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Stuttgart – „Wir würden auch eine zweite Saison in der 2. Bundesliga überstehen“, sagt Stefan Heim, der Finanzvorstand des VfB Stuttgart. Aber er hofft, dass sich das vermeiden lässt. Denn es war ein Kraftakt, die gewaltigen finanziellen Einbrüche von 51 Millionen Euro – oder 43 Prozent – nach dem Abstieg aus dem Oberhaus aufzufangen. Das immerhin „ist sicherlich gelungen“.

Von Sigor Paesler

Wie üblich präsentierte der VfB-Finanzchef den Mitgliedern auf der jährlichen Versammlung die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres. Die waren, wie meistens, ordentlich. Einen Umsatz von 125,5 Millionen Euro haben die Stuttgarter im Jahr 2015 – gleichbedeutend mit der Rückrunde der Saison 2014/2015 und der Hinrunde der Spielzeit 2015/2016 – gemacht. Die Ausgaben beliefen sich auf 123,5 Millionen Euro, was einen Gewinn von zwei Millionen Euro bedeutet. Gut gewirtschaftet also.

Der größte Posten der Ausgaben war wie immer der Aufwand für die Lizenzspieler. Dabei hat der VfB den Tiefstand des Jahres 2014  überwunden und gab statt 42,1 Millionen Euro im Vorjahr 47,6 Millionen Euro für die Profis aus. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 waren es noch 68 Millionen Euro. „Danach haben wir uns von Champions-League- auf Bundesliga-Niveau bewegt“, erklärt Markus Schmidt, Direktor Rechnungswesen/Controlling.

Ziel der wieder leichten Steigerung der Ausgaben für die Mannschaft war eigentlich, nach Jahren des Abstiegskampfes sportlich wieder besser dazustehen. Statt dessen aber kam es zum Worst Case Abstieg Oder wie es Heim als Finanzmann ausdrückt: „Wir wollten den Umsatzrückgang auf jeden Fall vermeiden. Das ist uns nicht gelungen.“

Deshalb behandelte der weitaus spannendere Teil von Heims Ausführung gestern die Frage nach den finanziellen Auswirkungen des Niedergangs in die 2. Bundesliga und die danach, wie der Verein das schultert. Gedanken darüber mussten sich Heim und seine Mitstreiter bereits Anfang des Jahres machen, als der Abstieg schon als Damoklesschwert über dem Wasen schwebte. Einen Finanzplan aufzustellen, in dem man mit 51 Millionen Euro weniger auskommen muss, ist eine große Herausforderung. Der größte Posten, der wegfiel, waren die Fernsehgelder: Etwa elf statt 38 Millionen Euro bekommt der VfB in Liga zwei aus diesem Topf. Von den Sponsoren erhält der Klub nur 6,7 Millionen Euro weniger – was auch daran lag, dass Heim und Co. kräftig Klingeln putzten. Kein Geldgeber sprang ab, dazu zahlen viele auf Bundesliganiveau weiter.

Am Ende spart der VfB durch geringere Ausgaben für die Lizenzspieler (18,6 Millionen Euro), Reduzierung des Betriebsaufwandes und weiterer Personalkosten (17 Millionen) Euro und Transfererlösen (32 Millionen Euro) sogar 16,6 Millionen Euro mehr ein als erforderlich. „Wir haben noch Handlungsspielraum“, sagt Heim stolz – stellt aber klar, dass Sportvorstand Jan Schindelmeiser im Winter nicht für die komplette Summe einkaufen darf.

Eines kann man jetzt schon feststellen: Finanziell meistern die Stuttgarter die 2. Bundesliga – alles vor dem Hintergrund, möglichst schnell wieder aufzusteigen. Klappt es in dieser Runde, könnte der Verein sogar gestärkt daraus hervorgehen: Die Einnahmen werden fast wieder auf dem Niveau der Abstiegssaison sein, der Kader aber ist erst einmal günstiger.

Die Maxime bei Heims Sparpolitik lautete deshalb: „Es wäre falsch, den Umsatzrückgang nach dem Abstieg durch Transfererlöse zu schließen.“ Denn der VfB braucht eine starke Mannschaft, damit es nicht mehr als ein Jahr in der 2. Bundesliga wird.