Sandhausens Torhüter Marco Knaller ist vor Takuma Asano am Ball. Der Japaner im VfB-Trikot wird es wieder versuchen. Foto: dpa Foto: dpa

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Wenn Timo Baumgartl etwas amüsiert, kann er das nicht verbergen. Die Augenbrauen nach oben, der Mund leicht schräg. Die Frage war in den Augen des Mannes, der mit seinen bald 21 Jahren bereits ein Führungsspieler beim Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart ist, aber auch so etwas von abwegig. Ob die fünf Punkte Vorsprung des Spitzenreiters auf den Zweiten Eintracht Braunschweig denn schon ein gewisser Puffer seien. „Neineineineinein“, sagte Baumgartl und wedelte mit dem Zeigefinger. „Wir wollen bis zum Saisonende jedes Spiel gewinnen. Auch wenn wir natürlich wissen, dass das nicht klappen wird.“

Im Spiel gegen den SV Sandhausen hatte es geklappt, wie in den beiden Begegnungen des noch jungen Jahres zuvor. 1:0 in St. Pauli, 2:0 gegen Fortuna Düsseldorf, 2:1 gegen Sandhausen – Tabellenführung. Wenn es aber noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Stuttgarter trotz guter Leistung in jedem Spiel hart um den Erfolg kämpfen müssen, dann war es diese Partie gegen Sandhausen. Und auch das ist ihnen klar: Sie werden auch wieder ein schwächeres Spiel machen.

Schwächephase überwunden

Gegen Sandhausen reichte eine schwächere Phase nach der Pause, die das Spiel fast fast zum Kippen gebracht hätte. Die Partie sei der Mannschaft kurzzeitig „entglitten“, sagte Trainer Hannes Wolf. Aber die Mannschaft kämpfte sich nach dem Ausgleich durch Richard Sukuta-Pasu nach einer Stunde wieder hinein. Und hatte vorne Stürmer Simon Terodde, der seinem Tor zum 1:0 das zum 2:1-Sieg folgen lies.

Das muss den Stuttgartern zu denken geben: Es bedurfte offensichtlich des Ausgleichstreffers, damit sie zu ihrem Spiel zurückfanden. Aber sie bekamen die Kurve. So wie sie diese kleine Krise während der 90 Minuten gegen Sandhausen überwunden haben, könnten sie auch eine Schwächephase während der Saison überwinden. So könnte die Erkenntnis lauten. „Es ist gut zu sehen, dass die Mannschaft auch mit Widerständen umgehen kann“, sagte Sportvorstand Jan Schindelmeiser.

Der Sieg gegen die beeindruckend auftretenden Sandhausener war verdient. „Aber wir hätten auch verlieren können“, wie Wolf betonte. Die Fehler benennen, das Positive betonen, das ist die Maxime des Trainers. „Es ist wichtig zu sehen, dass wir es zwei Mal in diesem Jahr geschafft haben, einen Sieg zu erkämpfen“, sagte über die Auftritte gegen St. Pauli und Sandhausen. Der VfB ist die spielstärkste Mannschaft der Liga, aber diese Qualität allein reicht nicht. Das wussten die Stuttgarter schon vor der Saison, und das bestätigt sich seither jede Woche. Wolf drückte es mit viel Überzeugung in der Stimme so aus: „Jedes einzelne Spiel in dieser Liga ist total schwer. Wir werden nicht den Fehler machen, uns als Favorit zu fühlen, nur weil wir der VfB Stuttgart sind.“

Mit dieser Einstellung kann es etwas werden mit dem Wiederaufstieg: Der VfB ist der Favorit, aber das mündet nicht in Selbstzufriedenheit, sondern in Selbstsicherheit. Auch Schindelmeiser, der niemals zu Überschwang neigt, erkannte in der Mannschaft den „Glauben an die eigene Stärke“.

Der drückt sich in einer lange nicht gesehenen Stabilität in der Defensive aus. Und in Spielfreude in der Offensive: Carlos Mané zuzusehen macht viel Spaß, Takuma Asano läuft, dribbelt und ackert, Winter-Zugang Julian Green ließ seinem durchwachsenen Debüt in St. Pauli zwei starke Spiele folgen, in denen er immer wieder selbstbewusst den Torabschluss suchte. Die Klammer bilden Anto Grgic, der einen soliden Part im defensiven Mittelfeld spielt und sämtliche Standartsituationen ausführt, sowie Kapitän Christian Gentner.

Die Stuttgarter lassen keinen Zweifel daran, dass sie weiter hart für jeden Sieg arbeiten wollen. Eines aber lässt sich Timo Baumgartl nicht nehmen, wie er mit einem breiten Strahlen kundtat: „Wir sind überglücklich mit unserem Start.“