Streifen ist Ursula Schmengers Film „Der Panzerkommandant“ aus dem Jahre 1970, der nach dem Roman „Olaf oder die Wandlung der vier“ von Heinz Senkbeil entstanden ist: Unteroffizier Jacob Tessen (Klaus-Peter Thiele) ist Kommandant einer Panzerbesatzung. Die neu zusammengewürfelte Truppe stößt immer wieder an ihre Grenzen. Tessen will sich versetzen lassen, weil er glaubt, dass sich daraus nie ein funktionierendes Team bilden lässt. Doch dann verspricht er einem kleinen Jungen, den er zufällig trifft, das Modell eines Panzers. Und das kann er nur bauen, wenn er auch sein Team für das Projekt gewinnt. Als die Panzerbesatzung bei einer Unterwasserfahrt in eine riskante Situation gerät, die sich nur gemeinsam meistern lässt, merken alle, wie wichtig gegenseitiges Vertrauen ist. Und mit dieser Botschaft passt auch „Der Panzerkommandant“ ins Bild einer idealisierten sozialistischen Gesellschaft, das damals gern gezeichnet wurde.