Berlin - In Berlin fand die Deutsche Meisterschaft im Baseball der Altersklasse unter zwölf Jahren statt. In den letzten drei Jahren hieß der Sieger immer Regensburg Legionäre. Zwar hatten die Nachwuchsbaseballer des TV Cannstatt in den letzten beiden Jahren es immer ins Finale gegen die Regensburger geschafft, hatten jedoch nie eine Chance gegen die Ausnahme-Baseballer aus der Donaustadt. Dieses Mal schafften die Reds die Sensation und besiegten im Finale die Regensburg Legionäre mit 10:0.

Als baden-württembergischer Meister machte sich bereits am Freitag ein großer Tross, bestehend aus 16 Spielern, fünf Trainern und Betreuern und natürlich zahlreichen Fans auf den Weg nach Berlin. So war die Zielsetzung aller Beteiligten vor der langen Reise nach Berlin klar, es sollte einer der ersten drei Plätze werden.

Der erste Gegner, der Meister aus Nordrhein Westfalen, hatte die gleichen ambitionierten Ziele. Ein richtungweisendes Spiel also, denn nur die beiden Gruppenersten qualifizierten sich für das Halbfinale. Doch die Little-Reds meisterten das Spiel ohne Probleme - die Cannstatter siegten mit 12:2. Im zweiten Spiel wurde dann der Berlin Meister, die Sluggers, gar mit 15:0 überrollt. Im letzten Gruppenspiel spielten die Reds gegen den hessischen Meister, die Main-Taunus Red Wings. Auch die Hessen hatten keine Chance gegen die toll spielenden Schwaben und wurden mit 7:3 niedergerungen. Als Gruppenerster waren sich die Reds im Halbfinale gegen den Gruppenzweiten der anderen Gruppe wohl zu siegessicher.

Sensationelles Finale der Reds

Das Spiel gegen die Mainz Athletics war nämlich an Dramatik kaum zu überbieten. Erstmals rannten die Reds bei den deutschen Meisterschaften einem Rückstand hinterher. Erst mit 0:4- und dann noch mit 3:6-Punkten. Im vorletzten Spielabschnitt (Inning) gelang der 6:6-Ausgleich, im letzten dann gar die Führung mit 7:6. Doch Mainz hatte noch das Nachschlagrecht und der Vorsprung von nur einem Punkt war dünn für die Stuttgart Reds. Jedoch gab sich der eingewechselte Pitcher Felipe Homberg keine Blöße und ging mit dieser Drucksituation scheinbar locker um. Der erste Mainzer Schlagmann schlug den Ball direkt auf den Stuttgarter Pitcher, der diesen aufnahm und zum ersten Aus an der 1. Base verwertete. Die beiden folgenden Schlagleute strikte Felipe Homberg direkt aus. Der Jubel kannte keine Grenzen, das Finale war mit dem 7:6 erreicht. Im Finale trafen die beiden besten Nachwuchsteams der beiden vergangenen Jahre erneut aufeinander. Die Regensburg Legionäre waren bis ins Finale souverän durchmarschiert. Und dort waren die Legionäre für die meisten der 500 Zuschauer der klare Favorit. Doch die Reds, aufgeputscht durch den letzten dramatischen Sieg, begannen wie die Feuerwehr. Einen Läufer nach dem anderen brachte das Team des TV Cannstatt auf die Bases. Und noch im ersten Spielabschnitt gelang Stuttgarts Nick Ripper ein Homerun. Die sonst so souveränen Regensburger wussten gar nicht, wie ihnen geschah. Mit 5:0 beendeten die Reds den ersten Abschnitt. Im gesamten Turnier hatten die Regensburger bis dahin insgesamt nur zwei Gegenpunkte kassiert. Nun waren alle gespannt auf die Reaktion der Regensburger Offensive. Die Reds setzten nun als Pitcher auf ihren Nationalspieler Moritz von Bergen. Das gesamte Turnier über hatte man das Stuttgarter Ausnahmetalent als Werfer geschont. Zwar erreichte der erste Regensburger Schlagmann durch einen Hit die 1. Base, doch das sollte der einzige Hit im gesamten Spiel der Regensburger bleiben. Moritz von Bergen beherrschte die sonst so gute Offensive der Regensburger nach belieben. Im gesamten Spiel kamen nur zwei Legionäre überhaupt an die 1. Base. Ganz im Gegenteil bei den Reds. Hit auf Hit gelang ihnen. Und wenn mal ein Regensburger den Baseball aufnehmen konnte, passierten dem inzwischen deutlich verunsicherten Team Fehler. Mit drei Punkten im 2. Inning und jeweils einem Punkt in den beiden folgenden Abschnitten schraubten die Reds das Ergebnis auf 10:0 hoch. Mit einem Strike Out beendete von Bergen das Spiel, und der Jubel der Stuttgart Reds und der erstaunten Baseballfans kannte keine Grenzen mehr. Die Stuttgart Reds schafften die Sensation, besiegten ihren Angstgegner und feierten nach 2010 ihren zweiten deutschen Meistertitel, der übrigens genau auf dem selben Platz erkämpft wurde. Moritz von Bergen wurde außerdem noch als bester Spieler und Schlagmann des Turniers ausgezeichnet.

Das U-18-Team wurde bei den deutschen Meisterschaften außerdem Dritter. Dies ist besonders bemerkenswert, da die Schwaben im Halbfinale das einzige Team waren, das keine Nachwuchsakademie besitzt. Der deutsche Meister Regensburg und Vizemeister Paderborn haben dies, und auch die Mainz Athletics haben eine solche Talentschmiede. Trotzdem konnten die Reds zumindest die Mainzer im kleinen Finale mit 15:10 besiegen. Aber, mahnt Jugendwart Markus Weil von den Stuttgart Reds, eine Nachwuchsakademie müsse in Stuttgart bald installiert werden. Sonst würden die vielen Talente des TVC bald woanders spielen.Christoph Manske