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Von Hannes Kern

Stuttgart – Wer soll den VfB Stuttgart auf dem Weg zurück in die Fußball-Bundesliga noch aufhalten? So stark wie sich der Zweitliga-Tabellenführer beim 3:1-Sieg über den 1. FC Union Berlin präsentierte, müsste in den verbleibenden vier Spielen schon viel schieflaufen, um das angestrebte Ziel zu verfehlen. Gleichwohl üben sich Trainer, Verantwortliche und Spieler trotz aller Freude über den Sieg und die drei Punkte Vorsprung in Bescheidenheit und Bodenhaftung.

„Wir wollen erst gar nicht anfangen zu rechnen. Noch ist nichts passiert“, schob Sportvorstand Jan Schindelmeiser aller aufkommenden Euphorie einen Riegel vor. Und Trainer Hannes Wolf, der als Spieler beim 1. FC Nürnberg II miterlebt hat, wie ein großer Vorsprung erspielt werden kann, wird nicht müde, auf die Schwere der bevorstehenden Aufgaben hinzuweisen: „Das wird noch ein ganz heißer Ritt – in jedem der vier Spiele.“

Bei allem Vertrauen in die eigene Stärke hat der Trainer noch alle Schwächephasen vor Augen, die sich der VfB in dieser Saison geleistet hat. „Wir sollten nicht meinen, wir hätten diese Phasen hinter uns. Es gibt auch dieses zweite Gesicht. Überheblichkeit hat bei uns nichts zu suchen. Wir wollen normal bleiben“, sagte er, als würde er dem Braten nicht ganz trauen.

In die gleiche Kerbe schlug Timo Baumgartl, der nichts davon wissen wollte, dass der VfB möglicherweise schon die halbe Miete erreicht habe. „Um Gottes Willen. Wir hatten diese Situation schon nach der Winterpause. Man hat gesehen, was daraus geworden ist. Wir dürfen uns nicht darauf ausruhen“, sagte der Innenverteidiger.

Trotz aller gebotenen Vorsicht konnte auch Wolf nicht umhin, die Mannschaft für ihren beherzten Auftritt gegen die Berliner zu loben. „Es war eine Topleistung auf allen Ebenen. Ich bin mit allen Spielern zufrieden“, sagte der 36-Jährige. „Es war ein guter Schritt auf dem Weg, den wir gerade gehen.“

Ob der VfB die beste Saisonleistung erbracht hat, sei dahingestellt. Auf jeden Fall haben die Stuttgarter ihre Reifeprüfung bestanden. Die Vorstellung war über weite Strecken bundesligawürdig.

Beeindruckende Willensstärke

Die Stuttgarter hatten nach dem Anschlusstreffer nur eine kurze Wackelphase und danach ihre Nerven wieder im Griff. Die Willensstärke war beeindruckend. Die Mannschaft strebt mit aller Macht dem Aufstieg entgegen.

Der Stuttgarter Offensiv-Power waren auch die defensivstarken „Eisernen“ aus Berlin nicht gewachsen. Die Flügelzange mit Takuma Asano und dem jungen Josip Brekalo riss die Union-Abwehr immer wieder auseinander. Und das Mittelstürmer-Duo Simon Terodde und Daniel Ginczek sucht in der 2. Bundesliga seinesgleichen.

Hinzu kommt, dass Alexandru Maxim fitter und lauffreudiger ist denn je. Der Rumäne offenbarte sein spielerisches Potenzial, einschließlich seiner famosen Schusstechnik beim Freistoß zum 1:0.

Wolfs Hauptaufgabe ist es, das Personal bei Laune zu halten, den Spielern Sicherheit zu geben und positive Entwicklungen zu verstärken. Wie bei Brekalo, den er für gute Trainingsleistungen mit einem Einsatz in der Startelf belohnte. Der 18-Jährige zahlte es mit einem starken Auftritt zurück. „Entscheidend ist, was jeder mit seiner individuellen Qualität in die Mannschaft einbringt“, sagte Schindelmeiser und fügte hinzu: „Wir brauchen alle, um erfolgreich zu sein.“

Und um in die Bundesliga zurückzukehren.

Mané am Knie operiert – Rund sechs Monate Pause

VfB-Offensivspieler Carlos Mané ist nach seiner schweren Knieverletzung in seiner portugiesischen Heimat operiert worden. Der Eingriff in Lissabon sei erfolgreich verlaufen, sagte Stuttgarts Sportvorstand Jan Schindelmeiser nach dem 3:1-Sieg des VfB Stuttgart im Topspiel der 2. Bundesliga gegen den 1. FC Union Berlin. „Jetzt ist die Frage, wann er wieder nach Deutschland kommt. Es kann aber gut sein, dass er nächste Woche wieder hier ist und die Reha aller Voraussicht nach hier absolviert“, sagte Schindelmeiser. Der 23-Jährige wird wahrscheinlich mindestens sechs Monate ausfallen.

Von Sporting Lissabon ist Mané für zwei Jahre an den Fußball-Zweitligisten ausgeliehen. Sporting könnte ihn aber nach der laufenden Saison vorzeitig zurückholen. „Carlos möchte das nicht. Er möchte sehr, sehr gerne bei uns bleiben. Und wir würden das begrüßen“, sagte Schindelmeiser.