Wirges - Dramatik pur beim Tischtennis-Regionalliga-Match bei Koblenz: Das Team des DJK Sportbund Stuttgart siegte nach viereinhalb Stunden mit 9:7 beim TTC Wirges. Ein an Spannung kaum zu überbietender Krimi endete für das Team aus dem Stuttgarter Osten glücklich. Mit einem Punktekonto von 8:6 kletterten die Stuttgarter auf Rang drei, stehen aber in der ausgeglichenen Liga auch nur zwei Punkte vor Relegationsplatz neun, den Wirges einnimmt.

„Unsere Mannschaft steht immer wieder am Abgrund. Aber die Moral scheint zu stimmen.“ Sportbunds Fördervereins-Vorstandsmitglied Alexander Goerke kommentiert den Spielbericht in Wirges aus der Heimat. Und tatsächlich standen die Vorzeichen vor diesem wichtigen Match um den Klassenerhalt nicht gut. Problemen bei der Vorbereitung mit fehlendem Team-Training, eine wiederum neue Aufstellung, welche die erstmalige Nominierung des Doppels Frank/Dettling zur Folge hatte, sowie ein kurioser Start in die Begegnung schienen alle Hoffnungen wie Sand zwischen den Fingern zerrinnen zu lassen. Gleich fünfmal ging es in den Doppeln und Einzeln in den Entscheidungssatz - und fünfmal hier der Sieger Wirges, davon viermal mit zwei Punkten Vorsprung. Zu diesem Zeitpunkt führten die Gastgeber aus dem Westerwald mit 7:6. Der 14-jährige Carlos Dettling glich mit seinem zweiten großen Auftritt zum 7:7 aus. Und erneut schien Wirges mit zwei knappen Erfolgen die Oberhand zu behalten. Doch dann zeigten die Schwaben die angesprochene Moral. Das gesamte Team feuerte ihre Akteure in den Boxen an: Gabriel Gaa lag kurz mal 1:2 zurück und am Nebentisch schienen Sven Happek und Jonas Becker beim 0:1 und 5:9 ebenfalls die Felle davon zu schwimmen. Doch Gaa kämpfte gegen seine schlechte Serie an, siegte 11:8, bevor er beim Stand von 2:4 im 5. Satz alles traf und den achten Punkt für sein Team mit einem 11:6 sicherte. War sogar noch mehr drin, sprich ein Auswärtssieg? Danach sah wenig aus. Zwar bogen Happek/Becker das 5:9 im 2. Satz noch zum 12:10 um. Doch deren blutjunge Kontrahenten Güll/Häußler, im vergangenen Jahr noch Deutscher Jugend-Mannschaftsmeister, führten kurze Zeit später mit 2:1 und 7:4. Auszeit von Betreuer Dauud Cheaib, der zuvor seine beiden Einzel in souveräner Manier gewonnen hatte. Und dann lief es. Mit 11:9 und 11:4 sicherte sich Stuttgarts Spitzendoppel den viel umjubelten Sieg - eine riesige Energie-Leistung gegen ein tapferes Wirges-Team, das unmittelbar zuvor bereits ein Vier-Stunden-Match gegen Freiburg (8:8) zu absolvieren hatte. Eine erstaunliche Terminplanung.

Von Beginn an schien alles gegen die Stuttgarter zu laufen. Neben einem sicheren Viersatz-Sieg von Sven Happek/Jonas Becker unterlagen Dauud Cheaib/Gabriel Gaa (gegen Güll/Häußler) und Alexander Frank/Carlos Dettling (gegen Limbach/Sporcic) jeweils hauchdünn in der Verlängerung des 5. Satzes. Und diese 2:1-Führung gab Wirges bis kurz vor Spielende nicht mehr ab. In jedem Paarkreuz wurden die Punkte geteilt. Cheaib sicherte beide Zähler ohne Satzverlust, während Sven Happek ebenfalls im vorderen Paarkreuz zweimal klar unterlag. Gegen Limbach verpasste er bei 10:8-Führung im 4. Satz die Chance, in den Entscheidungssatz zu gelangen. Kollege Cheaib: „Da hätte er wohl mit der richtigen Taktik gewonnen.“ Doch „hätte“ bringt auch im Sport nichts. Das musste Alexander Frank bitter erfahren. Der Routinier, zurzeit mit erzwungenermaßen geringem Trainingspensum, gelang in seinen Einzeln gegen Güll und Häußler einfach kein entscheidender Punkt. Trotz Satz- und Matchbällen unterlag er zweimal in der Verlängerung des 5. Satzes, gegen Güll gar nach 2:0-Satzführung. Ganz anders agierte Jonas Becker im mittleren Paarkreuz. Gegen die gleichen Gegner machte er im entscheidenden Moment die wichtigen Punkte, siegte 3:1 gegen Häußler und 3:0 gegen Güll. „Das war zum Teil Niveau 2. Liga“, lobte Teamkollege Gabriel Gaa. Der wiederum musste gegen Sporcic eine ganz bittere Niederlage einstecken, als er nach einer 2:1 und 8:7-Führung auf der Siegerstraße schien, doch Sporcic ab da unglaubliche Risikobälle traf. Doch eben Gaa war es, der nach den beiden sensationellen Auftritten des Youngsters Carlos Dettling (3:1 gegen Geschwind und 3:0 über Sporcic) die Wende mit einem finale furioso einleitete.

Thomas Walter