Mit 22 Punkten aus elf Spielen ist der VfB jetzt Zweitliga-Zweiter. Foto: Rudel - Rudel

Von Florian Huber

Karslruhe – Wie schnell sich die Zeiten doch ändern: Vor zwei Wochen, nach dem 0:5 bei Dynamo Dresden, trauten sich die Spieler des VfB Stuttgart nicht zu ihren schimpfenden Fans. Heute konnte es nicht schnell genug gehen. Die VfB-Spieler wollten nach dem 3:1 (1:0)-Derbysieg beim Karlsruher SC zu ihren Fans. Schnell. Sofort. Auf direktem Weg. Doch die wenigen Meter in die Kurve des Wildparkstadions mit den 3000 Stuttgarter Fans, er glich einem Hindernisparcours der ganz beschwerlichen Art. Es ging über Gitter, Absperrungen und vorbei an vielen Stadionordnern in neongelben Leibchen. Aber auch diese Aufgabe meisterten die Stuttgarter Derbysieger ähnlich elegant wie sie das in den 90 Minuten auf dem Spielfeld getan hatten. Zehn Punkte hat Hannes Wolf nun in seinen ersten fünf Spielen als VfB-Trainer geholt, den ersten Auswärtssieg in Karlsruhe gelandet. „Das ist gut. Wir wollen uns da oben festbeißen“, sagte der Stuttgarter Trainer.

Das scheint zu klappen. Mit 22 Punkten aus elf Spielen ist der VfB jetzt Zweitliga-Zweiter. „Ich hänge mir deshalb aber nicht die Tabelle übers Bett“, sagte Wolf. Sein Bett steht ja immer noch in einem Stuttgarter Hotelzimmer, da wäre das auch etwas schwieriger. Definitiv leichter gemacht hat den Schwaben heute das frühe 1:0. „Wir waren heute kaltschnäuzig und effektiv“, sagte Stuttgarts Matthias Zimmermann im Stadionbauch mit nacktem Oberkörper. Die erste Chance führte zum ersten Tor: Ein Freistoß des Ex-Karlsruhers Berkay Özcan legte Carlos Mané auf Takuma Asano ab. Bei seinem Schuss aus zwölf Metern war KSC-Keeper Dirk Orlishausen chancenlos.

Die Badener machten fortan das Spiel, die Schwaben blieben über die wieselflinken Mané (rechts) und Asano (links) bei ihren Gegenstößen immer gefährlich. Das Problem: In der Mitte fehlte ein Abnehmer für die Flanken. Bis zur Halbzeitpause. Wolf nahm Toni Sunjic raus und brachte Mittelstürmer Simon Terodde, der drei Wochen lang mit einem Muskelfaserriss in der Wade gefehlt hatte. „Das hat das Spiel verändert. Zu unseren Gunsten“, sagte Wolf hinterher. Denn Terodde brauchte nicht einmal 60 Sekunden für das Stuttgarter 2:0. „Da bin ich eine Minute auf dem Platz und dann ist das Ding auch noch vor der eigenen Kurve drin. Sensationell“, sagte der Zweitligatorschützenkönig der Vorsaison über sein Kopfballtor nach Insua-Flanke. Der Argentinier brachte den KSC allerdings gerade einmal fünf Minuten später mit seinem Handspiel im Strafraum zurück ins Spiel. Moritz Stoppelkamp besorgte das 1:2 (51.) vom Punkt aus.

Den Karlsruhern fehlten aber schlicht die spielerischen Mittel, den gut stehenden VfB irgendwie zu gefährden. Nur mit Kampf und noch mehr leidenschaft geht es dann halt auch nicht. „Wir hatten mehr Chancen das 3:1 zu machen“, sagte Wolf.

Stuttgarts Kapitän Christian Gentner traf nach 65 Minuten nur die Latte, weil KSC-Keeper Dirk Orlishausen noch mit den Fingerspitzen dran war.

Karlsruhe fehlte die Präzision, den VfB in Bedrängnis zu bringen. Statt 2:2 stand es so nach 86 Minuten folgerichtig 3:1 für die Stuttgarter. Joker Alexandru Maxim schloss einen Konter überlegt ab.

„So eine Derby-Niederlage schmerzt besonders“, sagte Orlishausen geknickt. Der Unterschied zwischen dem Spitzenclub VfB und dem Kellerteam KSC ist auch die Qualität, die von der Bank kommt. In Terodde und Maxim wechselte Wolf heute gleich zwei Torschützen ein.

Debütant

Überraschend durfte Marcin Kaminski sein Startelfdebüt beim VfB Stuttgart feiern. Der 24-jährige Neuzugang agierte auf der Sechserposition, rückte in der zweiten Hälfte für Toni Sunjic in die Innenverteidigung. Beides machte er ordentlich. „Er hat diese Woche einfach gut trainiert“, sagte VfB-Trainer Wolf: „Er ist ja kein Nobody, sondern hat schon 200 Spiele bestritten.“ Angeblich stand Kaminski im Sommer vor einem Wechsel zum KSC, ehe der VfB noch dazwischengrätschte.

Karlsruher SC: Orlishausen – Valentini (74. Rolim), Kinsombi, Figueras, Kempe – Mavrias (56. Torres), Stoppelkamp, Prömel, Yamada – Hoffer, Kamberi (56. Diamantakos).

VfB Stuttgart: Langerak – Großkreutz, Sunjic (46. Terodde), Baumgartl, Insua – Kaminski, Zimmermann – Mané, Gentner, Asano (77. Maxim) – Özcan (80. Klein).

Schiedsrichter: Stegemann (Niederkassel).

Zuschauer: 27 930 (ausverkauft).

Tore: 0:1 Asano (10.), 0:2 Terodde (46.), 1:2 Stoppelkamp (51./Handelfmeter), 1:3 Maxim (86.).

Gelbe Karten: Kempe (3), Figueras (2), Prömel (3), Torres (1) / Großkreutz (4).

Beste Spieler: Orlishausen, Kinsombi / Insua, Gentner.