Warm eingepackt absolvieren die Spieler des VfB Stuttgart das erste Training in diesem Jahr. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Christoph Fischer

Stuttgart - Mit der Vergangenheit mag er sich nicht mehr beschäftigen. „Die können wir nicht mehr ändern“, sagt Trainer Hannes Wolf vom VfB Stuttgart. Er war auf den Kanaren, Silvester hat er zuhause in Dortmund verbracht. „Aber dann habe ich mich auch wieder auf Stuttgart gefreut“, schiebt er nach, ehe gefragt wird. „Das englische Modell ist schon krass, da wird immer weitergespielt, aber bei mir war es auch nicht so, dass ich kurz vor dem Burnout gestanden hätte.“ Wolf ist gut gelaunt nach der ersten Trainingseinheit im neuen Jahr.

Seine persönliche Bilanz von 2016? „Es war ein gutes Jahr für mich, wir haben uns mit dem VfB eine gute Ausgangsposition geschaffen. Wenn vor der Saison einer gesagt hätte, 32 Punkte zur Halbzeit, jeder hätte das unterschrieben.“ Wenn da nicht die blamablen Vorstellungen bei den Aufsteigern in Dresden und Würzburg gewesen wären. „Das waren aber auch die einzigen Spiele, in denen die Einstellung nicht stimmte“, sagt Wolf rückblickend. „Das hat jeden von uns massiv geärgert. Die Intensität dieser Liga ist brutal, aber wir haben trotz dieser Spiele die Chance, mit diesem Kader das große Ziel zu erreichen. Das ist die Vision, die uns durch die Rückrunde tragen soll.“ Dass zwischenzeitig mit dem Zugang von Nationalspieler Holger Badstuber vom FC Bayern München spekuliert wurde, auch das nimmt Wolf von der humorvollen Seite. „Das ist nicht konkret geworden und ich habe keine Aufforderung erhalten, nach München zu fahren, um mit ihm zu reden. Hätte ich natürlich gerne getan.“ Sie haben einen anderen vom FC Bayern geholt. Mit Julian Green startete der VfB in die Vorbereitung. Der US-Nationalstürmer absolvierte nach überstandenem Muskelfaserriss eine Laufeinheit. „Ich hoffe, dass Julian schnell ins Mannschaftstraining einsteigen kann und uns auf Anhieb verstärkt“, sagt Wolf.

Green selbst will in Stuttgart einen neuen Anlauf nehmen, um seine Karriere voranzutreiben. „Ich hoffe, dass ich in ein bis zwei Wochen topfit bin.“ Der VfB sei seine erste Wahl gewesen, „ich habe über nichts anderes nachgedacht“.

Dass er vom großen FC Bayern nach Stuttgart wechselt, hält er nicht für einen Rückschritt: „Ich habe beim FC Bayern nicht viel Spielzeit erhalten, und ich will in Stuttgart meinen Beitrag dazu leisten, dass wir aufsteigen.“ Green ist kein Kraftpaket, aber einer, der spielerische Akzente setzen kann. Davon haben sie beim VfB Stuttgart zwar schon einige, aber Wolf hält ihn trotzdem für einen großen Zugewinn. Beim Hamburger SV hatte es der junge Mann auch schon einmal probiert, aber da hat es nicht funktioniert. Green: „Damals hat mich Mirko Slomka geholt und eine Woche später haben sie ihn entlassen. Das ist alles nicht optimal gelaufen, aber ich will mich mit dieser Zeit auch gar nicht mehr beschäftigen.“

Neuanfang ist angesagt. „Der VfB Stuttgart hat mir das Gefühl gegeben, dass sie mich wirklich wollen. Ich wäre sicher nicht gekommen, wenn der Verein auf dem drittletzten Tabellenplatz stehen würde.“ An Selbstbewusstsein hat es Julian Green nie gemangelt. Jetzt muss er es in Stuttgart nur noch auf den Platz bringen. „Ich bin offensiv für jede Position offen, das Gesamtpaket passt.“

Dass die Offensive nicht das Problem des Clubs ist, weiß natürlich auch der Trainer. Deshalb sind sie vor dem Trainingslager in Lagos auch noch offen für weitere Verstärkungen. Präsident Wolfgang Dietrich hatte mehrfach unterstrichen, dass dafür noch Geld in der Kasse ist. Aber die Schwaben werden es nur für Spieler ausgeben, die dem Verein auf dem Rückweg in die Bundesliga in der Defensive wirklich helfen können. „Wir halten die Augen offen“, sagt Wolf, aber „andererseits bin ich kein Freund von Verstärkungen in der Winterpause um jeden Preis. Wir müssen körperlich, mental und taktisch gut arbeiten, nur Mentalität reicht nicht.“