Wahrscheinlich bald nicht mehr VfB-Trikot: Serey Dié (links). Wahrscheinlich bald neu im Stuttgarter Dress: Roy Beerens. Foto: dpa Foto: dpa

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Jos Luhukay gehört zu den Fußballtrainern, denen der Transferschluss Ende August ein Ärger ist. „Es wäre leicht, das einen Monat vorzuziehen. Dann wäre Schluss, bevor die Meisterschaft beginnt und jeder Verein müsste entsprechend planen“, sagte der neue Coach des Bundesliga-Absteigers VfB Stuttgart. Die Zweitliga-Saison startet am Wochenende 5. bis 8. August – die Zeit der Unsicherheit wird dann noch dreieinhalb Wochen fortdauern. Eine ungute Situation.

Mindestens sechs Spieler stehen im Moment im VfB-Kader, die Anfang September wahrscheinlich für einen anderen Club spielen werden. So lange sie aber noch da sind, kann kein Ersatz verpflichtet werden, obwohl Luhukay und die Manager – ein hauptverantwortlicher Sportdirektor wird immer noch gesucht – einige Namen auf dem Zettel haben und in den Gesprächen mit den Kandidaten recht weit sind. „Wir sind vorbereitet“, sagte der Trainer.

Von den Wechselkandidaten sind zurzeit nur zwei auf dem Trainingsgelände in Stuttgart: Lukas Rupp, den es zu 1899 Hoffenheim zieht. Und seit dem heutigen Montag Toni Sunjic. Filip Kostic und Przemyslaw Tyton hätten eigentlich auch erscheinen sollen, bekamen aber auf unbestimmte Zeit länger frei. Zeit, um ihren Wechsel voranzutreiben. Bei Torhüter Tyton gibt es im Moment wenig Konkretes. Mit Deportivo La Coruna und Olympiakos Piräus wird der Pole in Verbindung gebracht. Bei Kostic ist alles eine Frage des Geldes – die Liste der Interessenten ist lang. Wirft man einen Blick auf die einschlägigen Gerüchteseiten im weltweiten Netz, dann fällt ein Großteil der Spekulationen rund um den VfB auf den Namen des Serben: Kostic und der FC Southampton, Kostic und der FC Villarreal, Kostic und Leicester City, Kostic und Swansea City, Kostic und der FC Valencia, Kostic und der Hamburger SV.

Um die 15 Millionen Euro wird der VfB vermutlich für den Flügelflitzer erlösen, der wie Rupp einen Vertrag bis 2019 besitzt. Die fünf Millionen Euro, die die Hoffenheimer angeblich für Rupp geboten haben, sind den Stuttgartern zu wenig. „Ich sitze zwischen allen Stühlen“, sagte der Mittelfeldspieler dem „Kicker“.

Finanziell hat der VfB wenig Druck, denn durch die Einnahmen für Antonio Rüdiger (AS Rom/acht Millionen Euro) und Timo Werner (RB Leipzig/zehn Millionen) ist die Kasse bereits gut gefüllt. Handlungsbedarf besteht mehr aus planerischen Gründen. Denn Luhukay möchte verhindern, dass ein potenzieller Zugang abspringt, weil der Platz in Stuttgart noch nicht frei ist. Also sind die Schwaben ebenfalls an schnellen Lösungen interessiert und werden sich wohl auch in Sachen Rupp, der den Verein früh und klar über seine Absichten informiert hatte, einigen. Zumal Luhukay sagte: „Ich möchte nur Spieler in meinem Kader haben, die sich hundertprozentig mit dem VfB identifizieren und mit uns aufsteigen möchten.“

Beerens fehlt Spielpraxis

Das würde auf Roy Beerens zutreffen, der auf dem Sprung von Hertha BSC Berlin nach Stuttgart steht. Der niederländische Außenstürmer hat sein letztes Spiel allerdings im vergangenen September gemacht. Danach saß er nur noch auf der Bank oder der Tribüne. Luhukay hatte den 28-Jährigen vor zwei Jahren von Alkmaar zur Hertha geholt. Er spielte dort eine starke Hinrunde, fand nach einer Bänderverletzung aber nie zu seiner Topform zurück. „Unter Jos Luhukay hatte ich einen guten Start in Berlin, auf meiner ersten Auslandsstation. Er legt Wert auf ein gutes Flügelspiel. Und er weiß, was ich kann“, sagte Beerens „Voetbal International“ in den Niederlanden. Die von den Berlinern geforderten 1,5 Millionen Euro, die sie damals auch nach Alkmaar überwiesen, dürften weniger das Problem sein als die Frage, ob Beerens dem VfB wirklich weiterhelfen kann. Luhukay glaubt offensichtlich daran.

Sonderurlaub haben auch noch Florian Klein, Serey Dié und Emiliano Insua, deren Verbleib in Stuttgart ebenfalls unsicher ist. Klein, der sich jüngst überraschend doch zum VfB bekannt hat, darf noch bis Mitte Juli das EM-Aus mit der österreichischen Nationalmannschaft verarbeiten, Dié und Insua warten auf Nachwuchs.

Luhukay wäre vermutlich froh, wenn schon der 31. August wäre. Möglichst dann mit einem schlagkräftigen Kader und schon neun Punkten auf dem Konto. Der Spielplan wird am Mittwoch veröffentlicht.