Von Torsten Streib

Bad Cannstatt - Jule Breuningers Lieblingszahl ist die Eins. Diese steht auch dick und fett auf ihrem Trikot. Sie spielt aber nicht Fußball und steht nicht etwa im Tor. Vielmehr ist sie von Base- und der weiblichen Variante Softball begeistert und schwingt in beiden Sportarten für die Stuttgart Reds - die Baseballer des TV Cannstatt - den Schläger. Weil sie mit ihren zwölf Jahren bereits sehr erfolgreich ist, könnte man meinen, die Zahl Eins hat symbolischen Charakter und sie will immer die Beste sein. Dem widerspricht sie vehement. „Nee. Klar finde ich es super, wenn ich gut spiele und mit dem Team gewinne, aber die Eins gefällt mir einfach, ich weiß auch nicht, warum“. Die Beste im Land ist sie aber dennoch bereits - zumindest mit der U-12-Mannschaft der Reds: Als eines von drei Mädchen im Cannstatter Baseball-Team gewann sie vor Kurzem die Deutsche Meisterschaft. Center und Second Base sind ihre Positionen, wo sie ihre Stärken hatte. Dabei sind Fangen, Schnelligkeit und ein zielgerichteter Wurf erforderlich. Diese Eigenschaften beherrscht Jule und auch das Schwingen des Schlägers machen für die Steinhaldenfelderin den Reiz der Sportart aus. „Fangen, Werfen, Schlagen und Rennen sorgen für viel Abwechslung. Das finde ich an meinem Sport so spitze.“ Und Rennen, vor allem wieselflink, kann sie besonders gut. Das ist auch dem Nationaltrainer des deutschen U-16-Softball-Teams nicht verborgen geblieben. Bei einem Sichtungslehrgang wurde sie für den Perspektivkader für die Europameisterschaft 2017 nominiert und trug vor Kurzem erstmals das Deutsche Nationaltrikot. Eine coole Sache sei das gewesen, strahlt die Schülerin des Zeppelin-Gymnasiums am Stöckach.

Keine Softball-Jugend

Nervös gewesen? „Überhaupt nicht“. Ihre Mutter Angelika muss dabei schon etwas schmunzeln und erinnert sich an das Sichtungstraining zur Nationalmannschaft: „Als wir damals in die Halle kamen und Jule mit ihren 1,45 Meter die teilweise 16-Jährigen und 1,80 Meter großen Mädchen sah, wurde ihr schon etwas mulmig und sie meinte, wir sind hier falsch, komm wir gehen wieder.“ Nichts da, sagte ihre Mutter und siehe da: „Sie hat sich durchgebissen und überzeugte unter anderem durch ihre Schnelligkeit.“ Sicher ist es noch nicht, dass sie Deutschland bei der EM vertreten wird, die Nominierung steht noch aus. Wenn sie es nicht schaffe, gehe die Welt aber auch nicht unter. „Ich bin die Jüngste und ich kann es ja noch in den kommenden Jahren packen.“

Den Spagat zwischen Base- und Softball - unter anderem sind die Ballgröße und die Wurftechniken unterschiedlich - wird sie künftig weiterhin machen. Zwangsläufig: Die Reds haben bislang nämlich nur eine Softball-Mannschaft - die Frauen, die in der Bundesliga spielen. „Für eine Jugendmannschaft fehlen die Spielerinnen“, bedauern Jule und ihre Mutter gleichermaßen.

Zum Baseball ist Jule Breuninger mit sechs Jahren durch ihren älteren Bruder Marius gekommen. Dieser fing mit dem Sport oben auf dem Schnarreberg an, Jule wurde immer zum Training „mitgeschleppt“. Nur Zuschauen war aber nicht ihr Ding. „Ich wollte selbst spielen.“ Zwei, drei Mal gab Jule noch Ruhe, dann „hielt sie es nicht mehr aus, hat es ausprobiert und ist hängen geblieben“, lacht ihre Mutter. Auch zur Freude ihres Opas Rudolf Breuninger. Dieser leitete viele Jahre lang die Geschicke des TV Cannstatt und ist Ehrenvorsitzender. Darüber hinaus hat er sich im Jahr 1994 dafür stark gemacht, dass sich die Reds dem TVC angeschlossen haben.